Tor 5

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Nele

Marco war super nett bei der Veranstaltung, aber als Papa aufgehört hat zu reden, bin ich sofort aufgestanden und habe mich aus dem Staub gemacht. Als Marco sich verletzt hat beim Spiel, tat er mir furchtbar leid und ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn einfach sitzen gelassen habe, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Papa erzählte beim Abendbrot, dass es eine Meniskus Verletzung sei und er sich einer OP unterziehen muss. Mein Herz hat geblutet. Dass Marco im VIP Bereich plötzlich vor mir stand, war dann aber doch unerwartet. Heute strahle ich ihn aber an und bin nett. "Wielange musst du jetzt deine Verletzung austragen? Ich habe es im Fernseher gesehen und es hat sofort in meinem Knie geschmerzt, als ich es gesehen habe.", sage ich. "3 Monate darf ich keinen Sport machen. Danach muss ich dann erstmal wieder in meine Form kommen. Das dauert ewig. Ich bin sehr enttäuscht, dass meine Saison so aussieht. Das erste aktive Jahr bei Borussia und dann so eine Verletzung.", er wirkt richtig niedergeschlagen. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen. "Mein Pa...tenonkel...", kriege ich nochmal die Kurve und muss fast über meine Rettung lachen. Ich wollte eigentlich eine Anekdote über meinen Papa erzählen. "...sagt immer: Von dem Gesicht was du gerade ziehst, will sich keiner ein Poster ins Zimmer hängen!... Also hör' auf so zu gucken und kämpfe für deine Gesundheit und für den Erfolg.", ich lächle ihn an und wickle seine Wurst ein. Auch die zweite verpacke ich und lege sie zusammen mit der anderen in eine Tüte und gebe sie Marco. Er schmunzelt mich an. "Dein Patenonkel sagt das immer? Der Spruch ist echt gut. Ich möchte diesen Onkel mal kennenlernen.", kichert er und merkt wohl, wie komisch das gerade war. Schließlich treffen wir uns nicht einmal. "Also, ich meine im übertragenen Sinne, weil der Spruch so gut war.", versucht er die Situation zuretten. Wir schauen uns kurz an und müssen dann lachen. "Ich habe es dir in eine Tüte gepackt, so kannst du es besser transportieren.", Marco nimmt die Tüte entgegen und bedankt sich. "Vielleicht sieht man sich ja nochmal.", zwinkert er mir zu und ich lächle ihn an. Dann humpelt er mit seinen Krücken davon. "So, nochmal drei Currywürste.", ich mache alles fertig und reiche sie rüber. Der nächste Kunde wartet schon am Sandwichstand. Ich gehe hinter der Theke entlang und reiche ihm alles gewünschte. Als das Spiel wieder angepfiffen wird, kommt Marco nochmal her. Ich schaue perplex und er grinst. "Ich habe die Getränke vergessen.", er holt sich zwei Cola Flaschen aus dem Kühler und kommt dann nochmal her. "Hier.", er reicht mir einen 50ziger rüber und grinst. "Für die nette Bedienung.", dann dreht er sich um und ich kann gar nicht protestieren. Trinkgeld dürfen wir uns immer einstecken und ich überlege kurz, warum er das jetzt getan hat. Marco weiß mit Sicherheit, dass wir das Trinkgeld behalten dürfen. Ich seufze und will ihn zusammenfalten und einstecken, dabei fällt mir auf der Rückseite ein Zettel auf. Marco hat seine Telefonnummer drauf gekritzelt und ich schaue ihm erneut hinterher, obwohl ich ihn nicht mehr sehe. "Wtf!", flüstere ich leise. Ich stecke beides ein und schaue dann das Spiel durch die Glaswand. Wir verlieren und Papa geht sauer vom Feld. Gott sei Dank sind wir einzeln gefahren. Ich muss kichern.

Ich reinige alles gründlich und sehe im Augenwinkel wie mir Marco zuwinkt. Ich hebe die Hand und muss mir ein Grinsen verkneifen. Das war die unerwarteste Anmache in meinem Leben. Also ich meine, so oft wurde ich noch nicht angemacht, aber mit einem Geldschein und einer Nummer, war noch nie dabei. Wenn ich das Papa erzähle, dreht er Marco morgen den Hals um. Ich muss grinsen. Am besten ich erzähle es ihm nicht. Zuerst lasse ich ihn sowieso schmoren. Ich werde dem Herrn Reus nicht in die Hosentaschen kriechen, nur weil er mir seine Nummer zugesteckt hat. Ne, ne, ne. Nicht mit mir. Drei Tage lasse ich ihn schmoren und dann schreibe ich ihn an. Was er sich dann vorstellt, was aus dieser Aktion werden soll, dass interessiert mich am meisten.

Auf dem Weg nachhause, fahre ich noch zu Anita. Die Stadt sollte heute ziemlich leer sein, nach einem verlorenen Spiel. Ich habe Lust zu feiern. Bei Anita ziehe ich mich um und wir fahren zu unserem Lieblingsclub. Heute trinke ich wirklich nichts! "Und der hat dir wirklich seine Nummer drauf geschrieben? Das ist echt verrückt. Marco Reus, der neue Superstar von Dortmund.", grinst Ani. Sie kommt ursprünglich aus Rostock und hat somit nicht viel Interesse am BVB, sondern gehört der Kogge an. Oft fährt sie nach Meck-Pomm und geht ins Ostseestadion. "Ja, eigentlich schon verrückt, aber ich sage dir ganz ehrlich. Marco ist vielleicht ein Superstar, aber aktuell finde ich ihn etwas komisch. Ich meine, wer schiebt einem fremden Mädel, das dazu noch Currywurst verkauft, einfach seine Nummer zu. Entweder ist er ein Goodboy und achtet auf innere Werte oder genau im Gegenteil und er ist ein Fuckboy.", seufze ich. "Jürgen darf davon jedenfalls nichts erfahren!", prustet Anita noch. Dann lassen wir das Thema fallen und gehen zum Club. Der ist unerwartet brechend voll und ich steuere sofort die Bar an. Wir lassen uns von ein paar Jungs einladen und genießen den Abend.

Am nächsten Tag grübele ich lange über mein Verhalten Marco gegenüber und entscheide mich doch dazu, ihm heute noch zu schreiben.

Hey Marco, hier ist Nele.

Ne, so kann ich das nicht schreiben.

Hey Marco, was geht ab?

Oh Gott, bloß nicht.

Hey, Nele hier.

Ne, zu kurz.

Hey, Wurst gefällig?

Ja, das ist es. Ich grinse breit und sende die Nachricht. Sofort werden die Harken blau und ich reiße die Augen auf. Hilfe! Sofort verlasse ich den Chat.

Hey Nele, ich freue mich über deine Nachricht. Ich hoffe wir können uns mal auf eine Currywurst treffen.

Wieder überlege ich und bemerke dabei gar nicht, wie ich anfange zu grinsen.

Sehr gerne. Ich bin eine flexible Studentin. Sag mir einen Termin und ich bin dabei. Haha.

Schnell findet sich ein Termin und ich freue mich total und kann es nicht einmal unterdrücken.

Glaubst du an die echte Liebe? - Jürgen Klopp, Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt