aufgewacht

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Ein schmerzhaftes Pochen hinter meiner Stirn zwang mich, die Augen aufzuschlagen.
Ich starrte einige Sekunden lang an die schwarze Zimmerdecke und blinzelte mir den Schlaf aus den Augen.
Das Bett in dem ich lag war riesig und unglaublich bequem- und es gehörte nicht mir!
Ruckartig setzte ich mich auf und lehnte mich ans Kopfende und sah durch den Raum.
Ich lag in einem fremden Bett und in einem fremden Zimmer.
Die dunkelblauen Vorhänge waren nicht zugezogen und so schien helles Mondlicht durch die deckenhohen Fenster und erhellten den Raum spärlich.

Wo zum Teufel war ich?!
Ich kniff die Augen zusammen und ignorierte so gut es geht meine Kopfschmerzen.
Dann schlug ich die warme Decke beiseite und stand langsam auf. Der Parkettboden unter meinen Füßen war kühl.
Ein Schwindelgefühl überkam mich und ich musste mich wieder hinsetzen um nicht hinzufallen.
Ein leichtes, unangenehmes Brennen machte sich auf meinen Knien bemerkbar und ich sah an mir herunter.
Sie waren aufgeschürft und rot.
Ich blinzelte, als ich sah, dass ich nur ein einfaches, zu großes T-Shirt und einen einfachen Slip trug.
Meine Wangen verfärbten sich rot aus Scham und Wut auf denjenigen, der mich ausgezogen hatte.

Der Schwindel ließ nach einiger Zeit nach und ich stellte mich wieder auf und setzte einen Schritt vor den anderen, bis ich bei einem Fenster ankam und mich gegen die Fensterbank lehnte. 
Der Ausblick, der sich mir bot, verschlug mich im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache.
Vor mir erstreckte sich ein wunderschöner, großer Blumengarten.
Dahinter ein kilometerweiter, tiefer Wald.
Wieder drängte sich die Frage in den Vordergrund, wo ich hier war und warum ich hier war.
„Du bist endlich wach.", ertönte es tief hinter mir und alle Härchen auf meinem Körper stellten sich auf, ehe ich mich umdrehte.
Ein Mann saß in einem gepolsterten Sessel.
Sein Haar war tiefschwarz, seine Augen funkelten wie zwei Smaragde und seine Schönheit raubte mir den Atem.

Wie lange er da wohl schon saß?

Ich blinzelte einige Male und kniff mir sogar in den Arm,um mich zu vergewissern, dass ich nicht doch träumte oder mir mein Verstand einen fiesen Streich spielte.
Doch als der Mann aufstand und dann wenig später vor mir stand und auf mich hinab lächelte, wusste ich, dass ich nicht halluzinierte.
„Bitte leg dich wieder hin, Olivia. Du hast das Beruhigungsmittel nicht vertragen und deinen Kopf hast du dir auch gestoßen.", sagte er leise und sogar etwas besorgt.
Ich starrte ihn aber noch immer nur stumm und ungläubig an.
„Verstehst du was ich sag-", setzte er an, doch wurde von mir unterbrochen.
„Wieso bin ich hier?", wollte ich wissen und ging einen Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen.

„Du bist hier, weil ich es so entschieden habe, meine Kleine.", erklärte er noch immer lächelnd und ich spürte, wie die Wut in mir aufwallte. Aber auch die Angst schlich sich leise in den Vordergrund.
Die Erinnerungen der letzten Stunden brachen wie eine Flutwelle über mich ein.
Er hat Logan getötet. Er hat ihn erschossen und mich entführt.
Meine Kehle wurde eng und mein Magen begann zu rebellieren.
„Du hast ihn umgebracht! Du hast einem Menschen das Leben genommen!", spie ich ihm erzürnt entgegen und hielt mich an der Fensterbank fest.
Meine Beine zitterten stark und mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Er verengte die Augen und wollte einen Schritt auf mich zukommen, doch ich hielt ihn auf.
„Bleib weg von mir!", knurrte ich und blinzelte die Tränen aus meinen Augen.
Der höfliche und charmante, fremde Mann war verschwunden und machte einem unberechenbaren und mordenden Entführer Platz.
Er seufzte tief und kam dann doch auf mich zu.
Mit einem langen Schritt war er bei mir und kesselte mich so zwischen ihm und der Fensterbank ein.
Mein Atem ging schnell und unregelmäßig.
„Du weinst nicht wegen ihm. Du weinst eher, weil du nicht glauben willst, dass ich es war, der in erschossen hat. Ich denke sogar, du bist froh darüber, dass er nicht mehr ist.", murmelte er und die Sanftheit in seiner Stimme stand im starken Kontrast zu seinen Worten und der gesamten Situation.
„Wieso hast du ihn erschossen?", fragte ich als nächstes und wenn ich ehrlich war, dann wollte ich die Antwort gar nicht wissen.
„Weil er dich falsch angefasst hat, weil er dir Angst gemacht hat. Weil er sich an dir vergreifen wollte."
Das ergab Sinn. Irgendwie zumindest.
Er griff vorsichtig nach meinem Hinterkopf, was mich heftig zusammenzucken ließ. Dimitrij drückte mich an sich und sofort roch ich ihn.
Er roch gut. Nach Zitrusfrüchten und dunklem Leder.
Seine Umarmung war warm und sollte Trost spenden.
Fast hätte ich ironisch aufgelacht.
„Ich weiß wie du dich jetzt fühlst. Du bist wütend und verwirrt. Das ist vollkommen in Ordnung. Aber du sollst wissen, dass du meine Entscheidung und die daraus resultierenden Konsequenz nicht anzuzweifeln hast. Ich weiß, was ich tue.", erklärte und ein kaum merklicher, scharfer Unterton schwang in seiner Stimme mit.
Ich verspannte mich und nickte nur. Wenn ich was sagen würde, dann würde meine Stimme brechen. Er drückte meinen Kopf leicht weg von sich, um mir in die Augen zu schauen.
Sein Blick war liebevoll und warm.
„Wladimir wird dich in zwei Stunden zum Abendessen begleiten. Jetzt will ich, dass du dich noch ein wenig ausruhst.", sagte er und führte mich sanft zum Bett.

„Und bevor du fragst: eines der Hausmädchen hat dich umgezogen." Er grinste leicht, aber ich antwortete nicht.
Zufrieden beobachtete er, wie ich mich ins Bett legte.
„Bis in zwei Stunden, meine Kleine.", meinte er und ging dann zur Tür.
Ich sah ihm hinterher.
Seine Hand lag bereits auf der Klinke.
„Bevor ich es vergesse: Versuch gar nicht, aus dem Zimmer zu kommen. Es wird nichts bringen."
Mit diesen Worten verschwand er und ich hörte das Verschließen der Türe.
Mit tausenden, unbeantworteten Fragen ließ er mich alleine.
Dimitrij hatte Recht, ich war erleichtert, dass Logan nicht mehr lebte.
Außerdem hatte er mich vor einer weiteren Vergewaltigung gerettet.
Doch wer versicherte mir, dass ich hier nicht noch schlimmeres Erleben würde?

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