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Die Ankündigung

Eloise POV
Am Abend sitzen wir alle zusammen im Wohnzimmer. Im Hintergrund läuft zwar ein Film auf dem Fernseher, aber so richtig interessieren tut sich glaube ich keiner dafür. Zumindest sieht es so aus. Allein die Hälfte von uns sieht in Gedanken versunken aus, wenn ich mich mal so umsehe. Das Lustige ist wirklich, dass alle Pärchen-weise aneinander gekuschelt im Wohnzimmer sitzen. Valentina und Thorin, zum Beispiel, sitzen ganz außen auf der Couch. Tini hat ihren Kopf auf Thorins Schulter abgelegt und er fährt mit seinem Daumen beruhigende Kreise auf ihrem Handrücken. Neben den Beiden sitzt Johanna, mit breiten Beinen und flechtet Kilis Haare, der zwischen ihren Beinen auf dem Boden sitzt und verträumt auf den Fernseher guckt. Unter dem Fenster liegen Valerie und Fili zusammen-gekuschelt auf dem Sitzsack, den wir neuerdings hier rumliegen haben, da wir sonst alle nicht gemütlich ins Wohnzimmer passen. Neben mir sitzt Noa auf dem einen Sessel. Thranduil liegt vor ihr, ein Kissen zwischen Rücken und Sessel, angelehnt auf dem Boden. Sein eines Bein hat er aufgestellt und guckt schräg zu seinem Sohn hoch, mit dem er sich unterhält. Legolas und ich sitzen auf dem anderen Sessel. Ich sitze mit der Schulter zur Sessellehne und habe meine Beine über Legolas' aufgestellt. Während ich in Gedanken versunken bin, unterhält er sich mit Thranduil und streicht mein Schienbein leicht auf und ab.

Durch Tini, die nach der Fernbedienung greift und den Film auf Pause stellt, gefolgt von einem Ausruf von Kili, werde ich aus meinen Gedanken gerissen.
„Wir müssen euch etwas mitteilen!" sagt sie dann und setzt sich aufrecht hin. Dann nimmt sie Thorins Hand in ihre und schaut uns Mädchen an, bevor sie ihren Blick wieder senkt.
„Wir haben uns überlegt- nein ich habe mir überlegt, dass ich mit Thorin nach Mittelerde gehen werde", erzählt sie kleinlaut. Es herrscht Stille. Johanna setzt zu einem Satz an, schließt ihren Mund dann aber wieder. Valerie richtet sich auf.
„So richtig richtig?", fragt sie und schaut Tini an. Diese nickt nur.
„Wow" hauche ich fassungslos. Ich selber hatte zwar auch das Problem mit Legolas und habe mich natürlich schon gefragt, was mit uns, also uns Mädchen passieren wird, wenn alles wieder seine Normalität erreicht. Natürlich habe ich mir Gedanken über die Anderen gemacht, wie sie sich wohl entscheiden werden, jetzt wo die Möglichkeit besteht nach Mittelerde zu gehen. Aber dass es so schnell geht hätte ich nicht gedacht. Und dass es mich so erschlägt hätte ich auch nicht gedacht. Seit unserem Abitur vor ein paar Jahren wohnen wir zusammen in diesem Haus. Wir kennen uns seit fast zwanzig Jahren. Wir haben erste Beziehungen miterlebt, erste Trennungen, erste Erfahrungen mit dem Studieren und arbeiten. Wir haben zusammen Führerscheine bestanden, Abschlüsse bestanden. Mir war klar, dass diese Zeit irgendwann enden wird, aber dass es auf einmal so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Ich fange erst jetzt an, das alles zu realisieren. Und ich glaube den Mädchen geht es nicht anders. Valerie hat sogar Tränen in den Augen.

„Val!" sagt Tini mitfühlend und streckt ihre Hand nach ihr aus.
„Ich meine, ich wusste, dass das irgendwann kommen wird, aber ich dachte nicht, dass es jetzt passiert", erklärt sich Valerie und wischt über ihre Augen. Dann steht sie auf, geht zu Tini rüber und nimmt sie in ihre Arme. Als sie beide anfangen zu schluchzen und ich Tini sehe, wie sie ihre Augen zusammenkneift, muss auch ich aufstehen, die Tränen zurückhaltend, und beide umarmen. Kurz danach sind auch Johanna und Noa bei uns und es entsteht eine Gruppenumarmung. Dass dieser Moment kommen würde, wussten wir alle. Jedoch wussten wir nicht wann und jetzt ist es aber so weit.
„Ich liebe euch!", meint Tini und muss einmal aufschluchzen.

Etwas später, es ist knapp 23 Uhr, fülle ich mein Weinglas mit Weißwein, als Legolas von der beleuchteten Terrasse aus in die Küche kommt. Er umarmt mich von hinten und flüstert mir ein ich liebe dich ins Ohr, bevor er sich zurückzieht und aus dem Raum geht. Ich widme mich wieder meinem Glas und schaue nach draußen. Thranduil sitzt auf der Bank und schaut in die Ferne. Ich hadere kurz mit mir, ob ich nicht einfach Legolas hinterher gehen soll, entscheide mich dann aber dafür nach draußen zu gehen und mich neben Thranduil zu setzen. Als er mich bemerkt mustert er mich.
„Gute Wahl!" meint er dann nur, zeigt auf mein Glas und schaut wieder weg. Einen Moment herrscht stille zwischen uns.

„Bist du glücklich?", fragt er dann leise.
„Inwiefern?" hake ich nach und ziehe meine Beine an mich.
„Liebst du Legolas?"
Thranduil guckt mich an, jedoch drehe ich nun meinen Blick verträumt von ihm weg und lege meinen Kopf in den Nacken. Ich lache einmal kurz auf. Dann senke ich meinen Kopf wieder und schaue lächelnd grade aus. Meine Haut kribbelt.
„Ich habe noch nie jemanden so dolle geliebt wie ihn!" sage ich schließlich und schließe meine Augen, „Er macht mich einfach glücklich".
Ich schaue wieder zu ihm. Auf seinem Gesicht liegt ein befriedigtes Lächeln.

„Warum?" frage ich.  
„Legolas hat mir soeben erzählt, dass er hier bleiben wird und nicht mit zurück nach hause kommt"
Ich kriege eine Gänsehaut. Er schaut mich aus den Augenwinkeln an.
„Thranduil, ich hoffe... ich wollte nicht-" stammele ich und richte mich nervös auf. Er lacht einmal auf.
„Beruhig dich, es ist alles gut!", lacht er rau und drückt sanft meine Hand wieder runter, die ich verteidigend erhoben hatte.
„Wirklich?", hake ich nach.
„Was soll ich denn dagegen ausrichten? Wenn der Junge bei dir bleiben möchte und er es für sich so beschlossen hat, dann kann ich nicht viel dagegen machen.", erklärt er. „Außerdem:", beginnt er wieder und hält sein eigenes Glas in die Höhe, „habe ich ihn lange nicht mehr so strahlen sehen, wie in den letzten Tagen", er schaut mich wieder an, „er liebt dich. Wirklich. Also bitte, brich ihm nicht das Herz!"
Mit dem Wissen, dass ich verstanden habe was er wirklich meint, steht er auf und geht ins Haus. Der Satz 'brich ihm nicht das Herz' hat nämlich in diesem Falle eine ganz neue Bedeutung.

Von Deutschland nach MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt