Six

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Zum wahrscheinlich hundertsten Mal starrte ich auf die Uhr im Wohnzimmer, welche ich durch den Türrahmen gerade so erkennen konnte. Maddie saß auf der kleinen Kiste im Flur, komplett angezogen und wackelte mit ihren Beinen, weil sie den Boden mit den Füßen nicht erreichen konnte. Ihre Hände stützte sie neben ihren Beinen ab, ihr pinker Prinzessinnenrucksack war auf ihren Rücken geschnallt und ihr Blick war starr auf den langen Teppich auf dem Boden gerichtet. Erneut schweiften meine Augen zur Uhr. Damian war jetzt schon knapp 20 Minuten zu spät. "Maddie Bär, wenn Papa noch etwas länger braucht, kannst du deinen Rucksack auch nochmal abnehmen." Sie schüttelte den Kopf. "Deine Jacke kannst du auch nochmal ausziehen oder wenigstens aufmachen, nicht, dass du dich erkältest", bat ich sie. Erneut schüttelte sie den Kopf. "Kannst du Papa anrufen?", fragte sie und hob zum ersten Mal ihren Kopf um mich anzusehen. "Hab ich doch schon versucht, Maus", seufzte ich und sah auf mein Telefon. Immer noch nichts. Wenn dieser Mann meinte, mich - und noch viel schlimmer - unsere Tochter zu ignorieren und zu versetzen, konnte er etwas erleben.

Mein Gedankengang wurde durch die Türklingel unterbrochen. Sofort stürmte ich auf die Tür zu und drückte den Summer um die Tür zu öffnen. Damian konnte, nachdem er uns so lange warten gelassen hatte, auch die Treppen nach oben kommen und den Frust seiner Tochter spüren. Ich öffnete die Tür und lehnte mich genervt an die Wand, tippte wartend mit dem Fuß auf den Boden an. Sobald Damian in meinem Sichtfeld erschien und mich anlächelte, warf ich ihm einen genervten Blick zu. "Tut mir leid-", fing er an. "Hm, mir auch!", sagte ich genervt, drehte mich um und griff nach meinen Schlüsseln. Maddie war in der Zeit aufgestanden und sah mich wartend an, hielt mir ihre Hand hin, damit ich sie greifen konnte. "Du kannst auch mit mir-", fing Damian an, doch Maddie protestierte sofort mit einem Kopfschütteln. Hach ja, die trotzige Kinder-Phase. "Es tut mir wirklich leid, Katarina." Damian trat einen Schritt von der Tür zurück, um uns durchzulassen. "Sag das nicht mir, sondern deiner Tochter, denn ich bin es nicht, die zu spät kommt. Ich bin nur die, die im schlechten Licht steht, weil meine Tochter nicht pünktlich kommt!" Ich lief langsam mit Maddie die Treppe nach unten und Damian trottete hinter uns her.

Wartend lief ich auf das schwarze Auto zu, Damian öffnete es aus der Ferne und umrundete, sobald er daneben stand, das Auto. "Maddie's Sitz ist auf der Seite", rief Damian zu mir rüber, als ich die Hintertür der Beifahrerseite öffnen wollte. Ich warf ihm einen kurzen genervten Blick zu. Das hätte er mir auch vorher sagen können. Ich umrundete ebenfalls mit Maddie das Auto. Damian hatte die Autotür schon geöffnet und war bereit Maddie zu helfen. Diese jedoch, ließ meine Hand nicht los und sah ihren Vater nicht einmal an. Ich verkniff mir ein kleines Lächeln. Es erleichterte mich, nicht immer die Person sein zu müssen, zu der Maddie trotzig war. Ich half ihr in den Kindersitz und schnallte sie an.

Damian stand noch immer hinter der Tür und drückte diese zu, sobald ich mich von Maddie zurückgezogen, nachdem ich ihr einen Kuss gegeben hatte. Bevor ich die Chance hatte auf die andere Seite des Autos zu laufen, schlang Damian seine Arme um meine Hüfte und zog mich an sich. "Es tut mir wirklich leid. Ich hab alles versucht, um pünktlich zu sein." Seine Nase berührte ganz leicht meine. "Und trotzdem bist du es nicht. 20 Minuten Damian!", erinnerte ich ihn erneut und er seufzte. "Es ist für mich genauso schwierig wie für dich", stellte er klar und ich drückte ihn von mir weg. "Es geht mir nicht um mich, deine Tochter hat sich seit Tagen auf heute gefreut und jetzt kommt sie zu spät, deinetwegen. Sie hat sich auf dich verlassen!" Ich lief um Damians Auto herum und stieg auf der Beifahrerseite ein. "Alles gut, Mads?", fragte ich und drehte mich um. Ich musste feststellen, dass Damians Entscheidung, Maddie's Sitz auf die Fahrerseite zu packen, sehr schlau war, da es für mich viel einfacher war mit Maddie zu interagieren, wenn sie etwas wollte oder brauchte. Vielleicht hätte ich ihm keinen bösen Blick zuwerfen sollen.

Maddie nickte und sah dann zu Damian, der gerade einstieg. "Papa?" Sofort drehte er sich um. "Ja, mein Schatz?" Sein Gesicht hellte sich auf. Er hatte sichtlich damit gerechnet, dass Madison heute nicht mit ihm reden würde. "Warum bist du zu spät?" Damians Lächeln verschwand und er überlegte. Während Maddie ihn abwartend ansah, hoffte ich, dass er seine Antwort gut durchdenken würde. "Weißt du, Papa hatte viel zu tun, aber ich hab versucht so schnell wie möglich herzukommen", sagte er ihr, drehte sich dann wieder um und schnallte sich an.

Addicted - gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt