22. Kapitel

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-----Blakes POV:

Ich riss erschrocken die Augen auf und schlug mir die Hände vor dem Mund zusammen. Ein hässlicher roter Fleck breitete sich auf Adrians Wange aus. "Tut mir so Leid, oh mein Gott, es tut mir Leid, Adrian!" rief ich aufgebracht und vermied es, ihm in die Augen zu schauen. Mein Blick haftete an der Stelle, die nun dunkelrot angelaufen war. Ich senkte den Blick und erkannte, wie Adrian seine Hände zu Fäusten ballte und dann wieder öffnete. Ich hörte seine unruhigen Atemzüge und wartete auf seine Reaktion. Als Adrian sich nicht weiter regte, wagte ich, den Blick zu heben. Ich begegnete seinem kalten, wütenden Blick und schluckte schwer. In dem Moment, in dem sich unsere Blicke kreuzten, fuhr ein Ruck durch Adrians Körper. Er nickte langsam und zum ersten Mal seit einiger Zeit, sah ich, wie er die Nase rümpfte. Oh nein, das kann nicht gut gehen, dachte ich voller Angst. Was hatte ich nur getan? Warum hatte ich ihm eine runtergehauen? Weil er es verdient hat, rief eine innere Stimme mir zu. Ich verdrängte sie und wollte gerade zu einer erneuten Entschuldigung ansetzen, als Adrian plötzlich schrie: "Wenn du dir schon die Freiheit nimmst, mir eine zu verpassen, dann steh dazu und schau mir gefälligst in die Augen!" Ich blickte ihn erschrocken über seine Tonlage an und wollte etwas erwiedern, doch Adrian hob warnend die Hand. "Blake ich warne dich. Weich mir nicht nochmal aus, nachdem du so eine Nummer gebracht hast! Rede endlich! Ich kann keine Gedanken lesen, verdammt nochmal! Weswegen bist du so angepisst? Ist es wegen Hanna? Scheiße, ich habe versucht, mich gestern dafür zu entschuldigen. Warum bist du nur so nachtragend?" Adrian fuhr sich über die Haare und atmete schwer. Er schaute mich aus zusammengekniffenen Augen an. Ich starrte zurück. Ich wünschte, ich hätte ihm noch eine geknallt. Es reichte mir. Endgültig. Ich warf Adrian einen herausfordernden Blick zu. "Adrian, bist du tatsächlich so bescheuert?", fragte ich ruhig. Er hatte sich vom Sofa erhoben und blickte nun verärgert auf mich hinab. Ich sprang ebenfalls auf, denn ich wollte mich ihm nicht länger unterlegen fühlen. Ich stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. "Dass du mich übehaupt nach meinem "Problem" fragst! Adrian du machst mir seit der Verlobung das Leben zur Hölle! Bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit, machst du mir deutlich, wie wenig du von mir hältst. Hallelujah, Botschaft angekommen: Du hasst mich wie die Pest! Ich habs ja schon kapiert, man! Ich hab die Schnauze voll von deinen Sticheleien und deiner negativen Aura. Es reicht. Weißt du, du bist hier nicht der EInzige, der diese Verbindung unfreiwillig eingegangen ist! Ich war nicht scharf darauf, Mrs. Fitzroy oder wie auch immer zu werden. Hat dein kleines Hirn jemals daran gedacht?" Ich musste kurz unterbrechen, denn ich war vollkommen auser Puste. ich hatte mich völlig in diese Auseinandersetzung hereingesteigert und schrie inzwischen. Adrian schaute mich schweigend und mit zusammengepressten Lippen an. Als ich mit dem Reden aufhörte, ergriff er die Gelegenheit, um nun seinerseits zu schreien: "Mach mal halblang, Blake! Ich war nun mal wütend und angepisst, okay? Ich führe seit zwei Jahren eine Beziehung und dann bittet mich mein todkranker Vater aus heiterem Himmel, eine völlig fremde Person zu heiraten! Ich wollte ihn nicht enttäuschen und plötzlich bin ich verlobt. Mit dir! Ich weiß so gut wie gar nichts über dich und du machst es mir auch nicht gerade leicht. Nie sprichst du, nie widersprichst du! Du bist so verdammt unscheinbar, und es wirkt, als ob dich die ganze Sache völlig kalt lässt. Nie ein Ton darüber, wie sehr dich die ganze Sache ärgert. Du hast es einfach so hingenommen, meine Frau zu werden. Das machte mich noch wütender, denn ich dachte, ich wäre der Einzige, der es für vollkommen gestört hält, jemanden zu heiraten, den man nicht liebt! Ich wollte mich nicht gegen meinen Vater wenden, also hab ich mir dich zum Feind gemacht! Es tut mir Leid, okay? Aber warum bist du auch so...so..."Adrian schaute mich hilfesuchend an und gestikulierte in meine Richtung. Ich schluckte schwer. Was er da gerade gesagt hatte, regte mich zum Nachdenken an. Er hatte sich also gewünscht, dass wir beide gemeinsam gegen diese Ehe rebellieren sollten und ich hatte ihn im Stich gelassen. Und weil er seinem Vater nicht wehtun wollte, was ich sogar tatsächlich rührend fand, hatte er mich zu seinem Opfer gemacht. So einfach war das für ihn. Ich schüttelte den Kopf. "So "was", Adrian? Was bin ich?" Er zuckte die Schultern und murmelte: "Du bist so verdammt gefügig!" Ich hob eine Augenbraue und er senkte den Blick. "Wie bitte?", wollte ich wissen. "Blake, du tust alles, was man von dir verlangt. Du stellst nichts in Frage. Du nimmst dein Schicksal einfach so hin..." Ich schlug mir gegen die Stirn. "Adrian du hast ja keinen blassen Schimmer. Du kennst mich nicht, aber du urteilst über mich. Du hast keine Ahnung, "was" ich bin oder wer ich bin. Dass du überhaupt nur annehmen kannst, dass mich das alles hier kalt lässt." Ich fuchtelte mit den Armen. "Es ist äußerst traurig, dass du das Bedürfnis hast, mein Leben zu ruinieren, nur weil du mit deinem unzufrieden bist. Statt auch nur eine Sekunde daran zu denken, dass du nicht das einzige "Opfer" bist. Hast du dich tatsächlich nie darüber gewundert, was es mich alles kostet, dich zu heiraten?" Bei dem Gedanken daran, dass ich wohl nie die Möglichkeit haben würde, jemanden kennenzulernen, der mich aufrichtig liebt, schossen mir die Tränen in die Augen. Adrian sah mich mit einem bedauernden Blick an. Und mit einem verwirrten. Er verstand nicht. Für ihn war es einfach. Er hatte Hanna und sie wusste, dass diese Ehe nicht echt war. Doch wie sollte ich jemals eine Beziehung haben können, wenn ich verheiratet war und nicht über eine Scheidung nachdachte. Jeder Typ, dessen Interesse an mir schon ein Weltwunder wäre, würde schreiend davonlaufen, bei dem Gedanken daran, mit einer verheirateten Frau zusammen zu sein. Ich durfte die Tatsache, dass ich eine Fake-Ehefrau war, niemandem anvertrauen. Außer den bereits eingeweihten Personen, durfte niemand davon erfahren. "Blake?", riss mich Adrians Stimme plötzlich aus den Gedanken. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und gab ein "Hmm?" von mir. "Was kostet es dich?" Ich legte die Stirn in Falten, bis ich verstand, dass er auf meine vorherige Äußerung hinauswollte. Ich machte eine wegerfende Handbewegung und seufzte. "Ach, vergiss es einfach Adrian. Es ist doch sowieso zu spät für alles." Ich schaute ihm in die Augen. Adrian öffnete den Mund und flüsterte: "Das mit Hanna tut mir Leid." "Was tut dir denn Leid?" Er kniff die Augenbrauen zusammen. "Dass ich sie hergebracht habe..." "Weißt du Adrian, ich hätte dir immerhin so viel Respekt zugetraut, dass du sie nicht hierher bringst, wenn ich hier bin. Und auch, dass du wenigstens vielleicht mehr als ein Tag warten kannst, bevor du sie flachlegst. Bin ich in deinen Augen tatsächlich so wertlos, dass es dir scheißegal ist, wenn ich im Nebenzimmer hocke, während ihr euren Spaß habt?" Die Worte kamen so kühl aus meinem Mund, dass Adrian zusammenzuckte. Er schüttelte den Kopf. "Blake, ich gebe zu, das war dumm. Aber du hast den Grund, weshalb sie in der Wohnung war, vollkommen missverstanden. Ich wollte ihr..." Ich unterbrach ihn, denn ich wollte mir die Details ersparen. "Wolltest du mit ihr Schluss machen?" Ich erinnerte mich an die weinende Hanna und an Adrians Worte. Er nickte lediglich. Ich schaute ihn an und er tat mir plötzlich Leid.  Wenn ich schon nicht glücklich werden durfte, sollte er es immerhin. Es hätte keinen Sinn, wenn er sich von ihr trennen würde. Er würde leiden und ich selbst wusste, wie schlimm das war. Ich litt schon lang genug seinetwegen. Kopfschüttelnd und mit einem kleinen Lächeln fragte ich ihn: "Du liebst sie sehr, oder?" Er riss die Augen auf und rieb sich die Schläfen, während er mich eingehend beobachtete. Ich schaute ihn erwartungsvoll an. Schließlich nickte er kaum wahrnembar und murmelte ein leises "Ja". Ich schloss die Augen und sagte: "Ihr beide solltet zusammen bleiben. Ihr passt gut zueinander." Dann nickte ich ihm zu und wollte in mein Zimmer, doch Adrians Frage, ließ mich stocken. "Der Typ im Cafe? Hattest du mit ihm einen schönen Abend?" Ich hob eine Augenbraue. "Was?" "Na, der Typ und du...stehst du auf ihn? Du verlangst Respekt von mir, Blake, aber du selbst bist keinen Deut besser. Ich habe meine Freundin angeschleppt, aber du hast dir gleich einen wildfremden Kerl geangelt." Ich drehte mich zu ihm. Er hatte die Arme verschränkt und schaute mich nun seinerseits herausfordernd an. Ich verschränkte ebenfalls die Arme, bevor ich seufzte. "Adrian, du weißt wirklich rein gar nichts über mich. Statt mich anzubrüllen, wie ich auf die Idee komme, alleine durch London zu rennen, wo ich doch noch nie hier war, hättest du mir auf dem letzten Geburtstag deiner Mutter zuhören sollen, als ich dir erzählt habe, dass ich ein Auslandssemester hier in London gemacht habe. Ich werde schon nicht verloren gehen und deinem Image bei deinem Vater einen Krazter verpassen. Der Typ heißt übrigens Daniel und ist mein Gastbruder." Adrians Mund stand offen und er wich meinem Blick aus. Er ließ die Arme hängen und brachte ein "Oh" heraus. So ein Arsch, dachte ich bitter. Warum war ich eigentlich in so eine ignorante Person verknallt? "Ich respektiere dich Adrian." Mit diesen Worten lief ich auf ihn zu und zog mir den Ehering vom Finger. Er beobachte mich mit hochgezogener Braue. Ich nahm seine Hand in meine und versuchte die Blitze zu ignorieren, die seine warme Hand abgab und mich beinahe zum Zusammenzucken brachte. Ich legte ihm den Ring in die Hand und verschloss seine Finger darum. Ich sah ihm nicht in die Augen und murmelte in Richtung seiner Brust: "Wir sind fertig Adrian. Leg den Ring dahin, wo du deinen eigenen versteckt hast. Vielleicht brauchst du ihn eines Tages für die Richtige." Adrian öffnete seine Hand und schaute den Ring an. "Blake, was soll das? Willst du etwa...?" "Keine Angst, Adrian, wir bleiben verheiratet. Für mich steht ansonsten auch Einiges auf dem Spiel. Aber wir beide sind fertig miteinander. Lass mich bitte in Zukunft einfach in Ruhe. Ich werde dir und Hanna möglischst aus dem Weg gehen." Mit diesen Worten kehrte ich ihm den Rücken zu und ging in mein Zimmer. Dort starrte ich stundenlang die Decke an und krümmte mich unter Schmerzen, da die Wirkung des Medikaments nachgelassen hatte, ich aber nicht das Zimmer verlassen und Adrian begegnen wollte, der die Packung mit den Tabletten im Wohnzimmer auf den Tisch gestellt hatte. Ich lauschte, doch ich konnte keinen Mucks hören. Ob er wohl zuhause war? Oder war er zu Hanna gefahren, zum Feiern?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 21, 2015 ⏰

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