2. Kapitel

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Sie starrte die Tür an. Adrian schloss sie soeben auf. Er gab der Tür einen Stoß und trat hinein. Sofort machte er sich daran, seine Schuhe auszuziehen. Blake war immer noch nicht hereingetreten. Sie schaute den langen Flur hinunter, in dem sie nichts erkennen konnte, da das Licht noch nicht brannte. Sie wusste nicht, weshalb sie zögerte. Es fühlte sich nicht richtig an, dieses riesen Haus zu betreten und es als ihr Zuhause zu bezeichnen. Würde sie es jemals als ihr Haus sehen? Oder würde sie sich immer wie ein unerwünschter Gast vorkommen? Sie dachte an die Zeit vor zwei Monaten, als sie hierherkamen, um das Haus zu besichtigen. Sie war Adrian so dankbar, dass sie in der Stadt leben würden, in der sie studierte. Als sie sich bei ihm dafür bedankt hatte, hatte er mit den Schultern gezuckt und gemeint, das wäre der "Deal". Das Haus hatte ihr sehr gefallen, doch sie fragte Adrian, ob es eine kleine Wohnung nicht auch täte. "Wir sind ja nur zu zweit", hatte sie gesagt, während sie in einem der drei Schlafzimmer standen und die Maklerin den Architekt lobte und vom Parkettboden schwärmte. "Gefällts dir hier nicht oder was? Wenn nicht, brauch ich meine Zeit hierfür nicht verschwenden. Ich muss arbeiten". Das Haus gefiel Blake, sie wollte nur nicht, dass er so viel Geld ausgab. Wofür brauchten zwei Menschen drei Schlafzimmer, eine riesige Küche und ein noch riesigeres Wohnzimmer? Außerdem konnte man zusätzlich zur Toilette und dem großen Badezimmer im Untergeschoß, von zwei der Schlafzimmer direkt in zwei Badezimmer eintreten. Das machten drei Badezimmer für zwei Personen. Doch da sie ihn nicht hatte weiter verärgern wollen, hatte sie ihn angelächelt und gesagt "Mir gefällts!". "Also gut. Wir nehmens.", Adrian hatte sich an die Maklerin gewandt und lächelte sie an.

Nun stand Blake noch immer vor der Haustür und dachte bitter, dass er sogar die Maklerien angelächelt hatte und ihr nicht einmal länger als fünf Sekunden ins Gesicht blickte. Sie seufzte. Gerade als sie sich dazu aufgerappelt hatte einen Schritt ins Haus zu machen, blickte Adrian von seinen Schuhen auf und starrte sie fragend an. Er hatte keinen blassen Schimmer, was seine "Ehefrau" da tat. Wollte sie die Nacht im Freien verbringen? Oder erwartete sie tatsächlich, dass er sie über die Schwelle trug? Er kickte die Schuhe von seinen Füßen und stand auf. Er räusperte sich. "Ähm, Blake?" Sie schaute ihn erschrocken an, als hätte sie ganz vergessen, dass er überhaupt existierte. "Brauchst du Hilfe oder was wird das hier?" Adrian machte eine Geste in ihre Richtung. Blake schaute sofort weg. Sie ertrug es nicht, in seine wunderschönen Augen zu blicken, die nichts als Kälte ausstrahlten. Sie lächelte nervös und murmelte "Nein, nein danke...geht schon" "Vergiss nicht, die Tür hinter dir zu schließen!" rief Adrian ihr zu, während er sich auf den Weg ins Wohnzimmer machte. Die Frau ist doch verrückt, dachte er und knipste das Licht an. Blake trat aus den hohen Schuhen und betrat das Haus.

Sie folgte Adrian ins Wohnzimmer, wo er sich gerade umblickte. Sie war fasziniert. Adrian und sie hatten das Haus bis heute seit der Besichtigung nicht mehr betreten. Ihre Familien hatten ihnen angeboten, sich um die Einrichtung zu kümmern. Dies war ihnen beiden recht, denn Adrian ging seine Arbeit in der Firma seines Vaters, die er erst kürzlich übernommen hatte, natürlich vor. Er war immer noch dabei sich einzuarbeiten. Er wollte seinen Vater stolz machen und versuchte möglichst Fehler zu vermeiden und alles in seine eigenen Hände zu nehmen. Blake hätte ihr Haus zwar gern selbst eingerichtet, doch sie musste ihre Semesterferien nutzen, um ihre Hausarbeit zu schreiben. Aus diesem Grund hatte sie noch bis vor einer Woche in ihrem kleinen Appartment gelebt und war dann zu ihrer Hochzeit gereist, die in ihrer Heimatstadt stattgefunden hatte.

Das Wohnzimmer war unglaublich schön eingerichtet worden. Die Wände waren beige und die Möbel waren alle farblich dazu abgestimmt. Ein großer Fernseher war an die Wand montiert. Einige Meter davon entfernt befand sich ein sehr gemütlich aussehendes Sofa. Darum herum befanden sich zwei Einzelsofas. In der Mitte des Raumes befand sich vor dem Sofa ein kleiner Glastisch. Weiter hinten stand ein großer Esstisch mit Platz für sechs Personen. Von dort aus gelangte man in die große Küche

"Ich finde es schön" sagte Blake, an Adrian gewandt. "Hmm" murmelte dieser und gähnte. Er ließ sich aufs Sofa fallen und sah zufrieden aus. Wow, das ist verdammt gemütlich, dachte er. Er sah, wie Blake in die Küche trat. Ein "Woow" entfuhr ihr. Die Küche war hochmodern eingerichtet und von einem satten weinrot, ihre Lieblingsfarbe. In der Mitte des Raumes befand sich eine Art Kücheninsel. Von so etwas hatte sie immer schon geträumt. Zwei Hocker befanden sich um die Insel herum. Hier würden sie also gemeinsam frühstücken.

Als Blake aus der Küche heraustrat, war Adrian nicht mehr im Wohnzimmer. Er stand oben auf der letzten Treppenstufe und rief nach ihr "Blaaake". Sie folgte ihm dieTreppe hinauf. Dann standen sie beide etwas unentschlossen da. Sie wussten, dass das Zimmer am Ende des Flures ihr Schlafzimmer war. Ein weiteres Zimmer zu ihrer Rechten und eins zu ihrer Linken, stellten die Gästezimmer dar. Außerdem befand sich auf dem Stockwerk ein Fitnessraum und ein großes Arbeitszimmer. Sie hatten nie darüber gesprochen, wem es gehören würde, doch Blake tippte auf Adrian. Sobald sie an Schlaf dachte, überkam Blake wieder die Müdigkeit, die sie im Wagen ermpfunden hatte. Und sie wollte endlich aus diesem Kleid heraus. Auch Adrian schien müde zu sein. Er rieb sich über das Gesicht und schaute sie dann an. "Du kannst das Schlafzimmer haben, wenn du willst", sagte er. Er war stolz auf sich, weil er ihr gegenüber so großzügig war. Viel lieber würde er in dem großen Schlafzimmer schlafen, das hatte nämlich auch das größere Badezimmer. Und einen Balkon. Blake schaute zu Adrian hinauf und sah ihm an, dass er nur höflich sein wollte. Sie schüttelte schnell den Kopf und sagte "Nein, danke. Nimm du das Schlafzimmer. Ich brauch nicht viel Platz." Das war so ein schlechtes Argument. Denn, klar, das Schlafzimmer war das größte, aber die Gästezimmer waren alles andere als klein. Yesss, dachte sich Adrian triumphierend und zuckte dann die Schultern. "Wie du willst." Er ließ Blake stehen und ging in das Zimmer, das dafür gedacht war, von ihnen beiden geteilt zu werden. Die Tür schloss sich mit einem Knall hinter ihm.

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It's so quiet here.

And I feel so cold.

This place no longer feels like home.

- Nikisha Reyes Pile (ft. Ben Cocks): So cold

Nein, Ich will.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt