Ein wunderschöner Tag
Eloise POV
Ich trete auf den Balkon und schaue in den Wald. In meinem Bauch flattern zwar die Schmetterlinge, aber das Gefühl der Aufgeregtheit übertrumpft. Ich ziehe den seidenen Morgenmantel noch enger um meinen Körper und genieße die frische Briese, die die Blätter zum Rascheln bringt. Dir Zimmertür öffnet sich und ich werde aus meinen Gedanken gerissen.
„Aur vaer!", begrüßt mich Noa breit grinsend, „wie fühlst du dich?"
Ich trete wieder in das Zimmer und grinse von einem Ohr zum anderen.
„Ich bin total aufgeregt und glücklich" sage ich und mache einen kleinen Sprung. Dann nehme ich sie in die Arme.
„Hast du schon gefrühstückt? Ich nämlich noch nicht, wir könnten zusammen etwas essen!", schlägt sie vor und guckt sich in dem großen Zimmer um.
„Nein, ich habe noch nichts gegessen. Ich weiß aber auch nicht, ob ich etwas runterkriegen würde", meine ich, tippe nervös von einem Fuß auf den Anderen und ziehe meine Augenbrauen zusammen.
„Du musst etwas essen El, sonst fällst du mir noch vor dem Altar um. Ich lasse etwas kommen", dies gesagt, dreht sie sich um und verschwindet aus dem Zimmer, um den nächsten Bediensteten zu suchen. Ich muss Lächeln. Noa hat ihren Platz neben Thranduil souverän eingenommen. In den Anfangszeiten fiel es ihr schwer, was verständlich ist, denn an ein solches Leben muss man sich erstmal gewöhnen. Aber ich muss sagen, dass sie ihre Sache echt gut macht. Als Königin des Grünwaldes setzt sie sich für ihr Volk ein und wird geliebt und gefeiert. Sie hat nie den Boden unter den Füßen verloren und ist noch ganz die Alte. Natürlich hat sie sich ein bisschen verändert, zum Beispiel spricht sie nun fließend Sindarin, kennt sich nach über einem Jahr hier, bestens in dem Palast aus und kennt jedes Gesicht, welches hier aus und ein geht. Das ist es aber auch was sie so besonders macht und warum sie alle lieben. Für sie ist jeder Mensch gleichgestellt.
Insgesamt wirkt der ganze Wald und seine Bewohner fröhlicher und sind wieder voll von Lebensfreude. Seitdem ich vor zwei Tagen hier angekommen bin, habe ich kein böses Gesicht gesehen. Wichtig zu erwähnen ist natürlich auch, dass Thranduils Reich nicht mehr von den Spinnen geplagt ist und wieder blüht, so wie ich es in den Büchern gesehen habe, die Legolas mir mal bei einem unserer Besuche gezeigt hat.
Legolas. Der Mann, der seit gestern nicht mehr in meinem Bett schläft, weil ich, kitschig wie ich bin, den Brauch einhalten will, um kein Unglück über uns zu bringen.
Automatisch landet mein Blick auf dem weißen Kleid, welches an einem verschnörkelten Bügel hängt. Es sieht einfach perfekt aus. Es ist eine A-Linie mit einem Rock, der aus einer Art elbischem Tüll besteht und einer Schleppe, die fließend über den Boden läuft und mit weiß-hellrosa Blättern bestickt ist. Das Korsett raubt einem den Atem, vor allem der, mit Spitze verzierte Ausschnitt trägt dazu bei. Die Träger glitzern leicht und das Symbol der Blätter findet sich hier wieder. Ich wollte, als ich mein Kleid designen durfte, etwas von Legolas Heimat mit hineinbringen. Und so sind es die hellen Blätter geworden, als Zeichen für den Grünwald und für Legolas Namen Grünblatt. Natürlich weiß er davon nichts, er hat auch das Kleid nie zu Gesicht bekommen, so wie es Tradition ist.
Noa kommt gefolgt von einer Dienerin, die genau wie sie ein Tablett mit Essen in den Händen hat, herein.
„Eloise, ich bin an dem Fenster vorbei gekommen, welches auf die Gärten zeigt, weißt du?" Ich nicke. „Sie sind wunderschön dekoriert. Mir ist kurz das Herz stehen geblieben. Alles in Beige-, Hellrosa- und Grünakzenten", erzählt sie aufgeregt und lächelt.
Mein Herz schlägt ein wenig schneller.
„Das muss ich sehen!", grinse ich, Noa versteht in der selben Sekunde, packt mich an der Hand und kichernd rennen wir schon durch die Flure. Bei dem großen Fenster angekommen bleibt mir der Atem weg und ich trete so weit es geht an die Scheibe.
„Wow" hauche ich und hinterlasse einen Fleck an dem Glas.
„Nicht war?", stimmt Noa mir zu.
Für mich war es keine Frage, dass wir in Mittelerde heiraten werden. Und das bestätigt sich jetzt noch mal 1000 fach. Ich bin einfach so glücklich.
„Oh guck mal, da ist Thranduil!"
Noas Augen fangen an zu leuchten und sie fixiert ihren Mann mit ihrem Blick. Wie als würden sie per Gedankenübertragung kommunizieren, dreht er sich um und entdeckt uns hinter dem Fenster. Er winkt uns lächelnd zu, wir winken zurück. Als er sich wieder von uns weg dreht, gehen auch wir von dem Fenster weg und machen uns auf den Rückweg zu meinem Zimmer.
„Die Zwerge sollten in gut einer Stunde ankommen, dann können wir auch langsam mit den Aufbereitungen beginnen", grinst sie und schaut mich aufgeregt an. Ich drücke ihre Hand und grinse sie genauso an.
„Oh scheiße, es ist wirklich so weit. Ich werde heira-", weiter komme ich jedoch nicht, da mich Noa hinter die nächste große Säule schubst. „Noa, was soll das?" hake ich nach, aber sie schaut nur den Gang herunter.
„Aur vaer, Bräutigam. Bleib lieber dort stehen, ich möchte nicht, dass du deine Braut jetzt schon siehst! Das bringt Unglück", spricht sie.
„Ist das Legolas?", hake ich nach, „Legolas?" rufe ich lächelnd. Noa hält mich weiter fest, „Denk nicht einmal drüber nach!" droht sie.
„Ich habe doch noch nicht mal das Kleid an", argumentiere ich.
„Sorry, aber das möchte ich nicht riskieren", sagt sie und schüttelt den Kopf. „Legolas, nimm einen anderen Weg. Ihr werdet euch noch früh genug sehen!", weist meine beste Freundin meinen Verlobten an.
„Wie Sie wollen, Hoheit", lacht er, „Ich liebe dich, El."
„Ich liebe dich auch!" rufe ich zurück und höre, wie er sich, leise wie immer, entfernt.Zurück auf meinem Zimmer machen Noa und ich uns über das hübsch angerichtete Frühstück her. Ich esse so viel, wie ich hinunter kriege, was tatsächlich nicht wirklich viel ist, für meine Verhältnisse. Wir trinken einen Tee und ich bereite mich mental auf meine Hochzeit vor.
Wie Noa angekündigt hat, kommt ungefähr nach einer Stunde ein Bediensteter herein und klärt uns darüber auf, dass Thorin Eichenschild gerade den Palast betreten hat.
Noa hilft mir in Windeseile in ein einfaches Kleid und aufgeregt rennen wir zum Thronsaal, um die Zwerge in Empfang zu nehmen.
Kreischend rennen wir aufeinander zu und enden in einer Gruppenumarmung.
„Ich bin so aufgeregt!", kommt es gleich von Johanna, die auf und ab springt.
„Und ich erst!" lache ich verspüre ganz viel Energie in meinem Körper. Ich könnte ganz sicher einen Marathon laufen.
„Hey, sagt ihr uns auch hallo?", kommt es irgendwann von Fili, der neben seinem Bruder und seinem Onkel steht. Ich lache und laufe auf ihn zu.
Als letztes begrüße ich den kleinen Zwergenprinzen, nehme ihn gleich Thorin aus den Armen und drücke ihn an mich.
„Ich habe dich so vermisst, mein kleiner Zwerg", quietsche ich und streiche ihm über die Wange. Er brabbelt etwas unverständliches zurück und wackelt freudig mit seinen Armen.
„Du kleiner du, streust du heute für Tante El Blumen?", frage ich den kleinen braunhaarigen Knirps lachend. Dieser nickt nur mit dem Kopf und dreht seinen kleinen Körper dann zu seiner Mutter, die ihn auf den Arm nimmt.
„Er wird bezaubernd in dem kleinen Anzug aussehen!", meine ich und grinse den kleinen Fynn an.
„Ich sehe, ihr seid schon reichlich empfangen worden", hallt Thranduils Stimme durch die Halle, als er auf uns zu kommt, „na, dann kann es ja los gehen!", sagt er und grinst mich an. Während er sich an die drei Männer wendet, gibt Tini ihren Sohn an Thorin ab, kommt wieder zu uns und zusammen gehen wir hoch in die Gemächer, um uns für meine Hochzeit fertig zu machen.Ich kann's kaum erwarten.
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Von Deutschland nach Mittelerde
FanfictionIn der Fortsetzung zu Von Mittelerde nach Deutschland kommen große Entscheidungen auf Eloise, Noa, Valentina, Valerie und Johanna zu und langsam beginnt wieder der Ernst des Lebens. Was passiert nach der großen Schlacht der fünf Heere und wie werden...