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Kilis Vorschlag

Noa POV
Als ich meine Augen wieder öffne, stehen wir im Thronsaal. Vor uns der große Thron, um uns herum Äste, Treppen und Wege, die ineinander verzweigen.
Ich habe es getan. Ich bin gegangen. Ich habe den Schritt in ein neues Leben gewagt, und ich dachte, dass ich mich besser fühlen würde. Mein Gesicht kribbelt unangenehm und meine Hände zittern, ich muss einmal tief durchatmen, dann wird es mir besser gehen. Natürlich habe ich versucht mich mental darauf vorzubereiten und eigentlich habe ich mich auch gefreut ein Leben mit Thranduil zu beginnen. Aber in meinen Vorstellungen war das alles irgendwie leichter. Mir läuft eine Träne über die Wange und ich kann es nicht unterdrücken einmal zu schluchzen. Thranduil, der immer noch meine Hand hält, guckt sofort zu mir und sein neutraler Gesichtsausdruck ändert sich, er sieht mich besorgt an.
„Was ist los?"
Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen, meide aber seine Augen.
„Ich sollte doch glücklich sein oder?", weine ich und sehe ihm schließlich doch fragend in die Augen, „aber ich bin so traurig, ich fühle mich so leer", versuche ich ihm zu erklären und gestikuliere automatisch mit meiner freien Hand. Er hebt seine und wischt die Tränen von meinen Wangen. Dann küsst er mich auf die Stirn und setzt zu einem Satz an.
„Das ist doch verständlich!", er streicht mir beruhigend über den Rücken.
„Ach ja?", frage ich und schniefe.
„Noa, du hast gerade dein altes Leben hinter dir gelassen. Es ist okay, dass du weinst. Ich verstehe das und ich bin für dich da!"
Ich schaue ihn an und schenke ihm ein Lächeln.
„Ich hoffe nur, dass du deine Entscheidung nicht bereust", hängt er an und zieht eine Braue in die Höhe.
Ich lache. „Ich liebe dich, du Blödmann!"

Valentina POV
Fröhlich gehen wir durch die großen Hallen des Erebors. Ich war zwar schon mal hier, aber da lag die Konzentration aller auf den anstehenden Krieg, und nicht darauf mir den Berg von innen zu zeigen.
Thorin hält lächelnd meine Hand und präsentiert stolz sein wieder erobertes Zuhause. Unser Zuhause. Ich dachte, ich würde die Entscheidung vielleicht bereuen, mit nach Mittelerde gegangen zu sein, aber es war das einzig richtige, was ich hätte tun können. Ich meine, wir erwarten ein gemeinsames Kind. Soll es getrennt von seinem Vater aufwachsen und irgendwann gehen wir ihn besuchen, nach dem Motto: dein Vater lebt übrigens in einer anderen Welt, von der alle denken, dass es sie nur in einem Buch geben würde und ist der König der Zwerge unter dem Berge?
Nein, das nicht fair. Dem Kind gegenüber und Thorin auch nicht. Ich liebe ihn und möchte unseren Sohn oder unsere Tochter mit ihm gemeinsam großziehen.
Die Mädchen zu verlassen war nicht leicht, aber irgendwann musste das passieren. Wir hätten ja nicht auf ewig in einer WG wohnen können.

„Und das ist der Thronsaal!", kündigt Thorin stolz an und schaut sich selber um, als wäre er das erste mal hier.
„Aber hier warst du ja schon mal", fügt Kili lächelnd hinzu.
„Es ist echt super schön hier, ein bisschen dunkel aber trotzdem schön!" meine ich und atme tief durch. Das hier ist jetzt mein Leben.
Durch herantretende Schritte werde ich aus meinen Gedanken gezogen.
„Balin, wie schön dich zu sehen!" ich fange an zu lächeln und umarme den weisen Zwerg.
„Valentina, wie ich sehe hast du eine Entscheidung getroffen"
Balin wusste von meinem Plan nach Mittelerde zu gehen. Ihm habe ich als erstes von der Schwangerschaft erzählt. Ich hatte ihn damals, vor der Schlacht, um Rat gebitten. Er war es auch, der mit der Idee herankam, Thorin von dem Kind zu erzählen, um ihn von der Krankheit zu lösen.
Ich nicke ihm knapp zu und greife wieder nach Thorins Hand. Balins Blick wandert zu den Zwergenbrüdern. Als er Fili sieht, ändert sich sein Gesichtsausdruck. Fili hat, seit wir hier angekommen sind, kein Wort geredet. Er ist uns leise gefolgt, kein Lächeln auf den Lippen, nur ein Ausdruck des Leidens. Balin tritt zu ihm heran.
„Fili...", er legt ihm seine Hand auf die Schulter, „es wundert mich dich hier zu sehen".
Er leidet wegen Valerie. Er vermisst sie und wir sind noch nicht einmal eine Stunde hier.
„Sag mir Balin, habe ich die falsche Entscheidung getroffen?" fragt der Blonde, seine Augen beginnen zu glitzern, durch das Wasser was sich in ihnen ansammelt.
„Mein Junge, das kann ich dir nicht sagen. Die Entscheidung liegt bei dir, du musst auf dein Herz und deine Gefühle hören. Wenn du das getan hast, dann war es richtig, wenn nicht, dann muss ich dich leider enttäuschen". Und damit wendet er sich Thorin zu nickt kurz und dreht sich um, und verlässt den Raum.

Etwas später, die Tour hat in unserem gemeinsamen Schlafzimmer geendet, suche ich nach Fili, um mit ihm über sich und Valerie zu sprechen. Ich möchte ihm einfach nur sagen, dass es für nichts zu spät ist. Er kann sich immer noch dazu entscheiden zurück zu gehen und mit ihr ein Leben zu führen. Denn, auch wenn sie versuchen eine Fernbeziehung zu führen, habe ich das Gefühl, dass beide nicht glücklich sind.
Ich versuche mich also zu erinnern, wo Filis Schlafzimmer ist, denn ich wüsste sonst nicht, wo ich nach ihm suchen soll. Als ich gerade abbiegen will bleibe ich abrupt stehen, als ich Filis Stimme höre.
„Ich glaube einfach, dass ich alles falsch gemacht habe, Kili!"
Ich gehe langsam wieder zurück und lausche dem Gespräch der Brüder.
„Hey, weißt du, das Armband ist ja nicht weg. Du kannst immer noch zu ihr." Es herrscht kurz Stille.

„Ich meine, was habe ich zu verlieren? Meinen Anspruch auf den Thron? Wenn Thorins Kind kommt, und es nicht irgendwie durch magische Weise stirbt..." er lacht kurz auf.
„Du solltest gehen!", ich trete hinter der Ecke hervor. Die beiden drehen sich in meine Richtung. Ich setze mich neben Fili und lächele ihn liebevoll an.
„Du solltest gehen!", wiederhole ich, „und dass nicht nur, weil ich glaube, dass du mein Kind umbringen willst", ich lache auf, „Valerie wird sich freuen". Fili atmet laut aus und verzieht sein Gesicht.
„Sonst schlaf eine Nacht darüber, Bruder. Wenn du morgen immer noch so fühlst, dann packst du deine sieben Sachen und reist zurück! Ich werde dich zwar vermissen, aber ich habe ja noch Valentina", lacht Kili und klopft seinem älteren Bruder auf den Rücken.
„Ich kann es nicht glauben, dass ich von meinem kleinen Bruder Ratschläge annehme", Fili lächelt.
„Sehe ich da ein Lächeln?", frage ich belustigt und zeige auf ihn.
Kilis Vorschlag war zwar gut, aber ich denke trotzdem, dass wenn ich morgen aufstehe Fili nix wie weg ist. Und das ist auch gut so.

Von Deutschland nach MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt