-----Blakes POV:
Als ich in den Aufzug stieg, war ich vollkommen durchnässt. Ich wischte mir die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht, während ich zitterte. Ich verfluchte mich selbst. Wir waren in London. Welcher halbwegs intelligente Mensch ging in London ohne einen Schirm aus dem Haus? Ich. Ich würde sofort unter die Dusche springen und anschließend ins Bett gehen. Heute würde ich nicht verzweifelt darauf warten, dass Adrian zurückkehren würde. Ich musste mich endlich zusammenreißen und akzeptieren, dass Adrian mich höchtstens als eine Art Mitbewohnerin betrachtete. Wir waren zwei miteinander verheiratete Mitbewohner. Jeder würde sein eigenes Leben genau so weiterführen wie vorher. Ich seufzte und unterdrückte ein Schluchzen. Warum war ich in ihn verliebt? Ich wollte nicht mehr so fühlen. Es tat zu sehr weh, seinen Hass auf mich täglich in seinen Augen zu sehen. Es musste einen Weg geben, mich von ihm zu entlieben. Entschlossen, in Adrians Augen nicht länger die armselige Blake zu sein, verließ ich den Aufzug. Ich schloss die Tür auf und war überrascht, Adrians Stimme aus dem Wohnzimmer zu hören. Wollte er nicht ausgehen? Mit wem er wohl telefonierte? Er klang ziemlich aufgebracht, doch ich konnte kein Wort verstehen. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte, wollte ich ins Wohnzimmer, doch hielt abrupt inne, als ich eine weibliche Stimme vernahm. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Wer war sie? Was die beiden dort drinnen wohl taten? Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Dahin war mein Entschluss, meine Gefühle für Adrian zu vergessen und mich wie eine Erwachsene zu verhalten. Bei dem Gedanken an die Frau im Wohnzimmer, stiegen mir Tränen in die Augen. Kurz stand ich noch unschlüssig im Flur, von wo ich die beiden immer noch hören konnte und bewegte mich dann langsam in Richtung des Wohnzimmers.
Als ich im Türrahmen stand und die Frau erkannte, die Adrian gegenüber stand, zersprang mein Herz in tausend Teile. Tränen trübten meine Sicht und ich wischte sie schnell weg. Was tat sie hier? Ich wusste nicht warum, doch die Tatsache, dass sie es war, war beinahe schlimmer, als wenn ein wildfremdes Model dort im Wohnzimmer stehen würde. Ich konnte es nicht fassen. Er hatte sie eingeladen. Zu unseren "Flitterwochen". Wollte er es mir etwa noch mehr unter die Nase reiben, wie wenig er mich austehen konnte? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich eine schrille Stimme vernahm. Ich schaute in die Richtung der beiden, die mich nicht bemerkten, da ich halb verdeckt im Türrahmen stand, und im Flur das Licht nicht brannte. Wenn die jetzt hier vor meinen Augen rummachen würden, konnte ich für nichts garantieren. Doch danach sah es gar nicht aus, wie ich erstaunt feststelte. Mit ihren langen, spindeldürren Beinen, die von ihrem Kleid, dass knapp unter ihrem Hintern endete, kaum bedeckt wurden, ging Hanna auf Adrian zu und fuchtelte mit etwas vor seinem Gesicht herum. "Was ist los mit dir?", brachte sie unter Schluchzern hervor. Adrian bringt offensichtlich jedes weibliche Wesen zum Weinen, dachte ich. "Wie kannst du mir das antun, Schatz?" Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schaute Adrian flehend an. Der wich ihrem Blick aus und schaute auf ihre Füße. Wohl eher auf ihre Beine, kam es mir in den Sinn. Adrian fuhr sich durch sein Haar und man konnte die Anspannung in seinem Körper deutlich erkennen. "Hanna, bitte mach keinen Aufstand. Es...es geht nicht anders. Ich kann nicht." Worüber diskutierten die beiden nur? "Du kannst nicht?", rief Hanna aufgebracht. Sie lachte bitter unter den Tränen. "Letzte Nacht konntest du aber noch! Und zwar stundenlang!" Ich ballte meine Hände zu Fäusten und unterdrückte die Tränen. Mit ihr hatte er sich in der Nacht also vergnügt, während ich mich in den Schlaf geweint hatte. "Sag schon, Adrian. Was ist in dich gefahren?!", rief Hanna. Adrian schüttelte den Kopf. "Ich habe nachgedacht...und ich bin..." "Du hast nachgedacht?!", unterbrach Hanna ihn. Nun schrie sie: "Du hast mich hierher eingeladen, du mieses Arschloch. Du hast gesagt, du willst mich hier haben. Du hast gesagt, zwischen uns beiden würde sich nichts ändern! Du..." Adrian hob abwehrend seine Hände und sagte: "Ich weiß, Hanna. Ich dachte, dass zwischen uns beiden alles beim Alten bleiben würde. Doch ich habe erkannt, dass das unmöglich ist! Nichts ist mehr so, wie vor einigen Tagen noch. Ich bin jetzt verheiratet. Das muss ich akzeptieren." Adrian schaute Hanna ratlos und verloren an. Ihr liefen erneut Tränen das Gesicht herunter. Ihr Make Up war ganz verschmiert. Plötzlich hatte ich Mitleid mit ihr. Ich hatte ihr den Freund weggenommen. Ich war für das Chaos verantwortlich. Ich biss mir auf die Lippe. Hatte Adrian gerade mit ihr Schluss gemacht, weil wir verheiratet waren? Ich begriff das alles nicht. Er hatte selber gesagt, dass sich dadurch nichts an unseren Leben ändern würde. "Daran liegt es also. Du bist plötzlich ein Ehemann." Hanna lachte wieder bitter. "Dich hat das nicht gekümmert, als du die ganze Nacht in meinem Bett gelegen und mich gehalten hast. Du warst nicht bei Ihr. Du wolltest nicht bei ihr sein!" Das "ihr"spuckte Hanna regelrecht aus. Sie begann wieder mit etwas vor Adrians Gesicht herumzuwedeln. Hanna zischte: "Die Jeans habe ich im Bad gefunden. Sie gehört deiner Hure. Damit hat sie dich also herumgekriegt? Mit ihrem kleinen Hintern? Was ist das? Stehst du jetzt etwa auf dieses magersüchtige Miststück, das sich deine "Ehefrau" nennt?! Hast du sie etwa schon flachgelegt? Und ist dein neues Spielzeug wenigstens gut im Bett? Angewidert hielt Hanna meine Hose in der Hand, nach der Adrian nun griff. "Hanna pass auf, was du sagst.", brachte er unter zusammengebissenen Zähnen hervor. "Ich bin nicht so ein Arsch, wie du gerade behauptest und das weißt du auch. Natürlich habe ich nicht..." Mir reichte es. Hatte ich gerade tatsächlich Mitleid mit Hanna gehabt? Jetzt, da ich wusste, was sie von mir hielt, hielt ich noch weniger von ihr, als sie von mir.
Mit schnellen Schritten begab ich mich ins Wohnzimmer. Adrian entdeckte mich zuerst und ein unruhiger Ausdruck breitete sich in seinem Gesicht aus. Seine Augen bohrten sich in meine, während ich mich ihnen näherte. Als Hanna Adrians Gesichtsausdruck ebenfalls bemerkte, drehte sie sich etwas und erkannte mich. Sie schaute mich abfällig an und hielt meinem Blick stand. Als wir uns gegenüber standen, fühlte ich mich wie das hääsliche Entlein, da meine Haare noch immer vollkommen durchnässt waren und meine Klamotten an meinem Körper klebten, während Hanna an einen Schwan erinnerte, außer, dass ihr Make Up etwas verschwommen war. Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, starrte ich zwischen ihnen hin und her und wandte mich dann an Hanna. Also gut. Es war Zeit mein wahres Ich zu zeigen und mich von der gehorsamen Blake zu verabschieden. Ich kniff die Augen zusammen und grinste. "Freut mich, dass du eine schöne Nacht mit meinem Mann verbacht hast. Ich wette, er war nicht nur in deinem Bett, sondern auch wo anders drin. Da ich die Ehefrau bin und nicht andersherum, macht das nicht mich, sondern dich zur Hure, meine Liebe. Ob mein Mann mich inzwischen flachgelegt hat und wie ich ihn dazu bekommen habe, geht dich einen Dreck an." Ich schaute kurz zu Adrian, der mich fassungslos anstarrte und riss ihm meine Jeans aus der Hand. Ich hielt sie in Hannas Richtung. "Nur weil dein Hintern nicht in diese Hose passen würde, brauchst du meinen nicht zu beleidigen. Danke, dass du dich so um mich sorgst, doch ich kann dich beruhigen. Ich bin weder magersüchtig, noch ein Miststück. Obwohl...im Moment bin ich wohl eins, doch du bist ein viel größeres Miststück, also was solls? Im Bett bin ich übrigens fabelhaft." Ich zwinkerte ihr zu. Hanna starrte mich mit offenem Mund und hasserfülltem Blick an. Sie wollte etwas erwidern, doch konnte lediglich ein "O" mit ihrem Mund formen. Dann schaute sie hilfesuchend zu Adrian. Der starrte mich weiterhin an,mit einem undeutbaren Glänzen in den Augen und sagte ebenfalls nichts. Wieder wandte ich mich Hanna zu. Mit einem süffisanten Lächeln zeigte ich in Richtung der Haustür und sagte: "Ich bin ziemlich müde und würde jetzt gerne ins Bett gehen. Du kannst nach der letzten Nacht mit meinem Mann sicher verstehen, wie erschöpft ich nach dem heutigen Tag mit ihm bin. Bitte schließ die Tür hinter dir, wenn du gehst. Mit einem Nicken, machte ich auf dem Absatz kehrt, ging ins Badezimmer, stellte das Wasser an und brach schluchzend zusammen.
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Nein, Ich will.
RomanceDie Inhaltsangabe zur Story gibts gleich auf der nächsten Seite zu lesen :)