-----Blakes POV:
"Wann immer ich will." Die Worte trafen mich wie eine Ohrfeige. Ich starrte Adrian mit offenem Mund an.
Und starrte.
Ich glaube ich blinzelte nicht einmal.
Nach gefühlten fünf Minuten gegenseitigen Starrens, begann Adrian mir mit seiner Hand vor der Nase herumzuwedeln. Ein breites Lächeln prangte auf seinem Gesicht.
"Haaaaallo, Blakey-Baby? Geht's dir gut?", fragte er mich in einem Singsang Ton.
Bei "Blakey-Baby" zuckte ich zusammen. Damit würde er mich nun auf Ewig ärgern.
Beinahe stach er mir das Auge aus, so nah war seine Hand an meinem Gesicht. Ich schlug sie schroff weg. Erstaunt schaute er mich an, die Stirn gerunzelt, seine Augenbrauen gehoben.
"Was ist denn los?", fragte er mit unschuldiger Miene.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich die Hand rieb.
Ich musste ein Grinsen unterdrücken. Damit, dass ich so kräftig zuhauen kann, hatte er nicht gerechnet. Das taten die meisten nicht.
"Hm?", drängte er, während sich ein Grinsen auf sein Gesicht stahl. Noch immer rieb er unauffällig seine Hand.
Ich räusperte mich und presste die Lippen aufeinander. Er hatte mich eiskalt verarscht.
"Du B..." Bastard, wäre mir beinahe herausgerutscht. Ich versuchte mich zu beruhigen, atmete einmal tief durch und fragte mit zusammengepressten Lippen: "Du fliegst also gern Nachts?"
Nun prustete er laut los. "Nachts? Blakey es ist inzwischen schon fast sieben Uhr!" sagte er mit gerunzelter Stirn, noch immer lachend.
Ich ignorierte ihn.
In Gedanken gab ich mir selbst eine Ohrfeige für meine Dummheit. Der Typ besaß einen Privatjet. Und der flog, wann immer er es wollte, wohin er wollte.
Wie hatte ich das nur vergessen können?
Um halb sechs hatte er mich aus dem warmen Bett gerissen. Halb sechs. In meinen Semesterferien! Ich wollte in diesem Moment einfach nur heulen. Mein Schlaf bedeutete mir alles. Ich könnte den ganzen Tag über schlafen, wenn man mich nicht weckte. Und geweckt zu werden konnte ich gar nicht ausstehen.
Missbilligend schaute ich in Adrians Richtung. Er sah gut aus. Ein totaler Morgenmensch.
Ich rümpfte gerade die Nase als er zu mir herüber sah. Schnell versuchte ich zu lächeln, während er mir einen gefälligen Blick zuwarf, seine Augen vor Erheiterung glänzend. Er genoss es so sehr, mich unter Schlafmangel leiden zu sehen. Am liebsten würde ich ihm sein Grinsen aus dem Gesicht schlagen.
"Was ist?", fragte ich ihn.
Kopfschüttelnd wandte er sich ab. "Nichts", sagte er mit den Achseln zuckend.
Du magst zwar verdammt heiß sein Adrian Fitzroy, aber du bist auch ein verdammtes Arschloch, schoss es mir durch den Kopf. Ich musste mich beherrschen ihm das nicht laut ins Gesicht zu schreien.
Blake!, ermahnte ich mich. Du darfst dich ihm gegenüber nicht so verhalten, wie du wirklich bist. Wenn du ihn nicht endgültig verjagen willst, dann beherrsch deine Aggressionen und zügle dein Temperament! Er kennt dich noch nicht gut genug, um mit deiner lauten, unbeherrschten Persönlichkeit klarzukommen. Also sei das brave Mädchen, das du immer bist, wenn du es mit jemandem zu tun hast, den du nicht besonders gut kennst. Dieses Mantra trichterte ich mir die restliche Fahrt über ein.
Ich musste über mich selbst den Kopf schütteln. Ich war ein seltsamer Mensch.
"Nach außen hin introvertiert, nach innen hin extrovertiert", sagten meine wenigen guten Freunde und meine Familie immer. Ich wirkte nach außen hin tatsächlich immer wie eine sehr schüchterne, stille Person. Doch die Menschen, denen ich nahe stand, kannten mich ganz anders. Ich war laut und diskussionsfreudig. Ich ließ mir nichts gefallen und war sogar ziemlich furchteinflößend. Ich hatte meinen Eltern versprochen, Adrian vorerst lediglich die introvertierte Blake zu zeigen, damit er mich nicht für eine Irre hielt.
"Pfff", entfuhr es mir. Das tut er doch sowieso schon, dachte ich bitter.
"Hm?", fragte Adrian mich.
"Gar nichts", entgegnete ich schnell.
"Wie lang fahren wir noch bis zum Flughafen?, fragte ich. "Wir wollen den Flug doch nicht verpassen.", fügte ich trocken hinzu.
Adrian grinste, seine Grübchen wurden sichtbar.
Bei dem Anblick seiner unglaublich süßen Grübchen wurde mir schwindlig. Sie machten sein ohnehin schon schönes Gesicht noch schöner. Schnell schaute ich auf meine Hände, bevor ich rot anlaufen konnte.Dieser Mistkerl machte mich ganz verrückt.
Sein Blick folgte meinem und blieb an dem Zettel hängen, den Dena mir übergeben lassen hatte. Er griff danach, unsere Hände berührten sich einen kurzen Augenblick lang und ich hatte das Gefühl, als würden Funken sprühen. Als hätte mich ein Blitz getroffen.
Adrian überflog den Zettel schnell, ich sah wie sich seine sinnlichen Lippen bewegten, während er still las. Die Röte schoss mir erneut ins Gesicht bei dem Gedanken an das, was auf dem Zettel geschrieben stand.
Adrian lachte laut auf und schüttelte den Kopf. "Deine Freundin...Dena hieß sie doch oder?...sie ist echt genial!", brachte er unter Lachern hervor. "Blake Carmen Young Fitzroy", murmelte er, sein Blick wieder auf dem Zettel.
Ich verdrehte die Augen. Danke Dena, dachte ich bitter. Damit wird er mich jetzt ständig aufziehen.
"Du heißt gar nicht mehr Young.", sagte Adrian plötzlich, vollkommen in Gedanken versunken.
Er schaute mich an, ein ernster Blick war an die Stelle des unkontrollierten Lachens getreten. "Du hast deinen Nachnamen nicht behalten. Du heißt Blake Fitzroy."
Ich zuckte die Schultern. "Ich wusste nicht, dass ich die Wahl hatte."
Er rümpfte die Nase. Jetzt fängt das schon wieder an, dachte ich und verdrehte die Augen.
"Blake Fitzroy", murmelte er und seufzte.
"Tut mir Leid für deinen Nachnamen", sagte ich trocken.
Er schaute auf und musste über meinen Kommentar grinsen. Wow, ich hab ihn zum Grinsen gebracht, freute ich mich.
Das Grinsen erlosch, so schnell wie es erschienen war. Adrian sah auf den Zettel. "Carmen?", fragte er, ohne aufzublicken.
"Ja, mein Zweitname."
Er fasste sich mit einer Hand an sein Kinn und rieb darüber.
Worüber grübelte er?
"Carmen...", murmelte er und klopfte sich mit dem Zeigefinger leicht gegen sein Kinn. Dann, ganz plötzlich huschte ein breites Lächeln über sein Gesicht, als wäre er von einer wahnsinnigen Erkenntnis getroffen worden.
Er schaute mir direkt in die Augen und hielt meinem Blick stand. Das hatte er immer vermieden, mich länger als unbedingt nötig anzuschauen. Nach einer halben Minute wurde mir das gegenseitige Starren unangenehm und ich rutsche auf meinem Sitz hin und her.
Ich räusperte mich und fragte höflich: "Ist was?"
Wie aus einer Trance erwacht, zuckte Adrian zusammen und steckte sich den Zettel in seine Jackentasche.
Erneut sah er mir direkt in die Augen und verkündete in einem stolzen Tonfall: "Carma".
Mit einem Grinsen wandte er sich ab und schaute aus dem Fenster.
"Karma?"
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Oh boy You wake Me and shake Me,
I'll break the bullet in My hand,
I attack but You fight back,
The redder the love the better You make it all ache.
- Ingrid Michaelson: Palm of your hand
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Nein, Ich will.
RomanceDie Inhaltsangabe zur Story gibts gleich auf der nächsten Seite zu lesen :)