Tor 21

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Nele

Marco verrät mir ein super Restaurant um die Ecke und ich steuere uns hin. "Ich würde jetzt gerne Hand in Hand mit dir rein gehen, aber es ist wohl besser, ich warte hier und du bringst was raus.", grinst Marco schelmisch. Sanft küsse ich ihn. "Ich beeile mich!", schnell schwinge ich mich aus dem Auto und will ins Gebäude gehen, aber Marco hält meine Hand fest und schiebt eine schwarze Karte in meine Handfläche. Ich schaue ungläubig. "Ich will dich nicht verletzen, aber das Restaurant ist wirklich zu teuer für dein Portmonee.", er redet gleich weiter und verrät mir seinen Pin. Ich starre ihn weiter ungläubig an und gehe dann wie gelähmt ins Restaurant. Dieser Mann hat mir gerade seine, wahrscheinlich Millionen schwere Kreditkarte anvertraut, inklusive Pin. An der Bar stelle ich fest, dass er mir gar nicht gesagt hat, was er möchte und ich überfliege die Karte. "Zwei Mal Flapsteak.", bestelle ich fix. Erst eine Sekunde danach, erkenne ich, dass es wirklich schweineteuer in diesem Schuppen ist. 56 Euro pro Steak? Ist das vergoldet? Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche und ich lese Marcos Nachricht. Ich soll den teuersten Wein für heute Abend mitbringen? Mein Blick geht wieder zurück zur Karte. 230 Euro? Marco veräppelt mich. Schnell tippe ich zurück und frage, ob es ein Witz war. Marco verneint allerdings. Ich schaue an mir runter. Ich sehe aus, wie eine Studentin. Ach stimmt, hätte ich beinahe vergessen. Ich bin Studentin und kaufe mir ein Mittagessen für fast 350 Euro, mit einer schwarzen Karte. Läuft bei mir. Mir ist es mehr als unangenehm, überhaupt nochmal das Wort zuerheben. "'tschuldigung. Ich würde auch noch den Montes Taita mitnehmen wollen... Wenn das möglich ist!", ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Der Kellner nickt und verschwindet kurz. Als alles fertig ist, bezahle ich und traue mich gar nicht in seine Augen zu gucken. Schnell mache ich mich aus dem Staub und verschwinde im Auto. Stumm lege ich die Kartons auf Marcos Schoß und schnalle mich an. Zügig fahre ich vom Parkplatz und finde meinen Weg auf die Umgehung. Mein Gesicht glüht und ich bin sicher knallrot.

Plötzlich prustet mein Beifahrer los und ich schaue ihn erschrocken an. "Geht es dir gut Nele?", er nimmt eine meiner Hände und küsst meine Finger. "Ich habe gerade 350 Euro für eine Mahlzeit ausgegeben. Ich, ich sehe aus, wie eine normale Studentin, die sich kaum Bananen kaufen kann. Und bezahle dann auch noch mit einer schwarzen Kreditkarte. Läuft bei mir. Wirklich! Das war mir gerade so peinlich, dass war kaum auszuhalten.", erzähle ich hysterisch. Marco streichelt meinen Handrücken. "Spatz, ich gehe in dieses Restaurant auch mit 3 Wochen alten Jogger. Klar gehen da nur "reiche" Menschen essen, aber auch wir können bodenständig und normal sein. Seid ihr als Familie nie in solche Restaurants essen gegangen?", fragt er vorsichtig. "Papa hat immer darauf geachtet, dass wir es nicht tun.", ich will das jetzt vergessen und lenke ab. "Ich habe dir einfach ein Flapsteak mitgebracht. Ich hoffe du magst Steak.", langsam fahre ich Marcos Auffahrt hoch und hinter uns, schließen sich die Türen. "Riechen tut es schonmal wundervoll. Und auf den Wein freue ich mich besonders. Den trinken wir heute Abend genüsslich.", ich ziehe die Handbremse und schaue zu ihm. Marco lächelt und küsst mich kurz. "Los, komm. Ich habe Kohldampf."

Nachdem Mittag fahre ich ihn zurück zum Trainingsgelände und mache mich selbst auf den Weg zur Uni. Da ich morgen tatsächlich einen Job in Marcos Nachbarschaft habe, hole ich ihn wieder ab und fahre zu ihm. Er köpft den Wein, als ob er den ganzen Tag auf nichts anderes gewartet hat und schnuppert dran. "Mhmmmm...", geschickt holt er zwei Gläser aus dem Schrank und kommt zu mir, auf die Couch. "Prost, mein Schatz.", sanft küsst er mich. Seine Kosenamen gefallen mir sehr und ich werde immer etwas rot. "Prost! Muss ich den jetzt besonders behandeln, oder einfach runterkippen?", bin ich verunsichert. Marco grinst und schwengt sein Glas gekonnt. Unbeholfen mache ich ihm nach und zucke dann mit den Schultern und trinke einfach einen großen Schluck. Marco kichert und genießt seinen ersten Schluck. "Das ist der beste Wein, den ich jemals getrunken habe. Für mich gibt es keinen besseren.", wir kuscheln eng miteinander und schlafen auf dem Sofa ein.

Als ich aufwache, ist es schon 11 Uhr. Marco schläft noch ruhig neben mir. "Marco! Du musst aufwachen. Du hast seit einer Stunde Training.", murmle ich verschlafen. Sofort schlägt Marco die Augen panisch auf. Er schaut auf seine Uhr und springt auf. "Fuck!", Marco verschwindet im Bad und kommt frisch und angezogen wieder. "Fahr vorsichtig! Schönen Tag dir!", lächle ich. Er beugt sich zu mir runter und küsst meine Lippen und meine Stirn. "Mach ich immer! Ich liebe dich!", breit grinse ich ihn an. "Ich liebe dich!", als er aus dem Haus ist, gehe auch ich ins Bad und fahre pünktlich um 12 Uhr, zur Familie, die heute mein Arbeitgeber ist.

Zwei Monate später landen wir wieder in der Zeitung. Ab diesem Zeitpunkt haben wir die Kontrolle über meine Privatsphäre verloren. Die Zeitungen halfen sich gegenseitig mit jedem Artikel, mehr über mich rauszufinden. Schlussendlich haben sie es dann herausgefunden. Nun weiß jeder, dass ich die Tochter von Kloppo bin und zusätzlich Marcos Freundin. Wir sind glücklich, wie am ersten Tag. Es hat uns zwar, vorallem mich, etwas aus den Fugen gerissen, aber ich habe es verkraftet. Auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, schaffe ich aktuell trotzdem noch. Ich hoffe, dass sich das nie ändert. Marco achtet sehr auch mich und versucht alles mögliche, dass es mir mit der Situation gut geht. Heute ist der letzte Spieltag vor der Winterpause. Marco und ich fliegen morgen früh nach Ibiza. Aber vorher hat mir Marco keine andere Wahl gelassen und mich gezwungen seine Mitspieler kennenzulernen. Deshalb arbeite ich heute auch nicht, sondern bin nur Zuschauer. Man könnte auch sagen 'Spielerfrau'. Ich bin etwas nervös und meine Freude hält sich noch in Grenzen. Heute fährt uns Marco ins Stadion und nimmt mich fest bei der Hand.

Glaubst du an die echte Liebe? - Jürgen Klopp, Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt