𐤟Julia𐤟
Kalter Wind empfängt uns, als wir vor die Klinik treten. Ich stecke meine Hände noch tiefer in die Taschen meines grauen Mantels und drehe mich zu Lenni um. "Eigentlich dachte ich, könnte ich mit dir an die Gera gehen. Also von wegen Nordsee eingebilde und so" er grinst "Aber irgendwie ist es ja doch ziemlich kalt." "Nö finde ich gut." willige ich seinen Vorschlag ein. Erstaunt schaut er mich an. "Naja, wenn es jetzt regnen würde, könnte ich sowas sagen wie, wir sind ja nicht aus Zucker. Ein bisschen Kälte können wir doch ab." Er nickt. "Da hast du recht. Bist du mit dem Auto hier?" - "Ja" "Hm, dann kannst du mir schlecht hinterherfahren. Ich bin mit dem Fahrrad gekommen." kommt es von Lenni. "Wie wäre es, wenn du dein Fahrrad hier stehen lässt und einfach mit mir fährst?" schlage ich vor. Er stimmt mir zu und gemeinsam laufen wir zu meinem kleinen roten Wagen. Wir steigen ein und ich lenke das Auto aus der Parklücke. Es dämmert bereits, also schalte ich das Licht des Autos an. Ich verlasse mich darauf, dass Lenni den Navigator spielt. Auch wenn ich mich in Erfurt gut auskenne, weiß ich nicht wo genau er an die Gera gehen will. "Die nächste rechts" kommt es da auch schon von ihm." Ich nicke. "Wird gemacht."
Kurz darauf parke ich auf einem Seitenstreifen am Stadtrand Erfurts. Wir steigen aus und laufen Seite an Seite auf einem kleinen Schotterweg in die Richtung des kleinen Flusses. Zielstrebig führt Lenni mich. "Dafür, dass du noch nicht so lange hier bist kennst du dich aber ganz schön gut aus." stelle ich fest. Durch die Dunkelheit hindurch kann ich gerade noch erkennen, dass er nickt. "Ich muss doch wissen wo ich mich aufhalte. Hier drinnen" er deutet auf seinen Kopf. "Habe ich den ganzen Stadtplan von Erfurt abgespeichert." behauptet er. Ich muss ihn anschauen wie ein Schaf, denn er beginnt lauthals zu lachen. "Ey, lachst du mich aus?" ich boxe ihm im gehen leicht gegen den Arm. "Nein" wehrt er sich. "Nein." wiederholt er es noch einmal sanfter. "Es ist nur so, dass ich nicht direkt in Jtk anfangen konnte, aber die Wohnung hatte ich schon. Die ersten paar Wochen habe ich dann dafür genutzt mich hier ein bisschen umzugucken." Er bleibt stehen und holt sein Handy heraus. Die Taschenlampe leuchtet uns gedrungen den Weg. "Zu blöd, dass ich noch nie nachts hier war." Etwas verwirrt schaut er sich um. "An der Nordsee gibt es nicht so viele Bäume." Ich muss lachen. "Du willst mir jetzt aber nicht sagen, dass du die Gera nicht finden kannst." "Ehm, die ist bestimmt da vorne." er deutet in die Richtung, in der er das Gewässer vermutet und greift nach meiner Hand. Ein Blitz durchfährt meinen Körper und ich kann nur hoffen, dass Lenni nichts bemerkt hat. Unsicher schaue ich auf unsere Hände herab. Ich bin froh, dass Lenni mich gerade nicht sieht, sondern vor mir her geht. "Bist du dir sicher, dass das die richtige Richtung ist?" frage ich unsicher. Er bleibt abrupt stehen und dreht sich zu mir um. Unsere Hände lässt er aber trotzdem noch miteinander verbunden. "Ganz ehrlich nein." sein einer Mundwinkel wandert unsicher nach oben. Etwas angestrengt erwidere ich sein schiefes Lachen. So komisch die Situation auch sein mag, ich muss gestehen, dass mein Orientierungsinn auch nicht gerade der beste ist. Und im Dunkeln auf irgendeinem Feld sowieso nicht. Mein Lachen verschwindet wieder und in mir breitet sich ein unbehagliches Gefühl aus. Lennis Hand umfasst immer noch meine, was mir etwas Sicherheit verleiht. "Und jetzt?" flüstere ich schon fast. Er versucht mir in die Augen zu schauen, doch ich weiche seinem Blick aus. "Wir finden dein Auto wieder." verspricht er mir, doch klingt selber nicht mehr so sicher. Wir laufen in die Richtung aus der wir hoffen gekommen zu sein. Nach einer Weile geben wir auf. Der Feldweg auf dem wir hergelaufen sind, ist weit und breit nicht in Sicht. Ich stolpere ziellos neben Lenni her, als ich plötzlich in die Tiefe gerissen werde.
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And the chaos within me found balance
FanfictionJulia hat ihre Beziehung mit Dr. Niklas Ahrend abgeschlossen und ist bereit für einen Neuanfang, das dieser so schnell näher rückt, konnte sie allerdings nicht ahnen.