Tor 3

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Nele

Ich fühle mich als wäre ich plötzlich wieder 15 und hätte irgendwas dummes angestellt und meine Eltern müssen mich jetzt aus der Patsche ziehen. Ein paar Minuten später wird Maja von einem Securitybeamten geholt und ich sitze alleine in der Umkleide. Mein Kopf schmerzt und ich massiere mir meine Stirn.

Als der Schlüssel erneut das Schloss der Tür umdreht und Papa herein kommt, bin ich erstmal erleichtert. Er umarmt mich sanft und muss etwas lachen. "Du bringst dich echt in unglaubliche Situationen.", wir gehen aus dem Gebäude und er begleitet mich ins Büro. "Das ist nicht lustig Papa. Du glaubst gar nicht, wie ich mir fast in die Hose gemacht hätte. Wo ist Ulla?", frage ich dann. "Sie durfte nicht aufs Gelände, weil ihr für Unruhe gesorgt habt.", lacht er nun bitter. Ich stöhne. Mir ist das so unangenehm. Maja begegnen wir nicht mehr.

Papa begrüßt einen Herrn Humer, ein Mann aus der Geschäftsleitung, der extra wegen uns hergekommen ist, obwohl es fast Mitternacht ist. "Hallo, ich bin Nele.", gebe ich ihm die Hand und schaue sofort wieder auf den Boden, weil ich mich schäme. "Setzt euch bitte.", er fordert mich auf, von der Situation zu erzählen. Herr Humer erklärt mir, dass Maja gesagt hat, daß ich sie dazu überredet habe und das es meine Idee gewesen wäre. Ich knete meine Hände und schlucke fest. Dann schaltet sich Papa ein. "Aber es ist doch wohl klar, wer von den beiden lügt. Ich meine, ich kann Nele immer mitnehmen. Oder ich kann hunderte Autogramme von den Jungs holen. Warum sollte sie unbefugt aufs Gelände spazieren?", stellt er in Frage. Herr Humer überlegt. "Jürgen verstehe mich nicht falsch. Ich kann das verstehen, aber wenn ich dieses Mädel jetzt anzeige oder zumindest kündige und des Platzes verweise, dann wird sie sofort zur Presse gehen und den Mund aufmachen.", macht er uns klar und er hat nicht Unrecht. Dann ist es mucks Mäuschen still. Man hört nur meine Fingerknochen knacken, weil ich sie immer noch nervös knete. Herr Humer räuspert sich. "Ich tu das nur, weil du es bist Jürgen. Und auch nur, weil du uns letzte Saison die Schale geholt hast.", wenn es nicht so ernst wäre, müsste ich nun lachen. "Ich werde dieses Mädel anzeigen lassen und sagen, dass sie alleine war, bzw. wir keinen anderen schnappen konnten. Die Securitybeamten bekomme ich schon überredet, mit zu machen. So steht Aussage gegen Aussage und wir werden Recht bekommen.", sofort muss ich anfangen zu grinsen. Papa schaut mich erleichtert an. "Aber...", spricht er plötzlich weiter. Sofort rutscht mir wieder alles aus dem Gesicht. "Ich muss dich trotzdem irgendwie bestrafen.", sagt er dann und ich werde kreidebleich. "Aber Humer, dass ist doch wirklich...", will Papa sagen, aber er wird unterbrochen. "Kloppo, sei still. Ich würde vorschlagen du arbeitest bei den Vereinsfesten als Allzeitkraft mit Vergütung und dann vergesse ich die Sache.", dann fängt der Anzugmann, mit dieser einschüchternden Art, anzugrinsen und ich muss erleichtert lachen. Papa atmet laut aus. "Sehr gerne. Aber ich möchte nicht als 'Tochter von...' arbeiten, sondern als Nele. Bis jetzt wissen nur wenige, dass ich die Tochter von Jürgen Klopp bin.", sage ich etwas unsicher. "Natürlich. Wenn du das so möchtest, machen wir das.", er nickt und wir bedanken uns bei ihm. "So und nun werde ich sofort in Angriff nehmen, mehr Sicherheitsmöglichkeiten zu organisieren."

Als wir aus dem Gebäude kommen, ist es komplett leer auf dem Gelände. Nur die Securitybeamten sind noch vereinzelt vor Ort. Ich steige ins Auto ein und Papa fährt vom Gelände. Wir reden nicht. Ich habe wenig Lust drauf zu reden und Papa versucht wohl mich nicht zu belehren. Er weiß, dass ich nichts dafür konnte und auch Maja nicht besser durchschauen konnte, aber ich weiß genau, dass ihm belehrende Worte auf der Zunge kleben. Vorm Gelände steige ich aus und tausche mit Ulla die Plätze.

Mit meinem Auto, welches noch etwas weiter entfernt steht, fahre ich nachhause und gehe sofort hoch in meine Wohnung.

Zwei Wochen später findet das erste Fest statt. Papa meinte, dass dort nur Mitarbeiter eingeladen sind und es eine allgemeine Veranstaltung ist. Nur einige vereinzelte Spieler sind dort. Für mich heißt das keine Angst zu haben, dass mich jemand erkennt. Papa wird nur kurz auf die Bühne gerufen. In der Zeit verschwinde ich einfach kurz auf den Flur. Somit kann keine Verbindung zwischen uns hergestellt werden. Wir fahren auch einzeln zum Gelände und ich steige aufgeregt aus. Heute soll ich als Kellnerin arbeiten. Ich liebe es zu kellnern. Man hat den Kontakt zu den Menschen und ist immer beschäftigt. Ich hasse nichts mehr als rumzusitzen. Eine kurze Zeit habe ich mal überlegt, ob ich nicht ein Restaurant oder Café eröffnen sollte.

Im Inneren der großen Halle treffe ich auf meine heutigen Kollegen. Sie scheinen alle sehr nett und ich denke, ich werde heute gut mit ihnen auskommen. Wir bereiten alles vor und empfangen dann die Mitarbeiter mit ein paar Sektgläsern. Ich lächele schön freundlich und bin nun völlig in meinem Element.

Die erste Rede wird von Aki Watzke persönlich gehalten. Er begrüßt alle und hält zuerst eine allgemeine Dankesrede. Dann teilen wir Getränke aus und ich werde das erste Mal so richtig gefordert. Wenig später kommen die ersten Spieler, mit Nobby auf die Bühne. Ihn kenne ich persönlich. Sehr netter und toller Mensch. Dabei ist Mats, Nuri und Marco. Ich würde gerne zuhören, aber ich werde weiterhin in Anspruch genommen. Als sie wieder von der Bühne gehen, kommt Papa auf die Bühne und ich entschuldige mich sofort bei meinen Kollegen. Fast sprintend, laufe ich auf den Flur und hocke mich dort auf den Boden. Zwei Minuten später werde ich langsam nervös. Er hat doch gesagt, er spricht nur ganz kurz. Als die Tür aufgerissen wird, zucke ich heftig zusammen. "Huch, entschuldige!", kichert Marco Reus. "Alles in Ordnung?", fragt er dann. Ich war kurz davor, dumm 'Wieso?' zu fragen, aber dann fällt es mir auf. Es muss furchtbar dumm aussehen, wie ich hier auf dem Boden kauere. "Naja, mir geht es nicht so gut. Aber das passt schon. Ich muss mich nur kurz ausruhen.", sage ich schnell, damit er einfach weiter geht und nicht weiter mit mir redet. "Wirklich? Du bist auch etwas blass. Ich kann auch kurz bei dir bleiben.", er lässt mich gar nicht antworten und hockt sich zu mir. "Nein, es ist wirklich alles gut. Ich brauche nur kurz eine Pause und dann muss ich weiter arbeiten.", versuche ich es wieder. "Genau und solange bleibe ich bei dir. Ich möchte schließlich nicht, dass du umkippst oder so.", er grinst mich an und ich unterdrücke meinen Drang, meine Haare zu raufen.

Glaubst du an die echte Liebe? - Jürgen Klopp, Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt