Seven

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Ich beobachtete am Fenster wie sich die verfärbten Blätter der Bäume im Wind bewegten und manche sogar abfielen. Eine ältere Dame hielt sich den Hut fest, damit dieser nicht vom Wind verwehrt wurde und ein kleiner Junge hüpfte auf der Wiese auf und ab, freute sich dabei riesig, weil die Blätter von oben auf ihn fielen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Herbst war zwar nicht meine Lieblingsjahreszeit, weil es so windig und kühl war, aber das Farbenspiel der Blätter und die regnerischen Abende, bei welchen man gemütlich am Fenster sitzen und den Regentropfen an der Scheibe lauschen konnte, waren es wert. Lächelnd drehte ich mich um, als ich bekannte, leise Schritte hinter mir wahrnahm.

"Mami schau! Du und Tante Marlene!", rief sie und streckte mir ein Bild entgegen. Ich nahm es ihr ab und scannte es. Es war das Bild, auf welchem ich Marlene's Eis geklaut hatte und sie mir hinterher rannte. Schmunzelnd gab ich es ihr zurück. "Wo hast du das denn gefunden, mein Engel?" "Tante Marlene", sagte sie und lief dann aus dem Wohnzimmer, direkt auf mein altes Zimmer zu. Ich lief ihr hinterher und trat mit ihr in den Raum. Marlene saß auf meinem beziehungsweise jetzt Maddie's Bett und hatte ein Fotoalbum auf ihrem Schoß liegen. Etliche Fotos klebten auf den Seiten und einige lagen lose dazwischen. "Was machst du?", fragte ich skeptisch. Ich wusste nicht welche Bilder in diesem Buch waren und welche sie Madison schon gezeigt hatte.

"Ich zeige Maddie nur Bilder, kein Grund skeptisch zu sein", seufzte sie und nahm ein weiteres Bild und zeigte es Maddie. Diese lief sofort auf ihre Tante zu und starrte aufgeregt auf das Bild. "Das sind Oma und Opa", sprach Marlene und ich riss ihr sofort das Bild aus der Hand. "Willst du mich eigentlich verarschen?", fragte ich sie ernst und schmiss ihr das Bild entgegen. "So viel dazu, dass ich nicht spektisch sein muss", lachte ich auf. "Was fällt dir eigentlich ein Maddie Fotos von ihnen zu zeigen?" Ich war aufgebracht und verstand nicht, wie Marlene auch nur auf diese Idee kommen konnte.

Maddie drückte sich an mich. Ich hob sie hoch und setzte sie auf meine Hüfte. "Sorry Maus, Mama wollte nicht laut werden", versicherte ich ihr, strich ihr übers Haar und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. "Was ist denn nur los mit dir?", fragte Marlene und sah mich genervt an. "Was los mit mir ist?", fragte ich aufgebracht. Ich drehte mich zur Tür und setzte Maddie im Flur ab, wissend, dass es jetzt ungemütlich werden würde zwischen Marlene und mir. "Schau Mal was Onkel Niklas macht. Er macht bestimmt was tolles und du kannst ganz bestimmt mitmachen." Aufgeregt nickte Maddie und fing an Niklas zu suchen. Ich stellte mich wieder aufrecht hin, da ich mich zu Maddie heruntergebeugt hatte und schloss die Tür hinter mir mit einem lauten Klacken.

"Du reagierst über, Katarina! Es sind unsere Eltern. Maddie hat ein Recht sie kennenzulernen." Marlene hatte das Fotoalbum neben sich aufs Bett gelegt und stand auf, um mit mir auf Augenhöhe zu sein. "Ich reagiere über? Marlene, ich möchte nicht, dass Maddie auch nur ansatzweise weiß, wer ihre Großeltern sind!" "Sie hat ein Anrecht darauf", argumentierte Marlene sofort und hob ihren Zeigefinger. "Marlene, mir ist scheiß egal ob sie ein Anrecht darauf hat oder nicht! Diese Menschen werden nicht Mal in die Nähe von Madison kommen!"

"Du bist verrückt, früher oder später werden sie sie eh kennenlernen." Marlene schüttelte belustigt den Kopf. "Nur über meine Leiche! Was ist wenn sie ihr wehtun, hm? Dann heißt es wieder, wie ich es denn zulassen kann meine Tochter zu ihnen zu lassen! Du bist die erste die mich dann verurteilt!" Marlene sah mich ernst an. "Sie haben sich geändert." "Ach haben sie das? Woher weißt du das, hm? Woher willst du wissen, dass sie nicht wieder in mein Leben treten und es mir zu Hölle machen? Du hast doch gar keine Ahnung, Marlene! Ich möchte nicht, dass Maddie ihre Großeltern kennenlernt."

Ich drehte mich weg von ihr und atmete tief durch, versuchte mich zu beruhigen. Was war nur in sie gefahren? Sie konnte doch nicht ernsthaft denken, dass das eine gute Idee war und noch viel schlimmer, dass ich Maddie in ihre Nähe lassen würde. "Es sind unsere Eltern, Katarina", sprach Marlene jetzt etwas gelassener. "Deine Eltern, Marlene. Eltern behandeln ihr Kind nicht so, wie sie mich behandelt haben. Ich hab furchtbare Angst, dass sie sobald sie aus dem Gefängnis sind, wieder auftauchen. Meinst du nicht, dass ich schon genug um die Ohren habe? Maddie wird jetzt immer nach ihnen fragen und was soll ich ihr sagen, hm?" Ich sah Marlene an, wartete auf eine Antwort, doch es kam keine.

Addicted - gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt