Frisson-sinful pleasure

kaputt

Dimitrij- vor 24 Jahren

Ich presse mich enger an meine Mutter, die ihren Arm um mich legt und mir durch das Haar streicht.
Meine Augen sind noch immer rot angeschwollen und das Zittern, das durch meinen Körper rauscht, will nicht aufhören.
Vater hat mir vor ungefähr einer Stunde einige Male in den Bauch getreten, weil ich seine Frau, Tatjana, zu lange angesehen habe.
Mutter nennt sie "Betthäschen".
Mit diesem Begriff kann ich wenig anfangen.

Tatjana hat einen Sohn zusammen mit meinem Vater. Er ist 3 Jahre jünger als ich und heißt Adam. Er bekommt alles von Vater. Seine Liebe und seine Aufmerksamkeit, während ich all seinen Hass und seine Wut abbekomme.

Der Gestank von Zigarettenrauch und Alkohol hängt in der Luft und ich muss mich zusammenreißen, um nicht auf den teuren Parkettboden zu erbrechen.
Vater würde mich umbringen.

Ich sehe zur Seite, zu Wladimir, der sich neben mich setzt. Er grinst mich breit an und zeigt mir seine Zahnlücke.
Er ist mein bester Freund und gleichzeitig mein Cousin.
Igor, sein Vater ist der Bruder meines Vaters.
Eine hässliche, noch sehr frische Narbe, zieht sich quer über sein Gesicht. Igor hat ihm diese zugefügt, da er eine seiner Affären beleidigt hatte.

Ich werfe einen Blick auf den großen Tisch, an dem alle sitzen und Karten spielen.
Mein Vater, mein Onkel Igor, seine neue Hure Lidja und noch Maxim und Michail.
Die beiden sind Cousins von meinem Vater und Igor.
Im Laufe des Abends werden immer mehr Freunde und Verwandte dazukommen.

Maxim hat zwei Söhne.
Boris und Andrej.
Ich mag die beiden nicht.
Sie sind gemein und böse.
Michail ist kinderlos. Er will keine Kinder. Sie sind ihm zu anstrengend und kosten seiner Meinung nach, zu viel Geld.

„Elena!", blafft mein Vater und ich spüre, wie sich meine Mutter versteift.
Sie lässt von mir ab, steht auf und kommt zu meinem Vater.
Ich verstehe nicht über was sie reden, doch plötzlich steht mein Vater auf, hebt die Hand und schlägt meiner Mutter mit dem Handrücken ins Gesicht.
Ihr Kopf fliegt zur Seite und kurz heben die Anderen am Tisch den Kopf, spielen dann jedoch unbeirrt weiter.

Vater packt sie an den Haaren und sagt etwas zu Maxim und Michail, woraufhin alle in schallendes Gelächter ausbrechen.
Nur Mutter nicht.
Sie steht mit gesenktem Kopf neben meinem Vater.
Ihr langes, blondes Haar verdeckt ihr schönes Gesicht.
Mama ist für mich die schönste Frau auf der Welt.

Mein Vater lässt die Haare meiner Mutter los und stößt sie zu Boden, bevor er sich wieder setzt. Sie rappelt sich aber gleich wieder auf, geht zur kleinen Bar und schenkt Alkohol in ein Glas ein, bevor sie es ihm bringt.

Als sie wieder zu Wladimir und mir zurückkommt, wischt sie sich über die Augen.
Mama weint.
Ich hasse es, wenn sie weint.

Sie setzt sich wieder neben mich und lächelt mich an.
Es ist ein zittriges Lächeln und sie hat Mühe es aufrecht zu erhalten.
Ihre Augen sind glasig.
Ich schlinge meine Arme um ihren Hals und drücke mich an sie.

„Es ist alles in Ordnung, Dimitrij.", sagt sie leise, doch das Schniefen überhöre ich nicht.
Ich weiß, dass nichts in Ordnung ist.
Mein Vater ist ein Mistkerl, der meine Mutter schlägt und demütigt.
Er sieht nichts weiter, als ein Spielzeug in ihr, mit dem er machen kann was er will.
Er hat sie vor 13 Jahren nach Russland verschleppt, doch zuvor hat er ihr das Blaue vom Himmel gelogen, ihr versprochen sie zu lieben und zu ehren. Sie hat ihm geglaubt und hat sich in ihn verliebt.
In ein Monster, das sie schon sehr bald zerstören würde.

Ich schaue über Mamas Schulter zum Tisch, zu meinem Vater.
Er kippt gerade den Alkohol seine Kehle hinunter.

Eine brennende Wut macht sich in mir breit und heißer Hass brodelt durch meine Venen.
Er wird dafür büßen, was er Mutter antut.
Sie allesamt werden wegen seinen Taten leiden.