Eleven

1.8K 52 5
                                    

"Ich hab nicht so viel Zeit", sagte Damian in Eile, ging zum Weihnachtsbaum im Wohnzimmer und legte das Geschenk darunter. "Ich wünschte, wir könnten Weihnachten zusammen feiern. Es wäre immerhin unser erstes Weihnachten zusammen." Ich seufzte und sah ihn traurig an, als er wieder zu mir in den Flur lief. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und zog mich an sich. "Ich weiß, Liebling." Damian gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze und dann einen auf die Lippen. "Wir werden aber Neujahr zusammen feiern", sagte er und zwinkerte mir zu. Wir hatten einen Plan, wie wir das hinbekommen würden. Zu Neujahr fand in der Stadt immer ein großes Treffen statt, wo wir uns gemeinsam treffen würden. Beide unserer Familien würden dort hingehen. Es war also die beste Option.

"Maddie? Kommst du bitte mal schnell her?", rief ich in die Wohnung und schon kam sie aus ihrem Zimmer gelaufen. "Papa!", schrie sie sofort erfreut und rannte auf Damian zu. Er hockte sich zu ihr runter und nahm sie in den Arm. "Bleibst du hier?", fragte Madison aufgeregt und sah Damian mit großen Augen an. Er schüttelte traurig den Kopf. Ich sah wie sich Maddie's Augen in der Sekunde mit Tränen füllten und ich hockte mich ebenfalls neben sie und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Tut mir leid, Kleines. Nächstes Weihnachten können wir bestimmt Zusammenfeiern." Damian sah zu mir und ich nickte leicht. Ich wusste zwar nicht, was nächstes Jahr alles passieren würde und wie lange wir diese Geheimtuerei noch aushielten, aber die Hoffnung war da.

Madison nickte traurig und fiel ihrem Damian wieder in die Arme. "Warum spielt ihr Verstecken?", nuschelte sie und ich sah zu Damian. Madison war schon immer ein kluges Mädchen und es ergab Sinn, dass sie es als Versteckspiel sah. Doch selber, hatte ich nie darüber nachgedacht. Sie hatte recht... wir versteckten uns wirklich.

"Tante Marlene mag mich nicht", sprach Damian und Maddie löste sich von ihm und sah ihn an. "Warum? Ich hab dich doch lieb und Mama auch." Sie sah kurz zu mir rüber. "Weißt du, ich hab deiner Mama ganz doll weh getan vor einiger Zeit und deshalb mag mich deine Tante nicht." Damians Stimme triefte vor Scham und Schuld. Er sah mich entschuldigend an. Ich lächelte ihn leicht an, versicherte ihm, dass es in Ordnung sei. "Aber Mama hat dich doch auch lieb?", fragte sie verwundert.  "Hab ich auch, Mads, aber Tante Marlene verzeiht Papa nicht", sagte ich und hing ein leises: "Ich kann sie irgendwo auch verstehen", hinten dran.

"Darf ich deshalb nichts sagen?", fragte sie nun an mich gerichtet. Ich nickte. "Bald nicht mehr, okay? Mama und Papa lassen sich was einfallen, ja?" Sie nickte. "Musst du jetzt gehen?", fragte sie traurig an Damian gerichtet. "Ja, aber ich hab gehört, dass der Weihnachtsmann dir etwas von mir mitgebracht hat." Ihre Augen wurden groß. "Aber nur, wenn du ganz brav bist." Eifrig nickte sie. "Gut, dann kannst du jetzt wieder spielen gehen." Damian drückte ihr einen Kuss auf die Wange und sie tat es ihm gleich. Mit den Worten: "Ich hab dich lieb, Papa", verschwand sie wieder in ihrem Zimmer.

Wir standen beide auf und er zog mich an den Hüften an sich. "Ich bin schon viel zu lange hier, aber eine wichtige Sache habe ich noch", sagte er und sah mich ernst an. Wartend sah ich nach oben in seine Augen. "Wie lief dein Therapietermin letzte Woche?"

  Mit schwitzenden Händen lief ich auf die Eingangstür des Gebäudes zu. Mehrfach, auf dem Weg hierher, hatte ich das starke Bedürfnis umzudrehen. An einer Busstation wäre ich auch fast ausgestiegen und hätte den nächsten wieder zurückgenommen. Eine ältere Dame hatte mich dann aber um Hilfe gebeten und bevor ich aussteigen konnte, fuhr der Bus weiter.

Nun stand ich im Eingang der Praxis. Ich wischte meine Hände an meiner Jeans ab und trat durch die Tür, geradewegs zum Thesen. "Katarina Davis, ich habe einen Termin-" Ich wurde unterbrochen. "- Ja, bei Frau Rabe. Ich bin informiert, Sie können direkt ins Sprechzimmer." Freundlich lächelte sie mich an und deutete auf Frau Rabes Sprechzimmer.

Addicted - gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt