Sixteen

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Wochen vergingen. Wochen vergingen, in denen ich nicht mehr mit mir oder meinem Leben klar kam. Ich konnte nicht alleine sein, es machte mich fertig. Angstzustände, Panik und Verlustängste plagten mich, seitdem Marlene meine Wohnung verlassen hatte und kein einziges Wort mehr mit mir gewechselt hatte. Jeden Tag rief ich sie bestimmt tausend Mal an, doch sie reagierte nicht. Ich sprach auf ihre Mailbox, bis diese mir mitteilte, dass sie voll ist. Unzählige Texte schrieb ich an sie, bis ihr Profilbild verschwand und meine Nachrichten nur noch einen Haken hatten. Das war der Moment an dem ich endgültig zusammenbrach.

Damian war gezwungenermaßen fast den ganzen Tag bei uns, was es ihm nicht gerade leichter machte, vor seiner Familie unser Geheimnis zu verbergen. Nachts konnte ich nicht allein schlafen aus Angst, dass mir alles genommen wurde. Deshalb schlief Maddie mit in meinem Bett. Sie freute das natürlich ungemein, weil das hieß, mit ihrer Mama zu kuscheln. Sie war zu klein, um zu verstehen um was es hier ging und wie sehr ich das brauchte um nicht durchzudrehen. Ich würde sie mitten in der Nacht näher an mich drücken, aus Angst, dass sie mir jemand aus den Armen reißen würde, sobald ich nicht mehr schlaflos wach liegen würde.

Die Enttäuschung bei jedem Anruf an Marlene, welche sie nicht annahm, war herzzerreißend. Es machte mir nur immer und immer wieder deutlich, was für einen riesigen Fehler ich gemacht hatte, ihr die ganze Sache zu verschweigen. Ich fing an, an mir und vor allem an der Beziehung zu Damian zu zweifeln. Jedes Mal, wenn ich ihn ansah, musste ich daran denken, dass ich unsere Beziehung über meine Familie gestellt hatte. Ich wusste, wie Marlene reagieren würde und dennoch hatte ich geschwiegen. Monatelang.

Eigentlich tat sie das richtige. Ich war in der Schuld. Ich konnte sie nicht für irgendetwas schuldig sprechen. Mir war bewusst in was für eine Situation ich mich begeben würde und wie tief und gefährlich das Gewässer war auf welchem wir schwammen - und dennoch hatte ich geschwiegen.

Wieder saß ich auf der Couch, wie die letzten Wochen so oft, starrte auf mein Handy und wartete. Es lag vor mir auf dem Tisch. Das Display ausgeschalten. Mindestens 20 Mal hatte ich Marlene heute schon angerufen und dennoch kam nichts zurück. Es würde mich nicht wundern, wenn sie meine Nummer bald gänzlich blockieren würde. Aber das könnte sie Maddie zu Liebe nicht nicht tun. Denn nicht nur ich litt durch diesen Verlust, sondern auch Maddie, welche ihre Tante vermisste und sich Vorwürfe machte, Marlene verärgert zu haben. Des öfteren hatte ich Niklas geschrieben, ihn gebeten mit Marlene zu reden oder sich bitte zu melden, weil es Maddie durch den Abstand zu den beiden gar nicht gut ging. Ich wusste nicht, ob er es getan hatte, aber ich wusste auch nicht, wie es Marlene ging. War sie sauer? Enttäuscht? Hasste sie mich? Wollte sie mich je wiedersehen? Bereute sie es mich angeschrien zu haben? Bereute sie es wenigstens, Maddie zuliebe? Wusste sie, dass Maddie das ganze ebenfalls belastete?

Das Display blinkte auf. Marlene's Name erschien. Ich sprang auf und nahm den Anruf an. "Marlene", sagte ich erleichtert und mir fiel direkt ein Stein vom Herzen. "Ist Maddie in der Nähe?", fragte sie kalt. Sofort bildete sich ein Kloß im meinem Hals. Ich nickte, auch wenn sie das nicht sehen konnte, aber ich war nicht fähig zu sprechen. Ich ging in Maddie's Zimmer und sah sie auf dem Boden mit ihren Barbies spielen. "Hier, Mads. Tante Marlene ist dran." Sofort sah das kleine Mädchen hoffnungsvoll zu mir nach oben. Ich reichte ihr das Telefon und verließ den Raum. So hatte ich mir das Gespräch zwischen uns nicht vorgestellt, aber was hatte ich mir schon erhofft? Ich konnte froh sein, dass sie wenigstens Maddie zu Liebe mich anrief.

Ich atmete aus und ließ mich wieder auf die Couch fallen. Das Türschloss ließ mich erahnen, dass Damian gerade kam. Ich hatte ihm meinen Wohnungsschlüssel gegeben, da ich sowieso nicht rausging. Sowohl bei der Arbeit als auch bei der Schule hatte ich mich krank gemeldet. Ich konnte nicht raus. Damian erledigte alles für uns - gezwungenermaßen. Er wollte immerhin nicht, dass es uns an etwas fehlt.

Addicted - gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt