And the chaos within me found balance

Kapitel 22

𐤟Julia𐤟

Die letzten Wochen habe ich wie von einer großen rosa Wolke erlebt, wobei ich sagen muss, dass es bisher immer noch so ist. Ich wurde endlich aus dem Krankenhaus entlassen. Die Physiotherapiestunden laufen die meiste Zeit irgendwie fast unbemerkt nebenher, was vermutlich Lenni zu verschulden ist. Nach unserem Kuss haben sich all meine Sorgen und Ängste in Luft aufgelöst. Dank ihm konnte ich feststellen, dass ich immer noch dazu imstande bin zu lieben. Aus vollsten Herzen. Ja, vielleicht ist diese Liebe sogar stärker, als all das, was ich bis vor ein paar Wochen gefühlt habe.
"Hey, ich bin wieder da." höre ich es aus dem Flur von Lennis Wohnung rufen. Augenblicklich fange ich an zu Lächeln. Die letzten Wochen war ich immer mehr hier und es ist tatsächlich auch praktischer, wenn wir unsere gemeinsame Zeit bei ihm verbringen, anstatt in Theresas und meiner Zweier WG. Ich habe es mir im Wohnzimmer auf dem Sofa gemütlich gemacht und wollte mich für einen kurzen Moment von meinem Arbeitstag ausruhen. Auch wenn ich längst noch nicht wieder vollkommen fit bin, kümmere ich mich ein paar mal in der Woche um den Papierkram, der im Kinderwunschzentrum auf mich wartet. Lenni biegt um die Ecke und beugt sich zu mir runter um mir einen Kuss zu geben. "Ich habe dich vermisst." murmelt er an meine Lippen. Ich löse mich von ihm und schaue ihn belustigt an. "Wir haben uns gerade mal drei Stunden nicht gesehen." Allerdings ziehe ich ihn dann zu mir auf die Couch und gebe ihm einen intensiven Kuss, um ihn zu zeigen, dass ich ihn genauso vermisst habe, wie er mich. Müde lässt er sich auf meinen Schoß fallen. "Warn' viele Geburten heute, was?" frage ich ihn. "Oh ja. Zwischenzeitlich musste ich drei gleichzeitig betreuen." "Dann ist es jetzt wahrscheinlich nicht so sinnvoll heute Abend noch ein Baby aufzunehmen." entgegne ich, mit der Hoffnung, dass er dafür zustimmt mit mir auf Raya aufzupassen, damit Ben und Leyla mal etwas Zeit für sich haben. "Wie genau meinst du das?" fragt er und zieht eine Augenbraue hoch. "Ich habe dir doch schon von der Tochter von Ben und Dr. Sherbaz erzählt." "Raya, ja." entgegnet er und ich bin erstaunt, dass er sich noch an ihren Namen erinnert. "Jetzt ist es so, dass Ben und Leyla mal wieder ein bisschen Zeit miteinander verbringen möchten und weißt du, ich habe die Kleine auch schon so lange nicht mehr gesehen und..." "Und jetzt hast du den beiden möglicherweise schon zugesagt?" beendet Lenni meinen Satz. "Ehm, möglicherweise, ja." gestehe ich. Er rollt mit den Augen und fängt an zu grinsen. "Du kannst bei Babys einfach nicht nein sagen." "Nein" erwidere ich und wir müssen beide lachen. "Alles klar" kommt es von ihm "Das heißt wir spielen heute Abend die Ersatzeltern für die kleine Raya." Das hört sich schön an, denke ich. Das "Ersatz" stört zwar etwas, aber die Vorstellung, dass Lenni und ich gemeinsam als Eltern in einem Satz vorkommen und für einen Abend und eine Nacht auf ein kleines Kind aufpassen werden, ist einfach wahnsinnig und fast unvorstellbar schön.