-----Blakes POV:
Etwas kitzelte in meinem Gesicht. Ich spürte etwas Warmes, das von meiner Stirn über die Nase zu meinem Kinn verlief. Ich rieb mir die Nase und öffnete die Augen. Meine Brillengläser waren beschlagen. Ich nahm die Brille ab und sah Adrians Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Er hatte sich mit beiden Armen an meine Sitzlehnen gestützt und sich zu mir hinab gebeugt. Mit einem breiten Grinsen bließ er mir warme Luft ins Gesicht. Ich wandte mein Gesicht ab, doch er folgte mir mit seinem. Das Gefühl seines nach Minze duftenden Atems auf meinem Gesicht ließ mich erschaudern. Meine Nase juckte. Mit beiden Händen bedeckte ich mein Gesicht, doch Adrian machte munter weiter. "Ich bin wach Adrian. Du kannst aufhören.", murmelte ich, während ich nur schwer ein Gähnen unterdrücken konnte. Ich hatte vermutlich nicht länger als eine halbe Stunde geschlafen. Adrian brach in Gelächter aus, als er in meine vor Müdigkeit zusammengekniffenen Augen sah. "Wird aber auch Zeit, Blakey!" "Übertreib nicht so. Wie viel Uhr haben wir?" Endlich richtete er sich entrüstet auf. Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn und verdrehte seine schönen Augen. Dann schaute er demonstrativ auf seine Armbanduhr und verkündete theatralisch: "Es ist beinahe 12 Uhr, meine Liebe." Oops, dann hatte ich eben länger als nur eine halbe Stunde geschlafen, wen kümmerte das schon? Was sollte man in einem Flugzeug sonst machen, das man sich mit einem Ehemann teilt, von dem man abgrundtief gehasst wird? Schlafen erschien mir die optimale Lösung. "Na und...", murmelte ich. Dann streckte ich mich. Adrian schüttelte den Kopf, ging an seinen Platz und machte sich daran, seinen Laptop einzupacken. Während ich mit dem Saum meines Oberteils meine Brille putzte, schaute ich in seine Richtung, doch konnte nichts außer seinen Umriss und seine Bewegungen erkennen. Er hielt kurz inne und ich wusste nicht, wohin er blickte. Ich kniff die Augen zusammen, um erkennen zu können, was er tat, doch er blieb unscharf. Als ich kurz darauf ein leises Lachen vernahm, wurde mir klar, dass er mich beobachtet hatte und nun über meine Blindheit lachte. Schnell setzte ich mir die Brille auf die Nase und warf ihm einen "dein-ernst-jetzt?-Blick" zu. Er zuckte die Achseln und sagte trocken: "Schnall dich an. Wir landen." Ich nickte leicht und musste plötzlich laut gähnen. Adrian schnalzte mit der Zunge und setzte sich. Mit hochrotem Kopf tat ich dasselbe. Ich liebte die Landung. Sie war das Beste an Flugzuegen. Ich schaute zu Adrian, der die Augen geschlossen hatte und nicht besonders glücklich aussah. Wo ist denn das Grinsen hin, fragte ich mich verwirrt. Während ich in meiner Tasche nach einem Taschentuch suchte, fiel mir etwas ein. "Wo ist mein iPod?!" rief ich laut. Mit einem entsetzten Blick schaute ich Adrian an, der langsam die Augen öffnete, in seine Hosentasche griff und mir wortlos meinen iPod entgegenhielt. "Warum hast du den?", fragte ich verwundert. Ich hatte doch Musik gehört, bevor ich eingeschlafen war. Hatte er ihn mir weggenommen? Warum? "Ich geb ihn dir, sobald wir hier raus sind.", sagte Adrian mit zusammengepressten Lippen und steckte meinen iPod erneut in seine Hosentasche. Ich wollte ihn jetzt, doch wir durften nicht mehr aufstehen, da das Flugzeug...Verzeihung der "Privatjet" bereits die Landung gestartet hatte. "Okay." Ich biss mir auf die Lippe. Mein iPod war in seiner Hosentasche. Ich würde den iPod nachher in meinen Händen halten...Stop. Ich war erschrocken über meine Gedanken. Nur weil mein Lieblingsgegenstand in der Nähe seines...Oh mein Gott. "Hör auf!" Adrian riss erschrocken die Augen auf bei meinem Aufschrei. Er warf mir einen entsetzten Blick zu und ich hörte ihn murmeln: "Carma...Carma..." Erneut lief ich knallrot an und schluckte. Ich war so unglaublich peinlich. Als ich daran dachte, an was ich soeben gedacht hatte, wurde ich vermutlich lila im Gesicht. Ich räusperte mich und wandte den Blick von Adrian ab. Nach einigen Minuten sah ihn zu ihm und beruhigte mich, als ich sah, dass er seine Augen erneut geschlossen hatte. Ich konnte ihn endlich einmal ungestört beobachten. Er sah viel jünger aus mit geschlossenen Augen, doch er wirkte angespannt. Er hatte den Griff seines Sitzes so fest umschlossen, dass seine Knöchel ganz weiß waren. Als mir plötzlich dämmerte, dass Adrian Angst hatte, konnte ich mich nicht beherrschen und lachte laut auf. Erneut riss er die Augen auf und warf mir einen entnervten Blick zu. "Was hast du für ein Problem?", rief er mit zitternder Stimme. "Ich hab keins. Du offensichtlich schon.", sagte ich mit gehobener Braue und konnte nicht aufhören zu lachen. "Ach ja? Was für eins denn?", zischte er. "Du hast Schiss vor der Landung!", brach es aus mir heraus. Mir liefen die Tränen das Gesicht herunter. Niemals, unter keinen Umständen hätte ich gedacht, dass der große, starke Adrian Fitzroy Angst vor der Landung eines Flugzeugs haben könnte. Er wirkte immer so furchtlos, so dominant. Doch offensichtlich hatte auch er Ängste, genauso wie jeder andere Normalsterbliche. "Wie kann man sich denn bitte vor der Landung fürchten?", rief ich, noch immer laut lachend. "Das Landen eines Flugzeuges ist das schönste Gefühl überhaupt." Als ich Adrians fassunglosem Blick begegnete, schloss ich den Mund und unterdrückte das Lachen. "Du bist vollkommen verrückt, Blake.", zischte er und schloss erneut die Augen. Amüsiert sah ich zu ihm hinüber uns hatte plötzlich Mitleid mit ihm. "Hey Adrian?" "Hmm?!" Er ließ seine Augen geschlossen. "Darf ich dich etwas fragen? Und ich versuche nicht, mich über dich lustig zu machen." Als er die Augen öffnete, erkannte ich noch einen Funken Angst in ihnen, doch er war nun zu beschäftigt damit, genervt von mir zu sein, so dass er sich nicht mehr vollkommen fürchten konnte. Mit einer Geste zu mir, sagte er trocken: "Schieß los." Ich nickte. "Du bist doch ein total wichtiger Geschäftsmann...was auch immer dein Job tatsächlich sein mag. Nun ja, worauf ich hinauswill ist, dass doch ständig in den Zeitungen steht, wo du überall auf der Welt schon warst wegen irgendwelchen ach so wichtigen Treffen mit anderen wichtigen Geschäftsmännern." Während ich sprach, hielt er meinem Blick stand. Das überraschte mich, denn das tat er heute schon zum zweiten Mal. Er sah ziemlich verwirrt aus, da er keinen Schimmer hatte, was ich mit meinem Monolog bewirken wollte. Ich räusperte mich. "Ich nehme mal an, dass du zu diesen Treffen nicht mit dem Auto fährst?" Adrian nickte kurz, seine Brauen gehoben und sein Gesicht vollkommen ratlos. "Dieses Flugzeug bringt dich dorthin?". "Privatjet." Ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen, so sehr er es auch hassen mochte. "Was auch immer...Flugzeug, Privatjet...es fliegt!" Als er mein Seufzen vernommen hatte, hatte ich bemerkt wie er unwillkürlich seine Nase rümpfte und jetzt war seine Geduld am Ende. Adrian klammerte seine Finger um seine Sitzlehne und schloss für einen kurzen Moment die Augen, bevor er sie erneut öffnete, Missbilligung deutlich in ihnen zu erkennen. "Ja Blake! Welch ein Wunder, der Priavtjet fliegt. Was willst du von mir?!", rief er. "Eigentlich wollte ich...", begann ich, doch ich wurde von der Stimme des Piloten unterbrochen, der uns durch Lautsprecher mitteilte, dass wir gelandet seien und uns einen angenehmen Aufenthalt wünschte. Ich blickte schnell in Adrians Richtung und sah seinen überraschten Gesichtsausdruck. Fassungslos starrte er aus dem Fenster, um sich zu vergewissern, dass wir uns nicht mehr in der Luft befanden. Dann wandte er sich mir zu und begegnete meinem Blick. "War doch gar nicht mal so schlimm oder?", fragte ich mit einem kleinen Lächeln, während ich mich von meinem Platz erhob. Er schüttelte lediglich den Kopf, schloss abermals die Augen und lehnte sich kurz in seinem Sitz zurück. Die Anspannung wich nun endgültig von seinen Schultern. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und sah ein Zucken in seinem Mundwinkel, das er mit aller Kraft zu unterdrücken versuchte. Dann stieg ich aus dem Flugz...Privatjet und ließ mich von einem Fahrer, der an einem Wagen in unmittelbarer Nähe des Jets auf uns wartete, zu diesem begleiten. Auf den fragenden Blick des Mannes antwortete ich: "Er kommt gleich. Geben sie ihm einen Moment." Der Mann nickte kurz und schloss meine Tür. Nicht einmal bedanken kann er sich, schoss es mir durch den Kopf. Ob er wohl jedesmal jemanden bei sich hatte, der ihn ablenkte, während sich ein Flugzeug in der Landung befand? Ein Grinsen stahl sich in mein Gesicht. Er sah so süß aus, wenn er Angst hatte. Beinahe wie ein ganz normaler Mensch. Vermutlich war es mir deshalb so einfach gefallen, mit ihm zu sprechen ohne mir Gedanken darüber zu machen, was er von mir hielt. Es war ein gutes Gefühl mit ihm ohne Hemmungen und Furcht sprechen zu können und seinem Blick, der mich sonst so unglaublich verunsicherte, stand halten zu können. Ich hatte mich in den letzten Minuten wie ein richtiger Mensch gefühlt und nicht wie ein Klotz am Bein.
Die Tür des Wagens öffnete sich und Adrian stieg ein. Er hatte sich offenbar von seiner Furcht erholt, denn er hielt die Schultern aufrecht und sein Gesicht war vollkommen reglos, während er es vermied mir ins Gesicht zu schauen. Der alte Adrian war wieder da. Schweigend vergingen die nächsten zehn Minuten, während derer ich aus dem Fenster die vorbeirauschende Stadt bewunderte. Adrian räusperte sich. Ich schaute ihn an, doch er wich meinem Blick weiterhin aus und betrachtete meinen iPod, den er mir entgegenhielt. Wortlos griff ich danach und als sich unsere Finger berührten, spürte ich erneut ein Kribbeln im ganzen Körper. So langsam begriff ich, was die Mädchen in meinen geliebtenLiebesromanen durchmachten und was es mit "es sprühten Funken" auf sich hatte. Adrian zog seine Hand so schnell weg, dass ich den iPod beinahe fallen ließ, doch seine Hand schnellte rechtzeitig wieder vor und hielt ihn fest. Diesmal gelang es mir den iPod in meine Tasche zu retten. Gerade als ich mich erneut dem Aus-dem-Fenster-schauen widmen wollte, hörte ich Adrian etwas murmeln. "Wie bitte?" Er hob seinen Blick und schaute mich. Ich hielt seinem Blick stand, auch wenn er mich nervös machte und ich zu schwitzen begann. Er nickte mir langsam zu. "Danke. Du weißt schon...wegen vorhin." Seine Wangen nahmen eine rötliche Färbung an, wodurch er nur noch hinreißender aussah. Ich hob die Hand und machte eine wegwerfende Bewegung. "Ach...da gibt es doch nichts zu danken." Erneut nickte er mir kurz zu und sagte: "Trotzdem. Danke." Dann nahm er sein Handy aus der Hosentasche und wandte sich von mir ab.
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Nein, Ich will.
RomanceDie Inhaltsangabe zur Story gibts gleich auf der nächsten Seite zu lesen :)