Kapitel 13

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Während Zaubertränke konnte ich mich kein Stück konzentrieren. Mein Blick lag die ganze Zeit auf Blaise und ich hoffte so sehr, dass er sich umdrehte, aber er tat es nicht. Kein einziges Mal und mein Herz wurde dadurch von Minute zu Minute schwerer.

Es war bestimmt hoffnungslos. Wenn er es gar nicht war, der die Briefe geschrieben hatte, dann ...

Ich sah zu ... Draco und beobachtete ihn eine Weile. Meiner Meinung nach sah das Frettchen nicht einmal halb so gut aus wie Blaise. Seine Haare waren zu weiß, die Haut zu hell. Er konnte nur verlieren.

Vor allem Blaises Augen mochte ich, obwohl ich sie erst ein paar Mal gesehen hatte, schließlich hatte er mir fast die ganze Zeit den Rücken zugedreht. Sie waren schwarz. Einfach nur tiefschwarz und manchmal fragte ich mich, ob er überhaupt eine Iris hatte und das Schwarz nicht einfach ein großes Loch war, das drohte jemanden hineinzuziehen, wenn man nur zu lang starrte.

Aber für mich sahen sie ein wenig aus, wie die unendlichen Weiten Universums. Oder vielleicht auch wie das Innere eines schwarzen Lochs, was wohl irgendwie am besten passte. Unendlich tief, bodenlos und faszinierend. So stark, dass es unmöglich schien, sich von ihnen losreißen zu können.

Harry stieß mich in die Seite und ich erwachte aus meiner Starre. "Pass auf Ron, sonst fallen dir noch die Augen aus dem Kopf!", zischte er.

"Ha, ha, ha!", erwiderte ich und fügte nach einer kurzen Sekunde des Überlegens hinzu: "Aber Draco sieht wirklich gut aus, findest du nicht?"

Lüge, schließlich hatte Blaise für mich das Rennen schon längst gemacht, aber es musste sein.

Harry erstarrte und ich glaubte zu sehen, dass er ein wenig blass um die Nase wurde. "Klappe", fauchte er, aber seine Stimme zitterte leicht. Wow, er gab sich gerade ja wirklich keine Mühe, was auch immer das zwischen ihm und dem Slytherin war, zu verbergen.

Punkt für mich, eindeutig!

Zumindest was diese Mission anging. In Hinsicht auf "Ron findet seine große Liebe", ließ leider noch einiges zu wünschen übrig. Ich trat auf der Stelle, aber was sollte ich denn auch machen?

Ich konnte ja schlecht zu Blaise herüberspazieren und fragen: "Ach, hey, Blaise! Was ein Zufall, dass wir uns treffen! Lustig, nicht? Egal. Du, sag mal, könnte es sein, dass du mir anonyme Liebesbriefe geschrieben hast?" Na dann viel Spaß bei den Toten, Ron, denn lebendig wirst du nach so etwas definitiv nicht mehr von seinem Tisch zurückkehren.

Aber ... Das hatte mich auf eine Idee gebracht. Offen und ehrlich konnte ich nicht auf ihn zugehen, was auf der einen Seite vielleicht auch gut war, weil ich bezweifelte, dass ich das tatsächlich hinkriegen würde, wieso also nicht seine eigene Taktik - also wahrscheinlich seine - benutzen und ihm ebenfalls Briefe schreiben?

Nur, wie sollten die zu ihm kommen?

Gute Frage; nächste Frage.

Obwohl ... vielleicht kannte ich da ja doch jemanden, der eventuell zu meinen guten, sogar besten Freunden zählte und den Übermittler spielen könnte. Oder eher die Übermittlerin.

Ich stieß Hermine und Harry vorsichtig in die Seiten. "Hey Leute", grinste ich. "Ich habe da gerade eine grandiose Idee."

Sie sahen mich beide gespannt an und sogar Harry schien mich nicht mehr mit seinem Blick erdolchen zu wollen, aber ich gab ihnen nur zu verstehen, dass ich ihnen meine Idee später erklären würde und wandte meine Aufmerksamkeit Snape zu. Dass ich das jemals freiwillig tun würde ...


Während Harry und Hermine nach dem Unterricht wie alle im Gemeinschaftsraum an ihren Hausaufgaben saßen, saß ich über meinem Brief für Blaise.

Gut, ich ging ein hohes Risiko ein, sollten die Liebesbriefe nicht von ihm sein, aber ich war ziemlich überzeugt, dass es doch so war. Dann machte es nämlich auch Sinn, dass er sich geweigert hatte meinen Namen zu schreiben, als es alle Slytherins gesollt hatten, weil er kapiert hatte, worum es ging. Weil er es wusste.

Oder vielleicht bildete ich mir das nur ein. Welche Ausrede hatte Draco (oder doch noch Malfoy?) denn dann, meinen Namen nicht zu schreiben? Und da ging die Geschichte nicht mehr auf.

Ich seufzte und überflog noch einmal die Worte, die ich auf dem Pergament stehen hatte.

Hallo Blaise,

hier ist Ron. Ron Weasley.

Eine überschaubare Menge. Aber danach weigerte sich meine Hand einfach etwas zu schreiben, was eh nicht in meinem Kopf war.

Ich sah hoch und stellte fest, dass uns niemand beachtete. Es war nicht so, dass es schon so spät in der Nacht war, dass wir die Letzten waren, die hier noch saßen, sondern im Gegenteil. Es gab keinen einzigen freien Sessel oder Stuhl, egal wie wackelig oder unbequem, und manche hatten sich sogar auf dem Boden breitgemacht. Dazu herrschte eine fast ohrenbetäubende Lautstärke, aber genau das machte die Sache eigentlich perfekt.

Ich stupste meine Freunde an. "Hey Leute, wegen meiner Idee ..." Ich hielt kurz inne, um zu schauen, ob sie mir zuhören würden, denn der Luft brauchte ich das nicht zu erzählen. Aber sogar Hermine ließ ihre Hausaufgaben liegen und musterte mich aus wachsamen Augen.

Ich räusperte mich, warf einen letzten Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass wir nicht doch belauscht wurden und senkte die Stimme ein wenig. "Ich dachte mir, dass ich Blaise auch Briefe schreibe, wie die, die ich bekommen habe, und ... ihn da um ... keine Ahnung, ein "Date" bitte oder so."

Meine Freunde nickten, scheinbar zufrieden.

"Das Problem ist nur, dass ich ihm die Briefe nicht einfach geben kann. Und da kommst du ins Spiel, Hermine." Ich sah sie erwartungsvoll an.

"Pansy", murmelte sie, was ich als eine Zustimmung auffasste.

"Heißt das, du denkst nicht, dass es Draco sein könnte?", fragte in dem Moment Harry. Er hörte sich fast erleichtert an.

Ich zuckte ertappt zusammen. Verdammt!

Obwohl ... Ich machte ein trauriges Gesicht. "Ich halte es für wahrscheinlicher, dass es so ist, ja. Aber wenn ich aussuchen dürfte, dann würde ich Draco nehmen."

Zweite Lüge, und Hermine kapierte sofort.

"Kann ich vollkommen verstehen", sagte sie. "Ich meine, ich ... steh nicht auf Jungs," - wir zuckten nicht einmal mit der Wimper, was sie wohl sehr erleichterte - "aber Draco sieht schon verboten gut aus. Seine Haare zum Beispiel!"

"Ja, und seine blasse Haut. Die passt irgendwie so gut zu ihm. Als wäre er aus Porzellan!", schwärmte ich mit.

"Und seine Augen ... sturmgrau und wunderschön."

Wir glotzten Harry an, als wäre er vom Mond, und er schlug sich sofort die Hände vor den Mund.

"Ahaaaaaaaa!", rief ich, als hätte ich ihn auf frischer Tat ertappt. Ein paar Köpfe drehten sich zu uns um, aber ich wurde schon wieder leise. "Ich wusste es", flüsterte ich ihm triumphierend zu. "Da läuft was zwischen dir und Draco!"

Harry schüttelte so stark den Kopf, dass ich nur richtig liegen konnte. "Nein! Das ... das stimmt so gar nicht ... ich meine ... also ..." Er holte tief Luft. "Ihr müsst schwören, dass ihr keiner Menschenseele etwas sagt", befahl er.

"Wir schwören!", sagten Hermine und ich gleichzeitig.

Wer bist du? - BlaironWo Geschichten leben. Entdecke jetzt