Tor 29

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Nele

Am nächsten Morgen wache ich mit guter Laune auf und drehe mich vorsichtig aus Marcos Armen. Ich beobachte ihn noch etwas und stehe dann auf. Ich bereite Frühstück vor und nehme es mit ins Schlafzimmer. Dort stelle ich alles ab und hole noch eine Tasse Kaffee für Marco. Sanft wecke ich meinen Freund, der zart anfängt zu lächeln. "Guten Morgen, es riecht ja schon nach Frühstück.", er zieht meine Lippen auf seine und ich grinse. "Das könnte daranliegen, dass ich mir dachte, wir essen heute im Bett.", Marco schaut mich überrascht an und nickt zufrieden. "Das lasse ich mir gefallen!" Wir essen gemeinsam und füttern uns gegenseitig. Es ist richtig entspannt zwischen uns und ich vergesse den vergangenen Abend. "Heute Abend ist unser erstes Training!", erinnert Marco mich. "Begleitest du mich?", er schaut mich mit Hundeaugen an und ich schmunzele. "Warum?", frage ich belustigt. Marco stellt seine Tasse auf den Nachttisch und zieht mich zu sich. Seine Nase steckt er in meine Haare und zieht die Luft ein. Ich muss kichern. "Weil ich dich vermissen werde!", Marco nuschelt an meinen Kopf und ich verstehe ihn kaum und doch weiß ich, was er gesagt hat. Ich empfinde nämlich genauso. "Ich denke, eine Begleitung meinerseits, lässt sich einrichten.", hebe ich die Nase. Marco lacht. "Du bist so großzügig. Das werde ich dir niemals vergessen.", wir kuscheln uns nochmal gemeinsam unter die Decke und steigen erst aus dem Bett, als wir los müssen. Ich gehe noch fix duschen und ziehe mich dann warm an. Wir vereinbaren, dass ich nachdem Training mit zu Marco komme und packe dementsprechend noch ein paar Sachen ein. Meine Unitasche mache ich ebenfalls fertig und trage dann, mit Marcos Hilfe, alles runter ins Auto. So fahren wir am frühen Abend zum Trainingsgelände. Papa ist schon früher losgefahren. Ich habe bei der Einladung von Marco nicht bedachtet, dass ich ihn hier sehen werde. Eigentlich wollte ich erstmal Abstand halten. Marco verschwindet in der Umkleide und ich spaziere solangsam wie möglich zum Trainingsgelände vor. Ich versuche wirklich jede mögliche Sekunde rauszuzögern, aber irgendwann habe ich den Trainingsrasen unter meinen Schuhen. Ich seufze theatralisch. So ein Mist! Mein Blick ist zum Boden gerichtet und ich linse nach oben. Papas Trainerteam ist anwesend, Papa sehe ich nicht. Ich entspanne mich etwas. "Hallo...", begrüße ich sie. Sie entgegnen mir mit einem einfachen Nicken und konzentriert sich dann wieder auf die Arbeit. Zurückhaltend setze ich mich auf eine Bank und schaue mir die Trainingsübungen an, die bereits aufgebaut wurden. Langsam trudeln Marcos Kollegen ein und ich werde gut gelaunt begrüßt. Als Mats aufs Spielfeld kommt, taucht daneben auch mein Vater auf. Sie unterhalten sich konzentriert und nehmen mich nicht war. Marco kommt als einer der letzten auf den Platz und grinst mir zu. Papa eröffnet das Training und schickt die Jungs dann zum Runden laufen. Er dreht sich zur Bank um, um seine Notizen zu nehmen und erblickt mich dann. Wir schauen uns beide nur an. Keiner gibt einen Ton von sich. Ich zappele auf meinem Sitz umher und stehe dann auf. "Nele...", sagt Papa leise. Ich schaue wieder zu ihm. "Warte bitte!", vorsichtig kommt er zu mir. "Es tut mir leid! Es tut mir wirklich schrecklich leid! Ich wollte das nicht! Ich wollte nicht, dass du dich so fühlst. Ich habe jetzt erkannt, dass Marco dein Fels in der Brandung ist und ich war einfach nur furchtbar. Bitte verzeih mir! Ich will mich wirklich bessern.", sein ehrlicher Blick macht mich sofort weich. Ich könnte niemals lange auf ihn sauer sein! Wir umarmen uns fest und ich schaue ihm in die Augen. "Ist schon gut! Ich liebe dich immer noch mehr als alles andere. Ohne dich wäre ich gar nichts.", meinem Vater geht das Herz auf. Man kann es überall an seinem Körper erkennen. Mein Satz ging runter wie Honig. Er küsst mein Gesicht ab und ich fange an zu lachen. Ich setze mich wieder hin und mein Vater reicht mir seine Thermoskanne. Papa ist meine erste große Liebe und das wird immer so bleiben! Als seine Mannschaft fertig ist, beginnt das richtige Training und ich beobachte meine zweite große Liebe. Ich muss selber über meine Gedanken lachen. Marco guckt auch gerade her und ich schicke ihm einen Luftkuss. Unauffällig fängt er ihn auf und steckt ihn in seine Jackentasche. Meine Augen fangen wahrscheinlich an zu leuchten und mein Herz schlägt schneller. Das schafft nur er. Mein Kreislauf wird auch automatisch wieder angekurbelt und ich habe gar keine Zeit zu frieren, obwohl es arschkalt ist. Nach 2 Stunde Training ist die Thermoskanne leer. Gott sei Dank beendet mein Vater dann auch die erste Trainingseinheit des Jahres. Marco kommt durchgefroren zu mir und schenkt mir einen Kuss. "Magst du schon ins Auto?", ich nicke sofort und lasse mir von ihm die Schlüssel geben. Ich verabschiede mich mit einem Kuss von Papa und gehe dann zu Marcos Audi. Ich steige auf der Fahrerseite ein und mache den Wagen an. Die Heizung drehe ich auf volle Pulle und reibe mir die Hände aneinander. Meine Zähne klappern und meine Lippen sind blau. Am Ende war es doch ganz schön kalt. Die Autotür wird geöffnet und Marco schaut mich belustigt an. "Ahja...", er schließt die Tür wieder und steigt auf der anderen Seite ein. Ich muss grinsen und parke aus. Langsam fahre ich vom Trainingsgelände und fädele mich dann in den Stadtverkehr von Dortmund ein. Marcos Hand sucht sehnsüchtig meine und ich nehme sie mit großer Freude. "Hast du dich mit deinem Vater ausgesprochen?", fragt Marco. "Ja! Ich kann ihm doch sowieso nicht böse sein! Er hat gesagt er versucht sich zu bessern.", leicht gleichgültig zucke ich mit den Schultern. "Für mich ist die Sache jetzt durch und ich will nicht weiter darüber reden." "Okay!", Marco nickt. Er streichelt sanft meine Finger und summt leise verträumt ein Lied. Irgendwie ist er komisch. Der heckt doch irgendwas aus.

Glaubst du an die echte Liebe? - Jürgen Klopp, Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt