Tor 13

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Marco

Als ich am nächsten Morgen neben Nele aufwache, bin ich etwas perplex, bis mir einfällt, was gestern passiert ist. Ihre Hand in meinen Haaren hat mich ziemlich aus den Schuhen gehauen. Mein Herz hat kurz ausgesetzt. Ich glaube, ich bin auf schnellem Wege dabei, mich in sie zu verlieben. Das Türklingeln bringt mich noch mehr aus dem Konzept und ich gehe verwirrt, über meine Gefühle nach unten. "Hallo?", brumme ich müde in die Freisprechanlage. "Guten Morgen! Hier ist Neles Papa. Ist Nele noch hier?", fragt eine sehr hohe Stimme in die Anlage. Ich muss mir ein Lachen verkneifen. Hat der Typ so eine hohe Stimme oder ist er im Stimmbruch? "Wir liegen noch im Bett. Wollen Sie rein kommen?" "Nein, nein. Ich warte hier im Auto. Schicke sie bitte runter.", lehnt der Mann ab und ich zucke mit den Schultern. Dann nicht. "Ja, dann müssen Sie aber warten!", sage ich nochmal und gehe dann wieder rauf. Als ich Nele erzähle, dass ich mit ihrem Vater gesprochen habe, wird sie wieder ganz komisch. Die ganzen letzten Stunden war sie super locker drauf und war glaube ich die Frau, die sie wirklich ist. Jetzt ist sie angespannt und verklemmt. Ich muss dringend mit ihr reden. Als sie aus dem Bett steigt, ersticke ich fast. Ihr perfekter Körper, nur in Unterwäsche, steht vor mir und ich muss aus dem Fenster sehen, weil ich sonst in Ohnmacht falle, weil sie so heiß ist. Alter! Diese Rundungen haben sich in meinen Kopf eingebrannt, diese leichte Muskulatur, die ihren Körper perfekt wirken lassen und ihr perfekter Bauch und diese grazilen Beine, machen mich so an, dass ich wirklich nicht weiß, wohin mit mir. "Ups, sorry.", kommentiert sie die Situation. Sie schlüpft in ihre Jeans und knöpft die Bluse langsam zu. Auch diese Aktion macht mich an und ich atme tief ein. Ich schnappe mir eine Hose und ein langes T-Shirt und hoffe, dass es jetzt nicht unangenehm für mich wird.

Nele verabschiedet sich von den beiden Mädels. "Vielleicht sieht man sich ja nochmal.", sagt sie zum Schluss. Du siehst sie definitiv wieder, Nele. Dich werde ich nicht mehr vom Haken lassen. Mein untervögeltes Gehirn denkt zuviel Sachen auf einmal und ich reiße mich zusammen. Nele ist kein Mädel für eine Nacht. Und das will ich auch gar nicht. Ich begleite sie noch runter und wir umarmen uns. "Wann sehen wir uns wieder?", nuschele ich in ihre Haare. "Ich schreibe dir ok?", ich nicke und sie küsst meine Wange. Ich strahle sie an und winke ihr dann. Das Tor macht sie nur einen Spalt auf und ihren Vater sehe ich nicht. Dann verschwindet sie hinter dem hohen Zaun und ich gehe wieder hoch zu meinen Mädels.

Eine Stunde später holt Melanie ihre Kinder ab und ich mache mich fertig für das Training am Nachmittag. Die heutigen Blicke von Kloppo sind nicht mehr misstrauisch, sondern skeptisch und ich nehme mir vor, demnächst auch mal mit Kloppo zu reden. Es vergehen 3 Tage und Nele meldet sich nicht und ich frage mich schon, ob ich etwas falsch gemacht habe. Bis heute, bis sich mir einiges erschließt.

Ich fahre zum Training und mache die Aufwärmübungen der Mannschaft mit. Kloppo kommt heute zu spät und er sieht fertig aus. Wir fragen alle nicht nach und lassen ihn machen. Er ist ziemlich neben der Spur. Kurz vor der Mittagspause entsteht ein hektisches Treiben auf dem Gelände. Ein Mädchen wird kurz vor dem Platz aufgehalten und von Securitys festgehalten. "Papa!", schreit das Mädel. Ich kneife die Augen zusammen und traue meinen Ohren kaum. Ist das etwa Nele? Ich gehe langsam näher. Kloppo wird ebenfalls hellhörig und läuft vom Platz auf das Gedränge zu. "Papa!", schreit das Mädchen wieder. Und jetzt erkenne ich sie. Es ist tatsächlich Nele. Ich gehe auf sie zu und muss schlucken. Was ist denn mit ihr los und wer ist ihr Vater? Er arbeitet hier? "Nele! Lasst sie sofort los!", sagt Klopp plötzlich und ich bleibe stehen und bewege mich nicht mehr. Die beiden kennen sich. Nele hat mich scheinbar nicht bemerkt. "Papa! Mama! Sie musste ins Krankenhaus!", nun fängt Nele anzuweinen und ihre Bewegungen gegen die Sicherheitsleute werden weniger. "Lasst sie endlich los! Sie ist meine Tochter!", sagt Kloppo und befreit Nele aus den Griffen der Männer. Mein Körper wird immer steifer und ich beobachte die Situation ungläubig. Das kann nicht wahr sein? Nele ist Jürgen Klopps Tochter? Warum verschweigt sie mir so etwas wichtiges? Kloppo nimmt seine Tochter in den Arm und küsst ihre Stirn. "Schon gut! Wir fahren hin. Es wird alles wieder gut! Zeljko! Du übernimmst!", ruft Jürgen als letztes Richtung Platz. Nele schaut mich kurz an und ihr schmerzverzehrter Blick lässt meine Wut sofort verfliegen. "Tut mir leid!", sagt sie stumm. Dann gehen beide Arm in Arm Richtung Autos und verschwinden für heute. Ich stehe noch immer, wie angewurzelt an der selben Stelle. "Marco!", ruft mich mein Trainer. Ich drehe mich um und bin das restliche Training ziemlich neben mir. Mario fragt mich in der Umkleide, was ich denn habe, aber ich kann nicht darüber reden. Zu bitter wurde ich unbewusst enttäuscht. Wie konnte ich so dumm sein und nicht selbst darauf kommen? Ich meine, es ist ja nichts dabei, dass sie es verschwiegen hat. Und ich kann auch nicht böse sein, vor allem aufgrund der Situation, aber ich dachte eigentlich, dass Nele ehrlich zu mir ist und die ist, die sie vorgibt. Aber war sie es nicht eigentlich auch? Sie hat mir schließlich nur etwas verschwiegen? Aber eigentlich ist dieses Detail schon sehr wichtig. Jetzt ergeben die Blicke von Kloppo auch Sinn. Dass heißt aber auch, er wusste die ganze Zeit Bescheid. Warum sollte ich es dann nicht wissen? Ich muss dringend mit ihr reden. Bis ich aber dazu komme, haben mich meine Gedanken wohl schon aufgefressen. Ich kann sie schließlich jetzt nicht anrufen. Ihre Mutter liegt im Krankenhaus und es ist jetzt viel wichtiger, dass sie in Ordnung kommt, was auch immer mit ihr ist. Denn dann geht es Nele auch wieder besser.

Glaubst du an die echte Liebe? - Jürgen Klopp, Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt