"Hey."
"H-hey", brachte ich stotternd heraus. Ich konnte es nicht fassen, dass er wirklich vor mir stand. War er überhaupt real oder bildete ich ihn mir nur ein? Madison zog an meiner Hand und ich sah zu ihr, immer noch vollkommen neben der Spur. Ich beugte mich zu ihr herunter, sie ließ mich los und formte mit ihren Händen eine Muschel und legte sie dann an mein Ohr, um mir etwas zuzuflüstern. "Ist das mein Papa?", kam es leise über ihre Lippen. Fassungslos und schockiert sah sie an. Woher wusste sie das oder woher kam ihre Vermutung? Natürlich hatten wir schon das ein oder andere Gespräch über ihren Vater, wo und wer er denn war, da die anderen Kinder immer von beiden Eltern aus dem Kindergarten abgeholt wurden. Sie fragte mich auch nach den Wunden, die meinen Körper zierten, aber ich schwieg zu diesem Thema. Natürlich umging ich, in allem was ich ihr über Damian erzählte, Teile der kompletten Wahrheit, um sie zu schützen. Sie brauchte einige Sachen nicht zu erfahren und vor allem nicht in ihrem jungen Alter.
Ich antwortete ihr nicht, sondern stellte mich wieder hin und sah zu Damian, mit dem Hoffnungsschimmer, dass ich mir das alles nur eingebildet hatte. Vergebens. Er stand immer noch an derselben Stelle. Seine Haare waren ihm lang ins Gesicht gewachsen, genauso wie zur letzten Gerichtsverhandlung. Er hatte seine Hände locker in den Hosentaschen und sah mich an. Meine Atmung setzte einen Moment aus. Weshalb war ich so unglaublich nervös?
Mein Blick glitt zurück zu Maddie als ich etwas an meinem Bein spürte. Sie versteckte sich hinter meinen Beinen und hielt mich immer noch fest. "Wie ist ihr Name?", fragte Damian, nachdem er sich hingehockt hatte und zu mir hochgesehen hatte. Ich schwieg. Ich konnte diese gesamte Situation nicht verarbeiten, es war so surreal. "Hm?", fragte er erneut und sah von unten zu mir hoch. Maddie klammerte sich an mein Bein, wahrscheinlich genauso unsicher wie ich, da ihr ein - für sie - fremder Mann auf Augenhöhe saß. "Ihr Name ist Madison", flüsterte ich, immer noch in meiner Starre.
Waren es denn schon drei Jahre? Angestrengt überlegte ich. Ja, letzten Monat müsste er aus dem Gefängnis rausgekommen sein. Verging die Zeit wirklich so schnell? Was machte er überhaupt hier? Wie konnte es sein, dass ich ihn jetzt wiedersah?
"Hey Madison", sprach er leise und sah das ängstliche Mädchen hinter meinen Beinen an. "Du brauchst keine Angst haben, ich bin ganz nett", sprach er und ich lachte kurz, unbeabsichtigt auf, sah dann schnell weg, als mir Damian einen warnenden Blick zuwarf. "Hoch!", sagte Maddie und ich nahm sie sofort hoch und setzte sie sofort auf meine Hüfte. Sie kuschelte sich sofort an mich. "Sie ist wunderschön. Sie hat meine Augen", sagte Damian leise, als wäre es gar nicht dafür bestimmt, ausgesprochen zu werden. "Und deine Nase." Dann sah er zu mir. "Ich hab dich vermisst Katarina."
"Sag das nochmal", flüsterte ich. Ich hatte mich nicht einen Zentimeter vom Fleck bewegt, seitdem er vor mir stand. War das überhaupt alles real? Ich begriff es nicht. Stand er vor mir? Und warum war ich so bewegungsunfähig? Wieso war mein Kopf so leer? Ich wusste nichts in diesem Moment. Nicht was ich fühlte oder was ich dachte, nicht einmal, welcher Tag heute war. "Dass ich dich verm-" "Nein, meinen Namen", hauchte ich.
"Katarina."
Oh Gott. Was waren die letzten drei Jahre Therapie wert, wenn mich diese eine Begegnung sowieso wieder zurückfallen ließ? Schon in der Sekunde, als wir uns in die Augen geschaut hatten, hatte ich diesen klitzekleinen Gedanken im Kopf: einfach auf ihn zu rennen und in seine Arme fallen;
Aber er war nicht mehr mein, und ich gehörte auch nicht mehr ihm. Wir waren zwei komplett unterschiedliche Menschen, welche nur noch ein Kind verband, richtig?
Plötzlich griff er an meine Wange und strich ganz sanft mit seinem Daumen darüber. Ich schloss die Augen. Wie sehr ich seine Berührungen vermisst hatte. "Ich hab dich wirklich vermisst", sagte er leise. Maddie hob ihren Kopf und sah mich an. Die kleine Brünette hatte noch immer keine Antwort auf ihre Frage bekommen, aber ich war nicht bereit ihr zu sagen, dass vor ihr, ihr Vater stand. "Bist du mein Papa?", fragte sie ungehindert und ich schluckte schwer. Damian sah mich an, dann zu ihr zurück. "Ja", gab er unsicher zurück. Maddie schaute traurig. "Was ist los mein Engel?", fragte ich sie leise. "Papa war nicht da." Ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen. Sie vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge und ihr kleiner Körper begann zu beben. Ich verstand wie sie sich fühlte. Es war schrecklich, wenn ein Elternteil nicht da war für einen, doch Madison war zu klein um diese Situation zu begreifen. Ich sah zu Damian hoch, nahm dann allem Mut zusammen und lief an ihm vorbei.
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Addicted - gefährliche Leidenschaft
Mystery / Thriller~ Teil 2 von Kidnapped! ~ [ Langsame Updates ] Katarina wird in eine ganz neue Welt geworfen als sie erfuhr, dass sie schwanger ist. Kaum war sie - unfreiwillig - wieder Zuhause und hatte ihr altes, wenn auch beschissenes, Leben zurück ging das Dram...