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Sternschnuppen

Noa POV
„Hi", sage ich leise und klopfe neben mich auf die Bank, als Zeichen, dass er sich setzen soll. Ich schaue ihn an. Seine Haare hat er in einem unordentlichen Dutt gebunden, ein paar Haarsträhnen hängen jedoch heraus. Er trägt eine Jogginghose und einen dunkel blauen Pulli, der so gemütlich aussieht, dass ich am liebsten noch mit hinein schlüpfen würde. Er sieht gut aus. Seine Augen strahlen ihr blaues Blau aus und er sieht entspannt aus.
    „Wie geht's dir?" fragt er dann, ohne mich anzusehen und bricht somit die Stille.
„Mir? Gut! Ich bin froh alle meine Freunde wieder um mich zu haben!" sage ich und schaue ihn an, auch wenn er meinen Blick nicht erwidert.
„Irgendwas quält dich. Ich sehe es doch", sagt er dann plötzlich und schaut mich an, nachdem er seinen einen Arm auf der Rückenlehne der Bank abgesetzt und seinen Kopf aufgestützt hat.
    „Ach es ist nichts. Ich frag mich nur, wie das alles hier jetzt weiter gehen soll. Mit den Anderen und so. Ich meine wir leben alle in zwei verschiedenen Welten!" ich lache einmal kurz auf und betone das letzte Wort besonders. Thranduil nickt. „Ich werde wohl oder übel wieder arbeiten gehen müssen, Thorin hat ein Königreich zu führen...", ich hebe meinen Blick wieder auf ihn, „ du hast ein Königreich zu führen...und ich habe einfach Angst, dass das, was wir uns hier alle aufgebaut haben, verloren geht", erzähle ich, meine aber im letzten Teil nicht uns 10 sondern ihn und mich.

„Noa", sagt er rau. 
„Hm", mache ich nur und schaue in den dunklen Garten.
„Schau mich an!", befiehlt er leise und sanft. Als ich nicht gleich reagiere legt er seine Finger sanft an mein Kinn und dreht mein Gesicht zu ihm, sodass ich ihn angucke. Seinen Kopf hat er immer noch abgestützt.
„Das wird nicht passieren!" versucht er mich zu beruhigen.
    „Und wieso bist du dir da so sicher?", frage ich und möchte eigentlich lieber wieder irgendwo anders hingucken, aber er hat seine Hand immer noch an meinem Kinn. Er macht mich nervös.
„Wir haben für die kurze Zeit viel miteinander erlebt und durchgestanden und..."
Solange er  seine weiteren Gründe auf zählt, bin ich mir bei ihm ich nicht mehr so sicher, ob er wirklich über uns alle spricht.
„... und weil... ich es nicht zulassen... kann!", stammelt er, kommt jedoch zu einem Ende und jetzt ist er es, der Weg guckt. Ich verziehe fragend das Gesicht.
„Und warum kannst du das nicht zulassen?" frage ich leise.
    „Weil...", Thranduil schließt kurz seine Augen und atmet tief ein. Als er mich wieder ansieht, wirken seine Augen weicher als sonst, liebevoller als sonst.
„Thranduil...", hauche ich.
„Weil ich... weil ich dich-", doch er stoppt seinen Satz, schaut mich weiterhin an. Er kämpft mit sich selbst.
Doch dann, ohne auch nur ein Wort, lehnt er sich vor, legt seine eine Hand vor mein Ohr an meinen Kiefer und zieht mich an sich. Unsere Gesichter sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich kann seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Er streicht seine Nase ein paar mal an meine, um zu testen ob ich zurückweiche. Als dies nicht passiert, legt er schließlich seine Lippen auf meine. In meinem Körper breitet sich ein wohliges Kribbeln aus, welches ich schon so oft hatte, wenn er mich ansieht oder unbewusst anfasst. Ich fange an in den Kuss rein zu lächeln. Ich habe mir schon länger vorgestellt Thranduil zu küssen, aber es übertrifft ehrlich meine Erwartungen. Ich rutsche näher an ihn ran und im selben Moment legt er seine Hand auf meinen Rücken und zieht mich noch ein Stück mehr zu ihm. Ich lege meine Hände an seine Kieferlinie, fahre dann aber schnell weiter in seine Haare.
Thranduil stöhnt einmal kurz auf, woraufhin ich auflachen muss. Wir lösen uns aus dem Kuss.
„Sorry" lache ich und schaue ihn an.
„Du lachst wieder!" stellt er fest und streicht mir verträumt eine lose Haarsträhne hinters Ohr.
Ich rutsche noch etwas enger an ihn ran, schließe meine Arme um seinen Oberkörper und lege meinen Kopf gegen seine Brust. Sein Herz rast.
„Danke!" sage ich dann.
„Wofür?" fragt er mit seiner tiefen Stimme.
„Dass du da bist und mich aufmunterst!"
„Ich möchte dich nicht traurig sehen" meint er und verengt seine Umarmung.

    Ein paar Minuten bleiben wir in dieser Position auf unserer Bank sitzen. Doch dann schleichend ich wieder die Sorgen in meine Gedanken.
„Thranduil, eine Elbe kann nur einmal lieben..." sage ich nur, in der Hoffnung er versteht worauf ich hinaus möchte. Er löst seine Arme von mir und fasst mich mit beiden Händen an den Schultern an. Sein Blick ist verletzt.
    „Ich meine es ernst! Ich möchte dich nicht verlieren, ich möchte mich nicht von dir trennen und ich fühle mich zu dir hingezogen. Die Tage, die wir zu zweit in meinem Schloss verbracht haben, habe ich genossen, wie schon lange nicht mehr einen Tag. Immer wenn du mich ansiehst, kann ich an nicht anderes denken, als dich zu küssen. Und immer wenn du mich berührst, kribbelt es in mir. Du bist die erste Person, bei der ich mich seit Jahren wieder wohl fühle und bei der ich das Gefühl habe, nicht immer stark sein zu müssen. Als was soll ich das, was ich fühle sonst deuten, als Liebe?"

    Ich lege meine Hand an seine Wange und streiche mit meinem Daumen Kreise. Als ich merke, dass Tränen in meinen Augen aufsteigen, ziehe ich ihn schnell zu mir und küsse ihn. Seine Worte bedeuten mir so viel, da ich weiß wie schwer es ihm fällt sich zu öffnen und über seine Gefühle zu reden.
„Warte kurz!" sagt er, als wir uns wieder lösen, steht auf und joggt ins Haus. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Der Mann ist einfach verdammt sexy, sogar in der Schlabberhose und dem dicken Hoodie. Ein paar Sekunden später kommt er mit einer Decke im Arm wieder, setzt sich hin und zieht mich an sich, zwischen seine Beine, sodass wir beide in den Himmel gucken können. Zum Schluss wirft er die Decke über uns und und schlingt seine Arme um meinen Oberkörper.
„Thranduil, guck!", hauche ich und strecke meine Hand in den Himmel, „eine Sternschnuppe"
Thranduil lacht hinter mir einmal kurz auf.
„Hier, in meiner Welt, darf man sich etwas wünschen, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Wünsch dir was!" sage ich, „du darfst den Wunsch aber nicht äußern, sonst geht er nicht in Erfüllung" erkläre ich ihm und streiche mit meinem Daumen über seinen Handrücken.
„Hm" summt er auf, als Zeichen, dass er sich etwas gewünscht hat und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel.
    „le melin", haucht Thranduil, genau wissend, dass ich nicht weiß, was es bedeutet.

Von Deutschland nach MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt