Tor 18

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Nele

Ich drehe mich blitzschnell um und starre eine sehr hübsche Frau an. "Hallo, wer bist du?", frage ich überfordert. "Das könnte ich dich genauso fragen. Ich wohne hier!", sagt sie überrascht. "Achja? Bist du Marcos Schwester oder so?", frage ich belustigt. "Nein, ich bin seine Freundin.", mir entweichen sofort alle Gesichtszüge und ich muss mich kurz sammeln. "Seine Freundin?", frage ich unsicher und in meinem Kopf rattert es sofort. "Ja, wir sind sogar verlobt. Wer bist du?", fragt sie wieder. Ich schiele hinter sie, auf die Küchenuhr. Marco ist in ein paar Minuten zuhause. "Ich bin Marcos Freundin.", antwortet ich ihr wahrheitsgemäß. Zumindest habe ich das geglaubt. "Das geht ja gar nicht, wenn ich seine Verlobte bin.", sie wird zunehmend nervöser. Ich räuspere mich. "Wo warst du die letzten zwei Wochen? Ich bin öfter hier gewesen, die letzten zwei Wochen. Da warst du nie da.", erzähle ich und stehe nervös auf. "Ich war auf Geschäftsreise.", tischt sie mir auf. Marco würde doch niemals ein Haus zurücklassen, mit mir darin, mit dem Wissen, dass seine Verlobte heute nachhause kommt. Dafür hat er sich auch viel zu viel Mühe die letzten Tage gegeben. Und seine Nichten haben mich andauernd gefragt, ob ich Marcos Freundin bin. Die beiden waren zu smart, um nicht festzustellen, dass Marco dann zwei Freundinnen hätte. Das heißt, wer auch immer diese Frau ist, sie kann nicht die Verlobte von Marco sein. Auch mein hohes Misstrauen in Menschen, schlägt Alarm und ich versuche mitzuspielen. Damit Marco sie auf frischer Tat ertappen kann und diese Frau zur Rede stellen kann. Ich hoffe natürlich, dass Marco weiß, wer sie ist. Sonst wäre es ziemlich gruselig. Immerhin muss sie mit einem Schlüssel in das Haus gekommen sein.

"Wow, dass hätte ich niemals von Marco gedacht. Das verletzt mich.", ich tue so, als ob ich gleich flennen muss. "Wie heißt du?", fragt sie lieb und ich würde ihr am liebsten um den Hals fallen, aber im negativen Sinne. Wie kann man so dreist sein? "Brigitte. Britti reicht aber auch.", erzähle ich und sie nickt bestätigend. Fast muss ich losprusten, aber ich reiße mich zusammen. "Weißt du Britti, ich wurde schon oft von ihm betrogen. Mir tut das nicht mehr weh.", sie zieht ihre Jacke aus und stellt ihre Schuhe ab. Ich kann genau sehen, dass sie immer wieder zur Uhr schielt. "Ich wollte eigentlich auch nur ein paar Sachen holen und dann wieder los. Ich muss noch zu einer Freundin. Du kannst gerne hier bleiben. Wir können Marco gerne teilen.", geht sie dann rauf und nun bin ich wirklich fassungslos. Wie dreist ist die bitte? Denkt die wirklich ich bin so doof? Denkt sie wirklich, sie ist schlauer als ich? Bevor ich ihr nachlaufe, schließe ich die Haustür ab. Langsam gehe ich zu ihr rauf und beobachte sie, wie sie Marco beklaut. "Die Uhr bringe ich meiner Freundin. Die hatte sich Marco mal ausgeliehen.", die Brünette nimmt sich eine sehr teueraussehende Uhr aus Marcos Regal. Auskennen tut sie sich scheinbar sehr gut im Haus. Vielleicht ist sie ja Marcos Ex Freundin und sie hat sich einen Schlüssel nachmachen lassen, nachdem sie sich getrennt haben. Hübsch ist sie wirklich, aber im Kopf hat diese Person scheinbar nichts.

"So, ich denke, ich habe alles.", noch immer steht sie im Ankleidezimmer, mit dem Rücken zu mir. Ich nehme leise den Zimmerschlüssel aus dem Schloss und schließe die Tür. Sofort höre ich von drinnen Proteste. Ich schließe blitzschnell ab und grinse sofort. "Hey, was soll das?", hämmert sie von innen an die Tür. Ich sage nichts und gehe runter. Natürlich lasse ich sie nicht aus dem Auge und ziehe mich deshalb an und gehe auf die Terrasse und setze mich dort hin, damit sie auch gar nicht auf die Idee kommen kann, durchs Fenster abzuhauen. Das Ankleidezimmer ist zwar im ersten Stock, aber im Ankleidezimmer gibt es genug Klamotten um eine weiche Landung zu verursachen. Ich klopfe mir auf die Schulter, weil ich gerade einen Bösewicht überführt habe. Selbst wenn das nichts, auf lange Zeit, zwischen mir und Marco wird, wird er mich als Security einstellen. Ich muss kichern. "Was freust du dich so?", höre ich Marco lachen. Ich drehe mich strahlend um und schaue ihn stolz an. Er kommt auf die Terrasse und schließt mich in die Arme. "Ich bin absofort deine persönliche Polizistin.", lehne ich mich an ihn und gebe ihm ein Kuss. "Ich stehe auf Polizistinnen.", er knurrt leicht grinsend. "In deinem Ankleidezimmer ist deine verrückt gewordene Verlobte.", kichere ich. Marcos Gesichtsausdruck lässt mich prusten und ich nehme seine Hand. "Keine Panik. Ich beschütze dich. Sie wollte dir irgendeine teure Uhr klauen und mir auftischen, dass du die bei einer Freundin ausgeliehen hast. Ich habe sie daraufhin eingeschlossen." "Meine Verlobte? Und du bist noch hier?", ist er verwirrt. Ich schaue ihn böse an. "Entschuldigung! Hälst du mich etwa auch für so dämlich, so eine Scheiße zu glauben?", verschränke ich die Arme. "Warte mal kurz. Ich checke das nicht so wirklich. Erzähl bitte nochmal.", ich ziehe ihn hinter mir her, mit nach oben. Ich schließe das Ankleidezimmer auf und das Mädel will auf mich losgehen, bis sie Marco entdeckt. "Oh, hallo Marcooo!", sie schluckt schwer und ist sofort klein, wie ein Maus. "Kisia, was machst du hier?", schreit Marco sofort aufgebracht und ich klopfe mir wieder still auf die Schulter. Ich habe alles richtig gemacht. "Ich, ich... Ich wollte gucken, ob ich alle meine Sachen habe.", sagt sie leise. "Du guckst schon das dritte Mal, ob du alle Sachen hast. Gib mir sofort ALLE Schlüssel meines Hauses und verschwinde. Du bist das Allerletzte!", Marco zeigt mir gerade eine Seite, die ich sehr beeindruckend finde. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Marco so aus der Haut fahren kann. "Deine Neue hat mich reingelassen. Ich habe keinen Schlüssel.", sagt Kisia aufgeregt. "Gib mir die Schlüssel!", Marcos Stimme wird nun drohend. "Schon gut.", sie holt einen Schlüssel aus ihrer Tasche und ich kneife die Augen zusammen. Die steht hier morgen wieder auf der Matte. "Und jetzt verschwinde aus meinem Haus. Wenn ich dich noch einmal erwische, dann zeige ich dich an. Mir reichts!" "Aber Marco, bitte! Lass...", versucht sie es weiter. "Raus!", unterbricht Marco Kisia laut. Sie geht eingeschüchtert runter und drückt die Türklinke runter. Bevor sie rausgehen kann, melde ich mich nochmal zu Wort. "Hast du nicht etwas vergessen?", frage ich bitter. Kisia schaut mich hasserfüllt an. Sie schmettert die Uhr auf den Boden und sie zerspringt in hunderte Teile. Dann verschwindet sie endlich und Marco schließt die Tür und dreht sich langsam zu mir um.

Glaubst du an die echte Liebe? - Jürgen Klopp, Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt