Kapitel 12

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Abwesend kaute ich auf meinem Toast herum, während ich ziemlich auffällig zum Tisch der Slytherins starrte. Seltsam eigentlich, dass niemand es bisher für nötig gehalten hatte mich darauf anzusprechen. Oder generell zu fragen, was in den letzten Tagen los gewesen war. Aber mir war es nur Recht so.

Der Plan war einfach. Ich würde Harry in den Wahnsinn treiben, bis er gar nicht mehr anders konnte, als mir die Wahrheit zu sagen. Denn Malfoy schien sein wunder Punkt zu sein und das würde ich mir zu Nutze machen. Ja, das sollte man bei seinem besten Freund auch nicht tun, aber irgendwann musste man ja auch mal die "Regeln" brechen. Zum wiederholten Mal ...

Hermine seufzte. "Schaut euch Pansy an", flüsterte sie und deutete halb auf die schwarzhaarige Slytherins, die gerade an ihrer Tasse nippte, einen Blick zu uns, besser gesagt zu Hermine, warf, bemerkte, dass sie von gleich drei Personen auf einmal beobachtet wurde und wieder weg sah.

Wann das Mädchen neben mir öffentlich zum Schwärmen übergegangen war, wusste ich nicht.

"Ihre Haare", sagte sie, stützte ihr Kinn auf ihrer Hand ab und seufzte noch einmal. Harry und ich glotzten verwirrt. Bei mir regte sich kein einziges Gefühl und auch in Harry schien Pansy nichts nennenswertes auszulösen.

Hermine schnaubte genervt und schlug mit der Faust auf den Tisch. Ein paar Blicke richteten sich auf sie, aber sie ignorierte sie. Oder vielleicht hatte sie es noch nicht einmal gemerkt. "Mann Jungs, seid ihr blind oder was?", schimpfte sie. "Pansy ist wunderschön!"

Der schwärmerische Ausdruck bahnte sich seinen Weg zurück auf ihr Gesicht.

Ich warf die Hände in die Luft. "Mein Gott, Hermine, dann frag sie halt mal nach einem Date!"

Sie zuckte zusammen und starrte erst mich und dann Harry schockiert an. Der nickte zustimmend.

Hermine schüttelte wild den Kopf und ihre Locken flogen durch die Luft. "Das traue ich mich niemals! Außerdem sagt sie bestimmt "Nein"..."

"Quatsch! Sei nicht so pessimistisch! Außerdem mag sie dich ganz offensichtlich", versicherte ich ihr. Sie sah hoffnungsvoll auf.

"Meint ihr?" Wir nickten synchron. "Okay ... dann mache ich das vielleicht heute ... oder morgen ..."

Oder nie?

Ihre Haare fielen ihr ins Gesicht, als sie den Kopf wieder senkte, aber ich sah, dass sie rot wurde. Dann, nachdem das geklärt war, konnte ich ja endlich mit meinem Plan anfangen.

Ich richtete meinen Blick wieder zu den Slytherins und beobachtete Malfoy. Zumindest versuchte ich es, aber meine Augen wanderten immer und immer wieder zu Blaise. Eigentlich sah er ja wirklich gut aus, oder? Seltsam, dass mir das früher nie aufgefallen war.

Auf einmal drehte er seinen Kopf und ich hatte schwören können, dass sein Blick mich ganz kurz streifte. Vielleicht hatte ich mich aber auch getäuscht, denn er schaute einmal abwertend durch die ganze Große Halle, bevor er Malfoy - oder sollte ich lieber Draco sagen? - etwas erzählte und sie beide in Gelächter ausbrachen.

Mich traf das wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn er es vielleicht doch nicht war ... dann wäre ich definitiv ziemlich enttäuscht, obwohl ich ihn weder persönlich kannte noch lange in ihn verliebt war beziehungsweise überhaupt verliebt war.

Aber vielleicht war er es doch, schließlich hatte doch im ersten Brief gestanden, dass er - also wahrscheinlich - seine - oder ihre - Gefühle nicht zeigen konnte.

Deshalb hatte ich ja zuerst auch vorgehabt zu schweigen wie ein Grab. Das war jetzt vielleicht nicht so ganz aufgegangen ..., aber am Ende war es nur zum Besten! Absolut. Total. Vielleicht?

Ich schüttelte den Kopf. Da waren mir viel zu viele "Vielleichts" in meinen Gedanken! Und außerdem hatte ich immer noch nicht mit der Operation "Harry in den Wahnsinn treiben" angefangen, aber daran konnte ich etwas ändern.

Ich lehnte mich etwas nach links, zu Harry. "Glaubst du wirklich, dass Draco in mich verliebt sein könnte?", fragte ich, wie beiläufig, aber immerhin mit gesenkter Stimme. Schließlich musste es ja vielleicht nicht ganz Gryffindor wissen, wenn es nicht schon zu spät dafür war.

Harry verschluckte sich, hustete und ich klopfte ihm natürlich sofort auf den Rücken, wie man das als bester Freund eben so macht.

"Was ist denn?", fragte ich so unschuldig wie möglich, ohne dabei zu übertrieben zu klingen, als er sich beruhigt hatte.

Harry winkte ab. "Nichts, habe mich nur so verschluckt", sagte er und wandte sich dann wieder seinem Frühstück zu.

Na klar. Meine Frage ignorierte er, aber das war doch schon mal ein Zeichen, oder? Ich hatte zwar keine Ahnung was es bedeutete, aber mit jeder kleinen Auffälligkeit kam ich der Lösung des Rätsels einen Schritt näher, so viel war klar.

Ich grinste zufrieden und entschied dann, dass ich besser noch schnell etwas mehr in den Magen bekam, bevor der Unterricht begann.

Ich hörte Ginny lauthals lachen, als ich mich den Teller noch einmal bis zum Rand voll lud, während ich darauf achtete, dass ich nicht nur Marmelade auf meine Brötchen schmierte. Schließlich musste ich schon noch in Form bleiben. Ich streckte meiner Schwester die Zunge raus, aber sie sah es gar nicht.

Wer bist du? - BlaironWo Geschichten leben. Entdecke jetzt