Glaubst du an die echte Liebe? - Jürgen Klopp, Marco Reus

Tor 8

Nele

Natürlich fühle ich mich total schlecht. Ich lüge wie gedruckt in Marcos Gesicht und mache ihn scheinbar zunehmend misstrauischer. Ich schließe seufzend meine Haustür auf und lege mich ins Bett. Lange schlafe ich und stehe erst spät auf. Ich gehe runter zu Ulla und wünsche ihr einen guten Mittag. Sie grinst mich an und legt mir ein Brötchen auf den Toaster. "Hast du nur äußerst schlecht geschlafen oder war deine Begleitung gestern einfach schlecht?", fragt sie belustigt. Ich seufze und lasse mich am Esstisch fallen. "Meine Begleitung war einfach toll! Aber ich baue unsere, was auch immer wir bauen, mit Lügen auf.", jammere ich. "Das ist nicht gut!", schaut sie mich besorgt an. "Ulla, behältst du etwas für dich?", frage ich besorgt. Ich bin mir noch nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, Ulla einzuweihen. "Du meinst, dein Vater darf es nicht wissen.", schmunzelt sie. Ich seufze und nicke schwerfällig. "Erzähl schon.", fordert sie mich dann auf. "Ich date Marco. Marco Reus! Ich möchte aber nicht, dass er weiß, das ich die Tochter von seinem Trainer bin.", Ulla schaut mich skeptisch an. "Warum nicht? Du hast ja scheinbar schon gemerkt, dass ihr euch nicht wohlfühlt, wenn du über dich redest oder?", stellt sie mal wieder fest, was ich seit gestern Abend denke. Ulla ist für mich einfach eine Frau, die immer eine Lösung hat und ein absolutes Vorbild abgibt. "Ich weiß es selbst nicht. Papa darf es eigentlich auch nicht wissen. Ich finde es irgendwie komisch, dass ich einen Spieler von Papa date. Und ich habe Angst, dass er mich anders behandelt.", überlege ich laut. "Und meinst du nicht, dass Marco auch Angst hat, jemanden kennenzulernen, der nur auf seinen Status aus ist? Findest du es fair, dass du sein Ich kennst und er nicht weiß, woher du kommst und wer du wirklich bist?", sie sagt nichts davon belehrend, sondern redet sanft und fragend mit mir. Dann nimmt sie mein Brötchen vom Toaster und legt es mir auf einen Teller. "Dein Vater muss es noch nicht wissen, aber Marco sollte schon wissen, wer du bist, wenn du möchtest, dass aus diesem Date mehr wird.", erklärt sie mir. Ich nicke und schmiere mir mein Brötchen. Kurz bleibt es still zwischen uns. Ich glaube meine Angst liegt mehr daran, dass ich wirklich keine Lust habe in die Öffentlichkeit zu kommen und mit Marco Reus wird es mehr gefährdet, was Papa lange schützen konnte. Vielleicht meint es Marco nicht ernst mit mir. Dazu sage ich aber erstmal nichts. Vielleicht täuschen mich meine Gedanken einfach.

"Marco ist echt ein totaler Gentleman, Ulla.", grinse ich dann und sie lacht mich an. "Das kann ich mir vorstellen!", wir unterhalten uns über den Abend und als ich fertig gefrühstückt habe, helfe ich ihr mit der Wäsche. Danach gehe ich hoch und starte meinen Laptop, um mal wieder etwas für die Uni zu tun. Ich nehme mein Handy und schaue auf Marcos Chat.

Der Abend war wirklich schön gestern. Wir können ihn gerne wiederholen :)

Dann widme ich mich meinen Aufgaben und hole etwas Stoff auf. Ich habe seit zwei Wochen nichts mehr für die Uni gemacht. Am Abend habe ich dann noch einen Job und gehe zur Familie, die bei uns um die Ecke wohnt. Auf die Töchter Lisa und Leni passe ich ab und zu auf. Ich kenne die beiden schon länger, weil unsere Familien privat auch viel miteinander zu tun haben. Ihre Eltern gehen heute Abend feiern und ich passe auf die Kleinen auf. Lisa ist 5 und Leni 4. Sie sind super lieb und ich kann sehr gut mit ihnen umgehen. Wir spielen zuerst noch etwas und dann bringe ich beide ins Bett. "Kannst du uns noch etwas vorlesen?", lächelt mich Leni mit süßen Hundeaugen an. Ich muss grinsen. "Na gut. Aber nur eine kurze Geschichte.", wir legen uns zu dritt ins Bett und ich nehme ihr Lieblingsbuch. Beide Mädels kuscheln sich an mich. Gerade als ich anfangen will zu lesen, klingelt mein Handy. Ich hole es heraus und nehme den Videoanruf von Marco entgegen. Breit grinse ich in die Kamera. Leni und Lisa grinsen in die Kamera und Marco schaut perplex.

"Sag nicht, dass du schon Mutter bist?!", lacht er. Es ist offensichtlich, dass die beiden nicht meine Kinder sind, weil sie mir null komma null ähneln. "Nein, noch nicht!", grinse ich schelmisch. "Ich rufe dich gleich zurück, ok?", zwinkere ich ihm zu und Marco legt lachend auf. "War das dein Freund?", nuschelt Lisa in mein Ohr. Ich muss schmunzeln. "Nein.", noch nicht. Leise kichere ich. Dann lese ich die Geschichte der Bärenfamilie vor und höre auf, als Leni eingeschlafen ist. Lisa kämpft und ich nehme sie vorsichtig hoch. Sie kuschelt sich an mich und schmatzt. Leni decke ich ordentlich zu und mache das Licht aus. Dann bringe ich Lisa in ihr Bett, ins Nebenzimmer und mache dasselbe bei ihr. Die Türen lasse ich offen und gehe dann runter. Dort rufe ich Marco zurück und pflanze mich auf die Couch.

"Na, jetzt hast du Zeit?", lächelt er. "Ja. Ich bin gerade bei ein paar Freunden und verdiene ein bisschen Geld dazu, indem ich ab und zu einen Job übernehme. Das sind also nur meine Babysitting Mädels.", erkläre ich ihm zuerst die Situation. Er nickt. "Hast du nicht gesagt, deine Eltern verdienen gut.", Marco grinst und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. "Muss ich mich deshalb auf ihrem Erfolg ausruhen? Ich bezahle ihnen auch meine Wohnung.", zucke ich mit den Schultern. Er schaut erstaunt. "Das finde ich sehr gut!", wir unterhalten uns etwas über unseren Tag und Marco erzählt mir ein paar Geschichten vom Training, die Papa heute schon beim Abendbrot erzählt hat. Sofort habe ich wieder ein schlechtes Gewissen und es ist mir unangenehm.

"Hast du morgen Abend schon etwas vor?", fragt er dann zum Abschluss. Ich muss sofort grinsen. "Ja!", nicke ich. Marco schaut traurig. "Schade." "Ich gehe hoffentlich mit so einem Gentleman aus und etwas fettes Essen.", ziehe ich ihn auf. "Oh, achso. Naja, ich dachte ehrlich gesagt, dass wir uns einen Film im Kino angucken könnten. Es kommt doch aktuell so eine totale Schnulze auf den Leinwänden. Danach können wir gerne schick essen gehen.", lächelt Marco breit und überzeugt. "Das klingt gut. Ich freue mich! Holst du mich wieder ab?", frage ich frech. "Ja. Um 17 Uhr. An der Bushaltestelle.", sagt er bedacht und ich lächle. Wobei wieder das schlechte Gewissen auf mich eindrückt.