-----Blakes POV
"Wie bitte?" entgegnete ich erschrocken. Was hatte ich wohl getan? Ich lief auf ihn zu und erwiederte seinen angsteinflösenden Blick. Als ich an der Tür angelangt war, griff er mich am Arm und zog mich in die Wohnung. Dann knallte er die Tür zu. Die ganze Zeit über starrte er mich an. Was war denn los mit ihm? Seit wann schaute er mich überhaupt an? Und dann auch noch so durchdringend? "Was ist denn los?", fragte ich, die Achseln zuckend. Er atmete hörbar aus und ballte seine Hand zur Faust. "Was los ist, fragst du mich? Ist das dein Ernst?", presste er hervor. Ich runzelte die Stirn und nickte. Er kam auf mich zu, bis uns lediglich wenige Zentimeter voneinander trennten und hielt mir seinen Zeigefinger ins Gesicht. "Erstens. Wo zur Hölle bist du gewesen? Was bildest du dir eigentlich ein? Mal eben 'ne Stadttour unternehmen und dabei nicht mal das Handy mitnehmen oder was? Was soll der Scheiß? Was hättest du getan, wenn du dich verlaufen hättest?!" Er fuhr sich mit der anderen Hand durch sein Haar. "Und zweitens." Zum Zeigefinger gesellte sich der Mittelfinger. "Wie kommst du auf die Idee meine Brownies zu essen?". Seine Stimme war während seines kleinen Monologs immer lauter geworden, bis er nun schreiend dastand, mit seinen ausgestreckten Fingern hin- und herfuchtelnd. Ich schluckte und starrte ihn erschrocken an. Es kam kein Laut aus meinem Mund, so dass wir uns nun schweigend gegenüber standen. Adrian hatte in der Zwischenzeit die Hände zu Fäusten geballt und blickte mir immer noch direkt in die Augen. Ich biss mir auf die Lippe und überlegte krampfhaft was ich sagen sollte. Ich wusste einfach nicht, was sein Problem war. Nie konnte ich es ihm recht machen. Wäre es ihm lieber gewesen, ich hätte ihn geweckt? Das bezweifelte ich stark. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie Adrian die Nase rümpfte. Oh nein, noch eine Schimpftirade konnte ich im Moment nicht ertragen. Schnell hob ich abwehrend die Hände, bevor er den Mund öffnen konnte und sagte: "Es tut mir Leid Adrian. Das war keine Absicht und es wird nicht wieder vorkommen. Ich wollte dich einfach nicht wecken. Und mein Handy vergesse ich leider ständig." Er nickte, seine Schultern entspannten sich etwas. Doch dann runzelte er wieder die Stirn und öffnete den Mund. "Das mit den Brownies tut mir ebenfalls Leid. Ich gehe dir sofort welche holen. Wie viele möchtest du haben?", sagte ich, bevor er darauf zu sprechen kam. Adrian schloss den Mund, nun vollkommen entspannt und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Beinahe verdrehte ich die Augen. Weshalb amüsierte ich ihn so sehr? Plötzlich machte er auf dem Absatz kehrt und lief in die Küche. Ich stand noch kurz verwirrt im Flur und folgte ihm dann. Er nahm sich die Tüte mit den drei Brownies darin, eine Flasche Wasser und ging ins Wohnzimmer, wo er es sich auf dem Sofa mit der Decke, die ich zusammengefaltet hatte, bequem machte. Nachdem er den Fernseher eingeschaltet hatte, warf er mir über die Schulter einen Blick zu, hob die Tüte in meine Richtung und sagte: " Die reichen erst mal" Und das wars. Er war vollkommen in eine Sendung über den kalten Krieg vertieft. Ich stand noch immer vollkommen planlos in der Küche und wusste nicht, was ich mit dem Tag anfangen sollte. Offensichtlich hatte Adrian tatsächlich nicht vor, mich herumzuführen. Das war keine große Überraschung, damit hatte ich gerechnet. Also ging ich in mein Zimmer und versuchte zu lesen.
-----Adrians POV:
Vielleicht hätte ich sie doch losschicken sollen, um noch ein paar Brownies zu holen, dachte ich, als die Tüte leer war. Macys hatte nun mal die besten Brownies, da reichten drei davon nicht. Doch ich konnte sie doch nicht einfach nach draußen lassen. Ich fragte mich immer noch, was sie sich dabei gedacht hatte. In so einer großen Stadt läuft man nicht einfach alleine durch die Gegend. Und dann auch noch ohne Handy! Als ich aufgewacht war, hatte ich genau wie in der Nacht überall nach ihr gesucht. Und genau wie in der Nacht, hatte ihr Handy auf dem Tisch geklingelt. Gerade mal zwei Tage verheiratet und sie hätte mich beinahe vor Schreck umgebracht. Ich hatte einen Schock, denn diesmal war sie tatsächlich verschwunden. Gerade wollte ich die Polizei verständigen, da hatte sie an der Tür geklingelt. Und so aufgebracht wie ich war, hatte ich geschrien. Plötzlich hatte ich ein schlechtes Gewissen, als ich mich an ihren verschreckten Gesichtsausdruck erinnerte. Doch dann zuckte ich die Achseln. Selber Schuld! Dann hätte sie mich nicht so erschrecken sollen. Was mich irritierte war, dass ich so erschrocken war, als ich sie nirgends finden konnte. Blake war mir doch vollkommen gleichgültig. Weshalb hatte ich mir dann solche Sorgen um sie gemacht? Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Ich war schon zu sehr in der verantwortungsbewussten Rolle eine Ehemannes. Nun ja, meine Familie hätte mir nie verziehen, wenn ihr etwas zustoßen würde. Und ich auch nicht. Ich hatte die Aufgabe auf sie aufzupassen. Selbst wenn ich das nicht wegen irgendwelchen Gefühlen ihr gegenüber tat. Ich nahm meine Aufgaben ernst. Ich kuschelte mich tiefer in die Decke. Die roch heute so gut, fiel mir auf. Ich musste Anna, der Haushälterin sagen, sie solle in Zukunft immer dieses neue Waschmittel benutzen, welches es auch es war. Während ich so da lag, kam mir ein unangenehmer Gedanke. Ich hatte also beschlossen, mich der Aufgabe meine "Ehefrau" zu beschützen anzunehmn, doch ich war es, vor dem ich sie beshützen sollte. Was ich tat, war falsch. Woher dieser Gedankenumschwung herrührte wusste ich nicht. Ich sah vor meinem inneren Auge lediglich die erschrockene, zerbrechliche Blake, die mich mit großen Augen durch ihre hässliche Brille anstarrte. Ich seufzte laut und beschloss die Sache zu regeln. Ich musste es tun, so sehr ich es auch hasste. Was war denn über Nacht in mich gefahren, dass ich mich bereit erklärte Opfer für eine Frau zu bringen, die mir vollkommen gleichgültig war. War ich tatsächlich so pflichtbewusst? Von diesen Gedanken bekam ich Kopfschmerzen und mein Magen knurrte laut. Widerwillig befreite ich mich aus der Decke und streckte mich. Dann rief ich in die Richtung, in der Blakes Zimmer lag: "Carmaa...Ich geh noch ein paar Brownies holen. Willst du welche?" Keine Reation. Seufzend machte ich mich auf den Weg zu ihrem Zimmer. "Entweder du sagst mir, dass du welche willst oder du hast Pech. Von meinen bekommst du keine mehr." Als ich an ihrem Zimmer angelangt war, wusste ich nicht, ob ich Lachen sollte, weil diese Frau einfach so unglaublich war oder ob ich mir aus Verzweiflung die Haare raufen sollte. Die Tür war offen und Blake lag auf dem Bett mit einem Buch in der Hand und schlief. Ich holte die Decke aus dem Wohnzimmer, deckte sie zu, da sie schon wieder am Erfrieren zu sein schien und schrieb vorbildlich auf einen Zettel, den ich auf die Küchentheke legte: "Hole Brownies."
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Nein, Ich will.
RomanceDie Inhaltsangabe zur Story gibts gleich auf der nächsten Seite zu lesen :)