Marco
Ich wähle die Nummer von Kloppo und fange an, an meinen Nägel zu knabbern. "Marco, alles klar?", geht mein Trainer ans Telefon. "Kloppo, äh Jürgen, Nele hat mir heute alles erzählt. Also wirklich alles! Und jetzt ist sie so furchtbar kalt gewesen und sie ist weggelaufen. Ich habe noch irgendwie versucht, sie zu besänftigen, aber sie ist wegge...", Kloppo unterbricht mich. "Sie hat dir alles erzählt? Sie hat dir ihre Geschichte erzählt? Marco damit hat sie dir ihr Herz geöffnet. Sie hat sich vollkommen offenbart. Das hat sie noch nicht Mal bei einem Therapeuten geschafft. Bevor es dazu gekommen ist, hat sie die Therapie immer abgebrochen. Jetzt hör mir genau zu. Immer wenn Nele abgehauen ist und einen Ort gesucht hat, um Ruhe zu finden, flüchtete sie auf einen Spielplatz. Dort wo viele Kinder sind und kaum Erwachsene, die sie mit irgendwelchen Vorurteilen begutachten.", ich springe auf und schnappe mir den Zimmerschlüssel. Ich renne in die riesige Parkanlage des Hotels, Richtung Spielplatz, den wir gestern beim Abendspaziergang entdeckt haben. Sie erzählte mir noch, dass das ihr Safeplace war, als sich ihre Eltern damals immer wieder gestritten haben, bevor sie sich scheiden ließen. "Marco, hör mir zu. Ich bin mir sicher, sie wird dich jetzt nicht hören. Der Therapeut hat uns damals erklärt, dass es einen Trigger gibt. Und dieser Trigger löscht alle Umgebungsgeräusche. Wenn du sie findest, wirst du vielleicht in eine sehr unangenehme Situation kommen. Sie wird schreien und um sich schlagen. Kennst du das Schlaflied für Kinder?", ich tue mich schwer ihm zu folgen und zuzuhören. Ich bin total im Tunnelblick und möchte einfach nur Nele finden. Ich habe schreckliche Angst um sie. "Ja, ich denke schon! Warum fragst du das jetzt?" "Summe es ganz leise in ihr Ohr und nimm sie fest in den Arm. Du wirst auch keine andere Wahl haben, sonst verletzt sie dich. Wenn du es geschafft hast, sie zurück in unsere Welt zu holen, dann sollte alles wieder normal sein. Marco, ich schwöre dir! Sie hat dir wirklich ihre schlimmsten Albträume erzählt. Wenn du sie verletzt oder ihr Vertrauen brichst, dann mache ich dich zu Hackfleisch! Bitte versaue es nicht.", er muss tief Luft holen. Ich höre, wie sehr er verunsichert ist. "Ich wünsche dir viel Glück.", ich weiß nicht was ich sagen soll. Es ist lange still in der Leitung, dann legt er auf. Ich raufe mir die Haare. Fuck! Die Situation ist ja viel schlimmer als ich mir jemals ausdenken konnte. Ich sehe den Spielplatz hinter den ganzen Palmen und lege nochmal an Tempo zu. Ich suche schon von weitem nach Nele. Sie sitzt tatsächlich auf einer Schaukel und starrt wie hypnotisiert auf einen Punkt. Ich werde langsamer und schaue mich um. Der Spielplatz ist bis auf eine kleine Familie, die offensichtlich aus dem asiatischen Raum stammen, leer. Damit schließe ich schonmal Fotos für die Presse aus. Egal was jetzt passiert, mir klopft das Herz bis zum Hals und ich bin so stark verunsichert, dass ich kaum weiß, wohin mit mir. "Nele?", sage ich leise. Sie reagiert nicht. "Nele!", ich werde energischer. Wieder keine Reaktion. Ich fasse zwischen die Schaukel und stoppe sie damit. Sofort kommt Bewegung in die zierliche Frau. Ich tritt um sich und fängt tatsächlich anzuschreien. Sie sagt kein einziges Wort. Nele schreit einfach nur. Ich blicke unsicher zu der Familie. Natürlich starren sie uns an. Ich schlucke. Scheiße! "Nele! Ich bin es Marco!", ich hocke mich vor sie. Aber sie reagiert nicht und schlägt weiter um sich. Ich weiche einer Faust aus und muss kurz meinen Schock runterschlucken. 'Nimm sie fest in den Arm, du wirst keine andere Wahl haben. Sonst verletzt sie dich!' Jürgens Worte hallen in meinem Kopf. Ich packe sie und ziehe Nele von der Schaukel. Ich fixiere ihre Arme und drücke sie ganz fest an meinen Körper. Nele hat in ihrem Trigger soviel Kraft, dass ich sie kaum halten kann. 'Summe das Schlaflied in ihr Ohr!' Ich lege meinen Kopf an ihren und summe das Schlaflied leise in ihr Ohr. Zuerst glaube ich, dass es nichts bringt und überlege sogar sie zu nehmen und zu rütteln, weil ich nicht mehr weiter weiß. Doch dann wird sie schwächer. Ihre Kraft lässt nach und ihr Körper wird entspannter. Bald legt sie sich in meine Arme und spüre nasse Tränen auf meinem T-Shirt. Nele hört auf zu schreien und hört mir zu. Ich summe das Schlaflied immer wieder von vorne und setze mich langsam mit ihr auf den Boden. Nele liegt wie ein Häufchen Elend in meinen Armen und weint wieder. Ich hoffe das ist ein gutes Zeichen. Die kleine Familie ist vor ein paar Minuten gegangen. Sie haben uns erschrocken angeguckt, aber sie sind einfach gegangen. Es vergeht, wie vorhin eine sehr lange Zeit, doch ihre Reaktion ist anders. Irgendwann kommt Bewegung in ihren Körper und sie schaut mich mit traurigen Augen an. Allerdings sehe ich wieder Leben in ihnen. Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände und streiche immer wieder über ihre Wangen, bis sie aufhört zu weinen. Die ganze Zeit schauen wir uns in die Augen. Keine Minute vergeht, in der wir den Blick abwenden. "Du hast mit Papa telefoniert.", ist das erste was sie sagt. Das war zwar nicht das, was ich erwartet hätte, aber Nele hat gesprochen. Und zwar aus dieser Welt. Sie ist zurück! Ich atme zuerst ruhig ein und aus. "Ja, ich hatte furchtbare Angst um dich! Du warst wie fern gesteuert." "Es tut mir leid! Ich wollte dir keine Angst machen." "Hör sofort auf dich zu entschuldigen. Das ist nicht deine Schuld!", ich küsse vorsichtig ihre Stirn. "Ich hatte so einen Anfall seit anderthalb Jahren nicht mehr.", überlegt Nele laut. "Ich bin jetzt so erschöpft. Können wir zurück ins Zimmer?", ich stehe sofort auf und nehme sie, ohne zu fragen, einfach hoch und trage sie durch den Park. Nele nimmt diese Aktion stumm an und legt ihren Kopf in meine Halsbeuge. Sie zeichnet Kreise auf meine Brust und nuschelt leise: "Es tut mir leid, dass du das erleben musstest. Du bist jetzt bestimmt verstört." "Du sollst damit aufhören. Es ist nicht deine Schuld. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du mir alles erzählt hast. Jetzt kann ich dich viel besser verstehen. Und du brauchst keine Angst haben, ich möchte nicht als Hackfleisch enden.", ich versuche sie aufzuheitern. "Hackfleisch?", murmelt Nele. "Dein Papa hat mir gedroht! Wenn ich dein erbrachtes Vertrauen breche, macht er mich zu Hackfleisch.", kichere ich. Nele reagiert nicht. Ich drücke sie etwas weg von mir und schaue sie an. Kurz schauen wir uns in die Augen. Sie küsst meine Wange und ich bin erleichtert.
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Glaubst du an die echte Liebe? - Jürgen Klopp, Marco Reus
FanfictionNele Klopp, die Tochter vom Trainer Jürgen Klopp, ist 20 Jahre jung und studiert Sportwissenschaft in Dortmund. Sie jobbt im Stadion als Imbissmitarbeiter und steht nicht in der Öffentlichkeit. Auch die BVB Spieler kennen sie nicht. Nele ist damit s...