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„Nicht dein Ernst"

Eloise POV
Als ich aufwache und nach draußen schaue, sehe ich Regen und wie die Bäume sich durch den Wind bewegen. Es ist noch nicht ganz hell draußen. Ich schließe meine Augen wieder und versuche wieder einzuschlafen. Ich konzentriere mich auf die Geräusche, auf den Regen, der gegen die Fenster prasselt, der Wind, Legolas Atem und hoffe, dass ich wieder ins Land der Träume verschwinden kann. Hoffnungsvoll drehe ich mich auf die Seite, nach ein paar Minuten auf die andere, und wieder auf den Rücken - ich werde also wach bleiben. Einen Moment lang beobachte ich Legolas, wie er da liegt auf dem Bauch. Seine langen Haare wahllos um ihn herum. Die Augen zu, der Mund leicht geöffnet.
Um ein Gedankenchaos zu vermeiden, entschließe ich mich dann dazu, aufzustehen und mich beschäftigt zu halten. Noch im Schlafanzug gehe ich also runter, sogar Hero schläft noch, und räume zu erst die Spülmaschine aus. Nebenbei lasse ich das Radio laufen und höre dem Wetterbericht für heute zu. Bewölkt, nicht gerade warm, aber kein Regen. Ich schaue nach draußen und ziehe meine Augenbrauen nach oben. „Kein Regen also", sage ich zu mir selbst und stelle eine Tasse unter die Kaffeemaschine.
Als ich meinen Kaffe ausgetrunken habe schaue ich auf die Uhr. Sechs Uhr, ich stöhne genervt auf, stehe für ein paar kurze Minuten einfach nur regungslos in der Küche und überlege, was ich jetzt machen soll. Zu meinem Glück kommt Hero irgendwann freudig in die Küche und springt an meinem Bein hoch.
„Du kommst mir wie gerufen!", sage ich und hole Heros Leine und ziehe mir die nächsten Schuhe an, die ich finde. Was ein Vorteil, dass Johanna und ich die gleiche Schuhgröße haben. Ich gucke kurz an mir runter und überlege, ob ich wirklich so rausgehen soll, verwerfe den Gedanken dann einfach wieder und öffne die Haustür. Den Regen hatte ich tatsächlich vergessen, also gehe ich nochmal rein und greife nach einem Regenschirm, denn Hero sieht so aus, als würde ihm der Regen gefallen. Trotz allem tut mir die Luft ganz gut, denn ich liebe den Geruch von Regen, wenn die Erde nass ist und das Geräusch, wenn der Regen den Boden berührt.
Hero und ich sind knapp eine Stunde unterwegs, der Regen hat inzwischen aufgehört und ich kann den Schirm wieder einklappen.
Als wir nach Hause kommen ist es immer noch mucks-mäuschen still im Haus. Ich verbringe eine ganze Viertelstunde damit, Heros Pfoten sauber und trocken und wischen und mache mir dann noch einen Kaffee.
Während ich mir gerade Milch in den Becher schütte höre ich Schritte im Wohnzimmer.
„Guten Morgen", sage ich und schraube dabei den Deckel der Milch zu, „Ich bin in der Küche". Eigentlich habe ich Legolas erwartet, der zu mir kommt und mich in seine Arme schließt - es passiert aber nichts. Es könnte einfach Hero gewesen sein, aber die Neugier erfasst mich und ich trete aus der Küche. Als ich die Person erblicke weiten sich meine Augen und mein Herz macht einen kurzen Sprung, weil ich die Person nicht erwartet habe.

„Fili?", ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Er lächelt mich nur an und kommt auf mich zu.
„Hast du mich vermisst?"
„Na so wie es aussieht hast du mich vermisst.", lache ich, „Du bist zurückgekommen", stelle ich fest.
„Für immer!", sagt er und ich fange an zu strahlen.
„Valerie wird sich so freuen, ach du scheiße", lache ich und umarme ihn. „Sie schläft noch. Aber ich denke, sie kommt bald runter. Du kannst sie auch wecken, wenn du willst, oder ich mache dir einen Kakao und du wartest mit mir in der Küche." biete ich an. Er nickt „Sie soll sich ruhig ausschlafen", meint er dann und geht voran.
Ich hole die Milch also wieder aus dem Kühlschrank und eine Tasse aus dem Schrank, „kalt oder warm?", frage ich ihn.
„Warm". Ich nicke knapp.
„Aber jetzt erzähl mal, wieso bist du zurück?" hake ich nach während ich den Becher voller Milch in die Mikrowelle stelle und das Kakaopulver raushole.
„Naja, da gibts nicht viel zu erzählen. Wir sind in Mittelerde angekommen, in meinem Kopf war Chaos, mein Herz hat sich nach Valerie gesehnt und ich wusste: Fili du hast die falsche Wahl getroffen. Dann habe ich mit Kili und Tini geredet, danach noch mal mit Thorin, weil ich ihm meine Gründe nennen wollte, warum es für mich keinen großen Sinn hat da zu bleiben. Ich rutsche in der Thronfolge mit jedem Kind, was Thorin und Valentina kriegen, immer weiter nach unten: was hält mich also dort?" er guckt mich an und nimmt den Becher entgegen. Ich nicke. „Und dann-" ich greife seinen Arm und halte meinen Zeigefinger vor meinen Mund, um ihm zu signalisieren, dass er leise sein soll. Ich schaue um die Ecke ins Wohnzimmer und drehe mich zu Fili um, um ihn zu entwarnen.
„Es ist nur Legolas". Fili nickt knapp und guckt dann auf den Boden.
„Mit wem redest du?", höre ich seine Stimme aus dem Wohnzimmer, seine Frage beantwortet sich aber von allein, als er in die Küche kommt und Fili sieht.

Nach 10 Minuten fordert uns Legolas mit der selben Geste wie ich vorhin, auf leise zu sein.
„Versteck dich!", flüstere ich Fili lachend zu, der sich aber bereits hinter die Kücheninsel hockt. Ich stelle mich wieder neben Legolas.
„Bist du dir sicher, dass es Val ist?" Er nickt. „Und wie das bitte?"
„An der Art wie sie die Treppe runter geht", meint er und tippt auf seine Ohren.
Ich stöhne auf. „Du bist so sexy" nuschele ich in meine Tasse und trinke darauf einen Schluck. Legolas neben mir schmunzelt.
Valerie kommt in die Küche, ihre Augen angeschwollen, die Mundwinkel unten.
„Morgen", nuschelt sie und mustert uns.
„Hast du gut geschlafen?", frage ich sie.
„Sehe ich so aus?", sie pausiert kurz, „ich habe von Fili geträumt... ich glaube das mit der Fernbeziehung war eine scheiß Idee, ich hätte einfach mitgehen sollen.", sagt sie, stützt ihre Ellenbogen auf die Kücheninsel und legt ihren Kopf in die Hände.
„Vielleicht kommt er ja auch wieder, wer weiß" ich zucke mit den Schultern und grinse.
„Schön wär's!", sie lacht kurz auf.
„Ja, schön wär's", wiederholt Fili, der Valerie nun gegenüber steht. Blitzschnell hebt sie ihren Kopf und guckt ihn an.

„Ist nicht dein Ernst", lacht sie und richtet sich auf. Dann läuft sie um den Küchenblock herum und springt ihm in die Arme.

Von Deutschland nach MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt