Das Elbenherz
Eloise POV
Und als ich den zerfallenden Turm sehe, entdecke ich auch ihn, im freien Fall, sein Blick auf mich gerichtet. Ich schreie, als Legolas auf dem Boden aufschlägt und regungslos liegen bleibt. Ich schreie so laut, dass ich mich übergeben könnte. Ich schreie so laut, bis Schluchzer meinen ganzen Körper übernehmen und ich zu nichts mehr fähig bin, als zu weinen.Langsam richte ich mich auf, löse meinen Blick von dem Abgrund, und stürze sofort wieder in mich ein, weil ich einfach keine Kraft mehr habe, mich auch nur auf den Beinen zu halten. Weinend halte ich mir meinen Bauch und könnte vor Schwäche kotzen, als ich mich abermals aufrappele und ein paar Schritte gehe. Ich sacke ein weiteres mal zusammen, als mich ein Orkklinge an der Rippe erwischt, meine Rüstung durchdringt und ich vor Schmerz schreie. Das wars, denke ich. Gleich bin ich bei euch. Doch der erlösende Stoß kommt nicht. Der Ork fällt neben mir zu Boden und mich zwingen zwei Hände wieder zum Aufstehen. Ich weine um mein Leben, lasse Tauriel meinen Körper stützen und schwimme einfach mit dem Strom mit ihr mit und weiß nicht, ob ich ihr dankbar bin, dass sie mich gerettet hat. Mein Herz zieht mich wieder zurück zu Legolas, auch wenn mich sein Anblick umbringt, und mein Kopf sagt mir: Verschwinde. Du bist verwundet. Du musst dich retten. Lass dich retten.
Meine Beine finden ihr Gefühl wieder und ich löse mich von Tauriel und schaue mich um, auf der Suche nach dem großen Elb, mit der auffälligen Rüstung. Doch ich finde ihn nicht.
„Thranduil", rufe ich einmal und drehe mich immer noch im Kreis. „THRANDUIL!" schreie ich bevor meine Stimme mich verlässt und ich zurück auf alle Viere sinke. „Thranduil...", meine Stimme ist nichts anderes als ein Wimmern, das durch die Schluchzer dringt. Als ich meinen Kopf wieder hebe fällt mir etwas auf: Das Schlachtfeld ist ruhig. Es wird nicht mehr gekämpft. Und da nehme ich die Jubelschreie wahr, die von den Menschen, Zwergen und Elben kommen: „Der Krieg ist gewonnen!"Doch wieso musste alles falsch laufen? Warum sind die, die überleben gestorben und die die sterben haben überlebt? Es macht keinen Sinn. Rettet die Söhne Durins. Mein Herz sticht, als ich es realisiere. Wir haben sie gerettet, und haben alles dafür gegeben. Es war egal, was es kostet, aber Thorin, Fili und Kili sollten leben. Und das tun sie nun. Dass wir so einen hohen Preis dafür zahlen müssen, war uns nicht klar gewesen.
Meine Wunde sticht und brennt wie die Hölle und als ich versuche sie mir anzusehen, kommt mir mein Mageninhalt kurz hoch. Meine Hand ist bereits voller Blut, mein Oberteil ist ebenfalls damit getränkt und der Schnitt an sich geht zwar nicht tief, aber er ist lang, quer unter meiner rechten Rippe. Langsam stehe ich auf mit zitternden Händen, und suche meine Freunde. Nicht lange brauche ich um sie zu finden, denn sie waren schon auf ihrem Weg nach unten, als sie mir freudestrahlend entgegen kommen. Ich bleibe in meiner Bewegung stehen, als ich Fili, Kili und Thorin unbeschadet sehe. Nicht ein Kratzer ist zu sehen und für einen kurzen Moment verspüre ich nichts als Unfairness.„Eloise!"
„Wir haben es geschafft!"
„Wir leben noch!" Rufen sie gleichzeitig. Doch in dem Moment, wo sie mich wie ein Häufchen Elend, verwundet und alleine, ohne Noa, Legolas oder Thranduil sehen, entgleiten ihnen ihre Gesichtszüge. „Eloise?" Valeries Stimme klingt ängstlich, als sie mir näher kommt und mich direkt anguckt. Ich presse die Lippen aufeinander, will gar nicht aussprechen, was ich ihnen sagen muss und hole zitternd Luft.
„Geht es dir gut?" fragt Fili vorsichtig, als er neben Val tritt und mich mustert. Ich schüttele nur den Kopf und lasse ungewollt einen Schluchzer raus. Meine folgenden Sätze haben keinen Zusammenhang und nur schwer kriege ich überhaupt ein Wort über die Lippen, ohne dass es durch meine Schnappatmung unterbrochen wird. „Noa ist... ein Pfeil hat sie ge-getroffen und ... Legolas, er ...er" und das war es dann. Mehr kriege ich nicht raus, bevor ich wieder bitterlich anfange zu weinen und es ein Wunder ist, dass ich überhaupt noch Luft bekomme. Ich sacke unsanft auf meine Knie, weil mich meine Beine nicht mehr tragen wollen und höre, wie Johanna sich die Hand vor den Mund schlägt und sehe wie die ersten Tränen über die Wangen der Mädchen laufen.
„Oh mein Gott..." haucht Tini so leise, dass selbst ich es fast nicht gehört habe. Ich sehe dabei zu, wie sie in den Arm genommen werden, und mein Herz zerbricht noch ein Stück mehr, wenn es das überhaupt noch kann. Nur ich bin alleine. Meine zweite Hälfte regungslos in dem Abgrund und Noa- weg, wie vom Erdboden verschlungen, genau wie Thranduil. Wenn er wenigstens hier wäre. Vielleicht hätten wir sogar zusammen geweint.
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Von Deutschland nach Mittelerde
FanfictionIn der Fortsetzung zu Von Mittelerde nach Deutschland kommen große Entscheidungen auf Eloise, Noa, Valentina, Valerie und Johanna zu und langsam beginnt wieder der Ernst des Lebens. Was passiert nach der großen Schlacht der fünf Heere und wie werden...