Logan

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Ich wollte nichts weiter, als zu verschwinden.  Am liebsten zu dem Fremden in das Café.
Ich fühlte mich unwohl in dem schwarzen Kleid, dass mir um die Knie bauschte.
Ich hielt den Blick auf das Tischtuch gesenkt, wollte nicht aufsehen.

Die Blicke meiner Eltern durchbohrten mich nahezu.
„Arbeitest du noch immer in dieser Bibliothek?", fragte meine Mutter und ich hob den Blick.
Ich nahm schnell einen Schluck von meinem Wasser und nickte dann.
„Ja, die Arbeit macht mir Spaß und meine Chefin ist eine wirklich liebe Frau.", erklärte ich leise und spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg.
Ich redete mit meinem Eltern nicht gerne über die Arbeit und Geld.
Sie führten mir nämlich immer wieder vor Augen, dass sie mehr hatten.
„Ist die Bezahlung in Ordnung?", wollte nun auch mein Vater wissen.
Sein strenger Blick ließ mich frösteln.
Mein Vater war ein strenger und harter Mann. Man musste sich ihm fügen, oder man wurde wegen Ungehorsam bestraft. Einmal musste ich für eine Stunde, in der Ecke stehen, weil ich ihm immer wieder widersprochen habe.
Sein schwarzes Haar, das von einigen grauen Strähnen durchzogen war, trug er immer streng zurückgekämmt.
„Ich kann mit ihr Leben", antwortete ich ihm und versuchte verzweifelt zu verhindern, dass mir die Schamesröte ins Gesicht kroch.
Wohl eher überleben.

Mein Vater nickte nur und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf meine Mutter.
Man konnte meinen, dass Isobel Harrison vor zwanzig Jahren eine bemerkenswerte schöne Frau war.
Eine schöne Frau war sie gewesen, eine gute Mutter keineswegs.
Ich hatte das lockige Haar und den etwas dunkleren Hautton von ihr geerbt.
Ihr Gesicht wies einige Falten, was bei ihrem Alter nicht wirklich verwunderlich war.
Sie steuerte die Sechzig an und das konnten hundert Schichten Make-Up und Gesichtsmasken nicht verbergen.
„Ach und bevor ich es vergesse: Logan wird gleich kommen und mit uns essen. Er ist seit gestern Abend wieder in Chicago.", erklärte mir meine Mutter im beiläufigen Ton, doch ich hörte ihr nicht mehr zu. Nicht, seit sein Namen gefallen war.
Mein Puls schoss in die Höhe und meine Handflächen wurden schweißnass.
Ich hatte Mühen, meine Atmung in Schach zu halten.
„Wieso hat mir das niemand gesagt?", fragte ich, bemüht um eine ruhige Stimmlage. Meine Mutter zuckte mit den Schultern und meinte, sie hielten es nicht für nötig, mir schon vorher darüber zu berichten.
„Ich hoffe, ich bin nicht zu spät, und ihr habt schon ohne mich gegessen.", ertönte in diesem Moment eine Männerstimme und der Stuhl neben mir wurde zurückgezogen. Der penetrante Geruch von literweisem Männerparfum drang mir in die Nase.
Ich schloss die Augen und zählte bis fünf, atmete tief ein und aus.
„Olivia.", zischte meine Mutter und bracht mich dazu, die Augen zu öffnen und sie anzusehen.
Ihr Blick war kühl, ihre Frisur saß perfekt.
Sie deutete auf Logan und ich biss mir fest auf die Innenseite meiner Wange.
Dann drehte ich mich zur Seite und sah in das verhasste Gesicht des Mannes, der neben mir saß. Ein gezwungenes Lächeln umspielte meine Lippen.
Ich wollte am liebsten so viel Abstand wie nur irgendwie möglich, zwischen uns bringen.
Sein dunkelblondes Haar war zurückgekämmt und er trug einen schwarzen, teuren Anzug.
Er unterhielt sich mit meinen Vater, doch richtete seine Aufmerksamkeit auf mich, als er merkte, dass ich ihn ansah.
Ein kleines, unscheinbares Grinsen legte sich um seine Lippen, das die Grausamkeit und Boshaftigkeit, die verborgen hinter der Fassade des erfolgreichen, angehenden Arztes lagen und kalter Angstschweiß trat auf meine Stirn.
„Lang ist es her, Olivia.", sagte er und bedachte mich von oben bis unten. Seine Augen blieben einen Moment zu lang auf meiner Oberweite und ein Unwohlsein breitete sich in meiner Magengegend aus.
Er sah mich abfällig an, bedeutete mir, dass ich in seinen Augen nichts weiter, als der Dreck unter seinen teuren Lackschuhen, war.
Ich schluckte meine Angst hinunter und zwang mich zu einer höflichen Antwort.
„Die sechs Monate sind ja wie im Flug vergangen. Wo wirst du als nächstes hinreisen, Logan?", wollte ich gespielt interessiert wissen und sprach seinen Namen wie ein Schimpfwort aus.
Logan's Eltern waren beide angesehene Ärzte und ihr Sohn wollte in ihre Fußstapfen treten und reiste viel herum, um sich mehr Wissen anzueignen.
So hieß es jedenfalls.
Doch in Wahrheit schläft er sich durch jedes Bett auf diesem gottverdammten Planeten.
Ein kurzer Ausdruck der Wut legte sich auf sein Gesicht, ehe er wieder die charmante Maske aufsetzte.
Er räusperte sich.
„Ich bleibe für eine Weile hier, meine Liebe. England ist zwar wirklich schön, aber nirgendwo ist es besser, als zu Hause, nicht wahr?"
Ich wollte ihm dieses blasierte Grinsen am liebsten aus dem Gesicht kratzen und ihm jedes einzelne dunkelblonde Haar vom Kopf reißen.
Meine Hände verkrampften sich.
Er würde also hier bleiben. Er würde in meiner Nähe sein.
Ich wollte mich am liebsten übergeben.
Ich nickte nur und hoffte, er würde die Blässe in meinem Gesicht nicht erkennen.
Die Kellnerin kam nach einigen Minuten und nahm unsere Bestellungen auf.
Ich wähle wahllos irgendein ein Gericht von der Karte.
Als die Kellnerin verschwand, sah mich meine Mutter streng an.
„Davon wirst du noch dicker, als du eh schon bist.", schimpfte Isobel missbilligend.
Ich wusste, dass ich nicht als Model durchgehen könnte, mit den etwas dickeren Oberschenkeln, den etwas breiteten Hüften und den kleinen, „Speckröllchen" am Bauch.
Ich wollte gerade etwas erwidern, als sich eine kalte Hand, auf meinem Oberschenkel legte.
Ich versteifte mich.
Ekel stieg in mir auf und ich versucht seine Hand, von meinem Schenkel zu bekommen.
Doch daraufhin krallten sich Logan's Finger in mein Fleisch und ich konnte ein leises, schmerzerfülltes Wimmern nicht unterdrücken.
Ich schielte zu dem jungen Mann neben mir, der in ein Gespräch mit meine Eltern verwickelt war.
Logan war charmant und wusste was er zu einer Frau sagen musste, um sie in sein Bett zubekommen. Doch eigentlich war sein Geld der Hauptgrund, weshalb viele Frauen die Beine für in breit machten.
Als nach einigen Minuten die Getränke kamen, verschwand Logan's Hand noch immer nicht.
Ich hielt die Tränen zurück, mir fiel das Atmen schwer.
Ich wollte am liebsten aufstehen und aus diesem Restaurant verschwinden.
Meine Eltern unterhielten sich noch immer mit ihm. Sie haben einen wirklichen Narren an ihm gefressen.
Als unser Essen nach einiger Zeit kam, verschwand Logans Hand noch immer nicht von meinem Oberschenkel. Nein, ganz im Gegenteil! Sie wanderte immer weiter hinauf.
Die Panik in mir stieg immer weiter an.
Ich stieß meinen angehaltenen Atmen zittrig aus und merkte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
Ich war kurz davor, aufzuspringen und zu verschwinden.

Doch dann, breitete sich ein leichtes Kribbeln in meinem Nacken aus.
Ich fühlte mich beobachtet. Ich versuchte meinen Blick unbemerkt durch das Restaurant schweifen zu lassen.
Doch ich entdeckte nichts weiter als essende Menschen. Ich sah Eltern mit ihren Kindern, auch ein älteres Paar entdeckte ich. Sie alle trugen teure Kleidung und Schmuck in Wert von mehreren meiner Monatsmieten.
Ich versuchte mich auf mein Essen zu konzentrieren, Logans Berührungen zu ignorieren und das Kribbeln in meinem Nacken.
Das klappte einige Zeit auch gut, nur dann verstärkte es sich und es konnte gutmöglich sein, dass ich mir das nur einbildete, doch ich hatte das Gefühl, dass das Kribbeln nun mit jeder Sekunde wärmer wurde. Nach einiger Zeit entschuldigte mich hastig und flüchtete zu den Toiletten.
In den Kabinen war niemand und auch bei den Waschbecken war keine Frau anzutreffen.
Ich stellte mich vor den Spiegel und sah mich einen Moment lang an.
Mein dunkelbraunes Haar, lag mir gelockt über den Schultern. Ich hatte keine Zeit, mir meine Haare aufwendig zu frisieren.
Mein Kleid war schlicht und meine schwarzen High-Heels waren an den Sohlen schon etwas abgelaufen. Neue konnte ich mir aber nicht leisten.
Seufzend schloss ich die Augen und dachte über den heutigen Tag nach.
Um genau zu sein, über die Unterhaltung mit dem fremden Russen, dessen Namen ich noch immer nicht kannte.

Als ich daran dachte, wie viel Geld meine Eltern hatten, als ehemaliges Model und Anwalt, brodelte Wut in mir auf.
Ich stand, seit ich 18 war auf eigenen Beinen und musste mir alles selbst erarbeiten.
Ich hatte mich schon gefragt, weshalb mich meine Eltern in so ein Restaurant, das ich mir nie im Leben hätte leisten können, begleiten musste.
Normalerweise aßen wir bei meinen Eltern.
Die Erkenntnis traf mich erst einige Sekunden später.
Es war wegen Logan!
Wollten sie etwa-!
Ich stürmte wutentbrannt aus dem Raum, achtete nicht auf den Weg und war bereit aus diesem Restaurant zu verschwinden.

Doch als ich plötzlich gegen wen knallte, wurde meine Wut von Scham begraben.
Der Aufprall riss mir die Luft aus den Lungen.
Ein Arm schlang sic um meine Taille und hinderte mich somit am Fallen, während ich an eine breite Brust gedrückt wurde.
Der leichte Geruch von Aftershave, vermischt mit etwas Parfüm und noch etwas anderen, das ich  nicht benennen konnte, ließ mich wie eine Katze auf Katzenminze reagieren.

Ich schmiegte mich gegen diese Brust und ich wollte am liebsten in diesem Geruch baden!
Eine Hand legte sich plötzlich in meinen Nacken.
Das kühle Metall von Ringen ließ eine Gänsehaut über meinen Körper rieseln.
„Zuerst eine große Raubkatze, mit ausgefahrenem Krallen und jetzt ein kleines, anschmiegsames Kätzchen."

Hey!
Ich will mich für meine Inaktivität entschuldigen. Doch die letzten zwei Schulwochen waren anstrengend und ich bin nicht wirklich zum schreiben gekommen.
Aber ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel und ihr habt Freude damit. :)

Frisson-sinful pleasureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt