20. Kapitel

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----- Adrians POV:

Ich zuckte zusammen. "Blake!" Verdammte scheiße! Warum knallte sie die Tür immer so zu? Was hatte sie eigentlich für ein Problem? Ich ging in die Küche, um mir ein Spiegelei zu machen. Ich machte auch eins für Blake, dann klopfte ich an ihre Zimmertür. Sie antwortete nicht. Ich öffnete die Tür einen Spalt breit und sah sie auf dem Bett liegen. Sie hatte die Beine bis zum Kinn herangezogen und schaute mich mit schmerzerfüllten Augen an. "Was willst du?", murmelte sie. Ich stellte das Spiegelei und ein Glas Orangensaft auf ihr Nachttisch. "Alles okay, Carma?" Sie schloss die Augen und sagte: "Ich mag keine Eier. Kannst du bitte gehen?" Ich seufzte und wollte erneut eine Diskussion beginnen, doch als ich sie anschaute, wurde mir bewusst, dass das Letzte, was sie im Moment wollte, mein Gesicht zu sehen war. Ich ließ das Spiegelei stehen, falls sie ihre Meinung ändern sollte und wandte mich um, um das Zimmer zu verlassen. Dabei fiel mir auf der Kommode eine Packung voller Tampons auf. "Oh shit", sagte ich, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Sie hatte tatsächlich ihre Tage. Ich schluckte schwer. Jeder Kerl wusste, dass er einer Frau während dieser Zeit nicht zu nahe treten durfte. Und ich hatte es trotzdem getan. Ich schlug mir gegen die Stirn. Wie sollte ich das ganze Chaos beseitigen, das sich in den letzten Tagen angestaut hatte? Wie sollte ich Blake  klarmachen, dass es mir Leid tat, dass die ganze Sache mit Hanna aus dem Ruder gelaufen war? Hasste Blake mich tatsächlich? Machte sie mich für alles verantwortlich? Ja, denn du bist es, rief mein Gewissen. Und plötzlich erschien Blake wieder vor meinem inneren Auge. Und trotz des ganzen Dramas konnte ich mir ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Die angepisste Blake gefiel mir echt gut. Sie hatte mich "Idiot" genannt. Ich schüttelte den Kopf. Es war so seltsam solch ein Wort aus ihrem Mund zu hören. Und ich hätte nie gedacht, dass sie so laut schreien konnte. Doch das Lachen verging mir, als ich mich an die letzte Nacht erinnerte. Sie hatte ewig im Bad geweint und wollte einfach nicht rauskommen. Und heute musste sie erneut weinen. Machte ich sie tatsächlich  so fertig? Ich fühlte mich plötzlich mies. "Irgendwie müssen wir den ganzen Scheiß zwischen uns klären..." murmelte ich. Ich hatte das Bedürfnis, ihr zu zeigen, dass ich kein ganz so großes Arschloch war. Ich schnappte mir die Autoschlüssel und ging in die Tiefgarage. Dann fuhr ich zum nächsten Supermarkt. Ich stand vor den Kühlregalen und hatte keinen blassen Schimmer, welche Sorte Eis Blake am liebsten mochte. Also packte ich einfach alle möglichen Sorten in den Einkaufswagen. Als ich zuhause ankam, bepackt mit zwei Einkaufstüten, sah ich Blake in der Küche stehen. Ich lief ebenfalls in die Küche und stellte die Tüten auf der Küchentheke ab. Blake hatte das Spiegelei nicht angetastet, sondern hatte es in die Spüle gelegt. Sie schaute auf, als sie mich bemerkte. Sie stand gekrümmt vor der Kücheninsel und verzog ihr Gesicht. "Carma, ist alles in Ordnung mit dir?" Sie nickte nur leicht. Sie log eindeutig. Ihr Gesicht war wieder schmerzverzerrt. "Carma...kann ich was tun?" Als sie realisierte, dass ich über ihre momentane Lage Bescheid wusste, wurde sie knallrot. Statt mich darüber zu freuen, weil ich sie wieder in Verlegenheit gebracht hatte, schämte ich mich dafür. Ich öffnete den Mund, um ihr zu erklären, dass ich mich nicht über sie hatte lustig machen wollen, dahörte ich sie etwas murmeln. "Was hast du gesagt?" Sie blickte mir in die Augen. "Ich hab nur, ähm, Bauchweh." Dann drehte sich sich um, und wollte gehen. "Carma, ich hab dir Frühstück mitgebracht." Sie drehte sich um und starrte mit heraufgezogener Augenbraue auf die Tüten. Ich holte die ganzen Eispackungen heraus. Beim Anblick des ganzen Eis helltesich ihre Miene auf. Sie lief zum Regal und holte eine kleine Schüssel. Dann nahm sie aus der Schublade einen großen Löffel. Sie lud sich Schokolade, Erdbeer, Haselnuss und nch einige weitere Sorten Eis auf die Schüssel, nur die Packung mit dem Vanilleeis ließ sie unberührt. Dann nickte sie mir zu, hielt mir die Schüssel kurz entgegen und gab ein trockenes "Danke" von sich. Anschließend lief sie ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Ich schüttelte den Kopf und beobachtete sie, wie sie genüsslich den Löffel abschleckte. Plötzlich hatte ich auch Lust auf Eis. Ich schnappte mir die Packung mit dem Haselnusseis und einen Löffel und gesellte mich zu Blake auf das Sofa. Sie verzog sich sofort in die Ecke des Sofas, als sie mich erblickte. Ich setzte mich in die andere Ecke und so saßen wir und aßen schweigend unser Eis. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir Mal wünschen würde, ein Löffel zu sein. Der Löffel, den Blake sich gerade voller Genuss in den Mund führte. Woher kam dieser Gedanke plötzlich? Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte mich vor nicht einmal 24 Stunden von meiner Freundin getrennt und schon saß ich hier und dachte an so was. Mit einer Frau, die ich nicht besonders leiden konnte und von der ich eigentlich nur wusste, dass sie eine scheußliche Brille trug, einen wunderschchönen Körper besaß und gerade ihre Tage hatte. Was war mit meinem Leben passiert?

Nein, Ich will.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt