Epilogue

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Zwei Jahre später

Laut kichernd lief der kleine blonde Junge durch das wunderschöne Haus, sein Vater lachend hinter ihm her. Als der kleine Knirps keinen weiteren Ausweg mehr fand, um vor seinem Vater wegzulaufen, krabbelte er schnell in sein Bett und zog die Decke über sich. Er hielt die Luft an und musste sich die kleine Hand vor den Mund schlagen, um nicht zu lachen. Grinsend kam der Vater in das Zimmer und guckte sich nach seinem Sohn um.
„Wo hast du dich wohl versteckt, ion nîn?"
Aus der Richtung des Bettes hörte er Gekicher. Langsam schlich er zu dem Versteck, zog die Decke weg und fing an seinen Sohn durch zu kitzeln. Sie mussten beide lachen und dem Vater ging sein Herz auf, als er die lieblichen Töne hörte, die aus seinem eigen Fleisch und Blut kamen. Er nahm den halb angezogenen Jungen auf die Arme und lief zurück ins Wohnzimmer, aus dem der kleine blonde Elb abgehauen war. Zugleich erblickte er seine Frau, die sich umdrehte, als sie die Beiden ins Zimmer gehen hörte. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, als sie ihre zwei liebsten sah.
„Da seid ihr ja!", sie öffnet ihre Arme für ihren Sohn, „Komm her Lee! Ohne Hose kannst du deinen Opa nicht besuchen", lacht sie und hält dem kleinen Elb eine dunkelgrüne Stoffhose hin.
„Adar en-adar", brabbelt dieser vor sich hin, seine Augen leuchteten.
Die Mutter half ihm in die Hose hinein, während der Vater in den Flur ging und aus einer Kommode zwei Armbänder heraus holte.

Immer, wenn er sie ansah, musste er daran denken, was für neue Möglichkeiten ihm durch den Zauber gegeben wurden und was er schon alles in dieser neuen Welt erlebt hatte. Er war froh nach 1000 Jahren endlich einen Sinn und eine Aufgabe in seinem Leben gefunden zu haben. Und zwar seine Familie: Seine Frau, die er über alles liebt und mit der er bis zum Ende der Welt leben möchte, und natürlich sein Sohn, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist und ihn Tag für Tag zum Lachen bringt.

Zusammen stehen sie in dem großen Raum, hinter ihnen die gemütliche Familien-Couch, vor ihnen das Esszimmer mit angrenzender Küche. Lee, der kleine Junge, spielte mit den Haaren seines Vaters, als dieser die Hand seiner Frau nimmt und mit ihr zugleich den elbischen Spruch des Armbandes aufsagte. Das bereits bekannte weiße Licht umhüllte die Familie, für einen Augenblick waren sie schwerelos, dann standen sie im Thronsaal, des Königs.

König Thranduil saß auf seinem Thron, vertieft in einen Brief, als sein Sohn samt seiner Familie in seinem Saal auftauchten. Er hob seinen Blick und fing, bei dem Anblick seines Enkels, an zu lächeln.
„Caspian!", lachte er auf. Thranduil nannte seinen Enkel oft bei seinem Zweitnamen. Keiner wusste genau warum, ihm gefall der Name wahrscheinlich einfach besser. Rasch stieg er von seinem Thron hinab und schloss den kleinen Elb, der auf ihn zu lief, in seiner Arme und drehte ihn einmal im Kreis. Er setzte ihn wieder ab und begrüßte ebenfalls freudig seinen Sohn und seine Schwiegertochter.
Danach nahm er seinen Enkel bei der Hand, Thranduil musste sich etwas bücken, und führte die drei in den Garten.

„Guck mal, wer uns besuchen kommt", sagte er und zog somit die Aufmerksamkeit seiner Frau auf sich und die anderen. Noa sprang von ihrem Stuhl auf, ihre langen, gelockten Haare wirbelten im Wind, und ging schnellen Schrittes auf ihre beste Freundin, damals wie heute, zu und umarmte sie. Seit fast einem Vierteljahr haben sie sich nun schon nicht gesehen und die Sehnsucht wuchs mit jedem Tag. Aufmerksamkeit suchend, zog der kleine Elb an ihrem Rockzipfel.
„Lee!", quietschte Noa und nahm ihn hoch, „Bist du gewachsen. Und du kannst schon so gut laufen, wow." Sie zwickt ihm in die Wange. Mit Lee auf dem Arm begrüßte sie ihren Stiefsohn, auch wenn sie sich so eigentlich nicht nannten, sie sahen sich eher als Freunde, die sich gegenseitig alles anvertrauen konnten. Trotz dem nicht geteilten Blut waren sie jedoch eine Familie.
Das jüngste Mitglied dieser etwas unüblichen Familie ist die kleine Maev. Ein perfekter Mix aus ihrer Mutter und ihrem Vater. Still lag sie in einem hübsch angefertigten, mobilen Bettchen, welches neben dem Stuhl stand, auf dem Noa bis eben noch saß. Vorsichtig und leise, um die kleine Prinzessin nicht zu wecken, trat Eloise an sie heran und musste lächeln. Zum ersten mal sah sie ihre Patentochter. Sie hatte, unüblich für die königlichen Gene, braune Augen, so wie die ihre Mutter. Dies konnte Eloise in diesem Moment jedoch nicht sehen, da das zierliche Geschöpf ihre Augen zu hatte. Ihre Haut war makellos, und schien wie Seide, als Eloise ihre Finger sachte über die kleine Wange gleiten ließ.
„Ist sie nicht wunderhübsch?", sagte Noa leise und stellte sich neben ihre kleine Tochter.
„Sie ist perfekt!".

Legolas trat an das Bettchen und blickte liebevoll auf seine Schwester. Er dachte nie, dass er so etwas noch mal erleben würde. Dass sein Vater, der Jahrelang Trübsal blies und ihn aus und ein gehen ließ, wie eine einfache Wache, jemals wieder Glück finden würde und noch ein Kind bekäme. In diesem Moment wünschte sich Legolas, dass seine kleine Schwester nie solche Schicksalsschläge wie er erleben muss. Dass sie mit einer Mutter aufwächst und einem Vater, der sich um sie kümmert und sie ansehen kann und nicht jedesmal wegguckt, weil er beim Anblick seines Kindes an seine verstorbene Frau erinnert wird. Er wusste, dass es ein Neuanfang für seinen Vater ist und er es schaffen wird, seine Tochter großzuziehen und immer für sie da zu sein. Legolas konnte nicht verneinen, dass ein Hauch von Eifersucht und Wut in ihm aufstieg, aber dieses Gefühl verschwand so schnell, wie es auch gekommen war, denn er wusste, dass, egal was er in der Vergangenheit mit seinem Vater erlebt hatte, Thranduil immer sein Vater bleiben wird und genauso für ihn da sein wird, wie für Maev. Denn schlussendlich fließt in ihnen beiden sein Blut.

Thranduil stand immer noch neben der Tür zum Garten und blickte um sich. Die Bäume blühten grün, rauschten leise im Winde. Durch die Blätter fielen einzelne Sonnenstrahlen, die auf die Blumen strahlten und sie optisch hervorhoben. Doch das Wichtigste in seinem Leben stand in der Mitte des Gartens, genau vor ihm: Seine Familie. Sein Sohn, Legolas, sein erstgeborener und Hüter der Erinnerung an das Gesicht seiner verstorbenen Frau. Thranduil musste nur in Legolas' Augen gucken und konnte sie sehen. Früher war es etwas Schlimmes, seines Sohnes Blickes ist er immer ausgewichen, um nicht an den Schmerz erinnert zu werden. Doch heute, sieht er nicht seine Frau, sondern vor allem seinen Sohn und seinen Enkel. Lee Caspian ist Legolas so ähnlich, dass sich Thranduil schon oft fragte, was Eloise ihm wohl vererbt hat, denn er konnte nie etwas entdecken.
Im Gegensatz zu Lee war Maev eine gleichmäßige Mischung aus Noa und ihm, dachte sich Thranduil. Sie hat Noas Haarfarbe, aber seine Haarfülle. Ihre braunen Augen, aber seine Wimpern. Über die braunen Augen war er sehr überrascht, denn genauso wie Legolas und er selbst, hatten auch schon sein Vater und dessen Vater blaue Augen.

Als letztes fiel sein Blick auf seine Ehefrau. Die Frau, die ihm ein neues Leben geschenkt hat.
Nie würde er etwas, und wäre es der kostbarste Gegentand in ganz Mittelerde, gegen diese Familie eintauschen wollen. Keiner kann ihm sein Glück und die Freude nehmen, welche er verspürt, wenn alle beisammen sind. Er wird sie mit allem was er hat beschützen und wenn er sein Königreich hingeben müsste, er würde es tun. Für sie alle.


Ende

Von Deutschland nach MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt