And the chaos within me found balance

Kapitel 17

𐤟Julia𐤟

Ich spüre Lennis Atem an meinen Lippen. Ich möchte all das, was ich fühle in mir aufnehmen und nie vergessen. Doch der Teil meines Kopfes, der meint es wäre zu früh, um wieder zu lieben schaltet sich in dem wohl unmöglichsten Moment ein. Ich weiche zurück und löse somit Lenni und mich voneinander. Erschrocken schaut er mich an. In seinem Blick liegen tausende Fragezeichen und die Sorge, dass er etwas falsch gemacht haben könnte. Ich möchte ihm sagen, dass es meine Schuld ist, dass mein Kopf überhand nimmt und ich ihn nicht ausschalten kann, aber stattdessen sage ich nichts. Ich fasse die Räder des Rollstuhls und wende mich so schnell wie möglich von Lenni ab und fahre weg. Weit komme ich trotzdem nicht. Meine Hände zittern, was es mir nur schwerer macht den Rollstuhl anzuschieben. Ich bleibe erschöpft auf dem Weg stehen. Meine Wangen glühen und ich weiß nicht warum. Wegen der Scham, die ich verspüre, weil ich Lenni einfach habe stehenlassen oder wegen der Kälte? Gefährlich fangen meine Augen an zu brennen und ich muss alles dagegen tun, dass ich nicht hier und jetzt in Tränen ausbreche. Ich höre Schritte auf dem Kies hinter mir und kurz darauf steht Lenni neben mir. "Julia" er schaut mich an "Hey, was ist los?" Etwas verwirrt hebe ich den Kopf. Er könnte  mich fragen, weshalb ich auf einmal so reagiere. Er hat jedes Recht dazu sauer auf mich zu sein und stattdessen erkundigt er sich nach meinem Befinden. Wieder einmal bin ich positiv überrascht von ihm. "Ich..." fange ich an, "Ich weiß selber nicht, was das ist. Lenni, ich mag dich. Wirklich." Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht, als er meine Worte hört. Er nimmt die Schiebegriffe des Rollstuhls in die Hand und setzt ihn in Bewegung. Er schiebt mich den Weg entlang, so dass wir uns etwas vom Johannes Thal Klinikum entfernen. "Erzähl mir etwas von dir." bittet er mich zaghaft. "Ich bin Ärztin und  Leiterin des Kinderwunschzentrums." beginne ich, obwohl ich mir dem bewusst bin, dass ich das Lenni natürlich schon gesagt habe. "Ich weiß" schmunzelt er, "Ich meinte eher etwas, was nicht viele von dir wissen."