Wer sich versteckt, will nicht gefunden werden.
Wer sich versteckt, will allein sein.
Wer sich versteckt, hat meist einen Grund dazu.
Wer sich versteckt, hat etwas zu verbergen.
Wer sich versteckt, gerät in Vergessenheit.
Doch wer gefunden wird, schwebt in Gefahr.
Wer gefunden wird, hat keine Chance erneut zu verschwinden, denn jeder wird sich wieder an ihn erinnern und jeder wird erneut nach ihm suchen.Es war finster.
Die dunklen Bäume standen so dicht, dass kein Sonnenstrahl den Waldboden erreichte.
Das kleine Tier huschte über den Boden, erschöpft von der wochenlangen Reise in das ferne Land.
Das Gerücht hatte ihn nach Albanien geführt und nun war er hier.
Die Angst hatte ihn auf die Suche getrieben.
Keiner würde ihn mehr als schwach bezeichnen.
Er würde die Anerkennung erhalten für diese Tat.
Niemand würde je wieder über ihn lachen.
Die Erinnerungen schoben sich vor sein inneres Auge.
Er war enttarnt worden.
Seine ehemals besten Freunde verstanden ihn nicht.
Sie hatten seinen Wunsch zu überleben nicht nachvollziehen können, sondern hatten ihn verurteilt.
Remus und Sirius hatten die einzige Freundschaft zerstört, die es für ihn je gegeben hatte.
Selbst seine Familie gönnten sie ihm nicht.
Er spürte eine Spur der Wehmut in seinem Herzen aufflammen, als er an den Jungen dachte.
War es richtig gewesen ihn aufzugeben und unterzutauchen?
Ja, das war es gewesen.
Er hatte dem Jungen etwas Gutes damit getan.
Als Sohn eines Askabaninsassen würde er von der Gesellschaft niemals akzeptiert werden, allerdings hatte er gehofft, dass man das Kind zu dessen Großmutter oder seiner Mutter geben würde.
Ein warmes Gefühl erfüllte sein Herz als er an Amy dachte.
Dieses liebenswerte Mädchen, dass keiner Fliege etwas zuleide tun konnte.
Allein der Gedanke an sie und seinen Sohn hatten ihn die letzten Jahre am Leben gehalten.
Die Hoffnung, zumindest einen der beiden wieder in die Arme zu schließen, hatte ihm Halt gegeben.
Doch diese Hoffnung hatte sich nun als unmöglich herausgestellt.
Sie würden seinem Sohn alles erzählen.
Sie würden den Jungen gegen ihn aufhetzen und dafür sorgen, dass er niemals verstehen würde, was mit seinem Vater geschehen ist.
Sie kannten nicht die ganze Geschichte.
Darum war er nun hier.
Sie hatten keine Ahnung, was sie ihm antaten.
Wo sollte er denn noch hin?
Vielleicht würde man ihm genügend Anerkennung schenken, wenn er das hier tat.
Man würde ihn nicht mehr verspotten, sondern seine Taten würdigen und dann irgendwann würde er sie wieder in die Arme schließen und ihren Duft einatmen können, wie er es sich in den letzten Jahren immer herbeigesehnt hatte.Ein Schauer lief über seinen Rücken.
Der Wald um ihn herum hatte sich verändert.
Die Bäume waren kahl und verdorrt.
Es hatte etwas Trostloses an sich.
Auch war er in einem anderen Teil, zumindest hin und wieder, auf ein anderes Tier gestoßen, aber hier wirkte alles tot.
Dieser Umstand ließ seinen Puls steigen.
Es gab zwei Möglichkeiten, entweder er hatte sein Ziel erreicht oder er würde hier sterben.
Beide Optionen ließen ihn erschaudern und lösten eine unvorstellbare Angst in ihm aus.
Er lief weiter.
Die Gegend veränderte sich kaum.
Nur die Zerstörung und die Dunkelheit schienen zuzunehmen.
Jeden Schritt, den er setzte, würde er am liebsten rückgängig machen.
Die Stille um ihn herum wurde nur durch seine leisen Schritte unterbrochen.
Seine kleinen Augen huschten durch die Nacht und blieben an einem hohlen Baum hängen.
Majestätisch, düster und angsteinflößend erhob sich dieser vor ihm.
Er wollte umdrehen, der düsteren Atmosphäre entfliehen, aber sein Herz zog ihn an den Baum heran.
Das Ungetüm schien mit jedem Schritt zu wachsen und seine Äste weiter auszustrecken.
Kurz vor seinem inneren Ziel blieb er stehen.
Er erhob die kleine Schnauze und hätte am liebsten Reißaus genommen.
Die tiefroten Augen einer meterlangen Schlange trafen die seine.
Sie kamen ihm bekannt vor.
Es waren die Augen, die ihn Jahre zuvor dazu bewegten sein Leben zu retten.
Er senkte seinen Kopf und betrachtete die Steine, die den toten Boden bedeckten.
Eine scharfe, zischende Stimme ließ ihn zusammen zucken.
„Wie ich sehe, gibt es doch jemanden, der mir treu geblieben ist."
Er traute sich immer noch nicht aufzuschauen, als ein dumpfes Geräusch und das Beben des Bodens ihm zeigten, dass die Schlange auf den Boden geglitten war.
„Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche."
Zitternd hob er seine Schnauze und die roten Augen schienen auf den Grund seiner Seele blicken zu können.
„Ich würde vorschlagen, du verwandelst dich zurück, damit wir uns vernünftig unterhalten können, nicht wahr?"
Einige Momente passierte nichts, bis die kleine Ratte zu wachsen begann und schlussendlich ein kleiner Mann auf allen vieren auf der Erde stand.
Mit sichtbar zitternden Gliedern richtete er sich auf und ließ sich mit dem Rücken gegen den morschen Baum sinken.
Die Schlange schlängelte sich um seine Beine und er konnte das leise Zischen wieder vernehmen.
„Nun, was hat dich hergeführt?"
Der kleine Mann öffnete und schloss seinen Mund einige Male, bis er seine Sprache wiederfand.
„Es gab Gerüchte, Herr, und -"
Ein lautes Zischen unterbrach ihn.
„Du lügst. Dann wärst du bereits vor Jahren hier gewesen."
Der Angesprochene zitterte bevor er die nächsten Worte über seine Lippen brachte.
„Es war die Hoffnung, Herr."
Die nächsten Worte der Schlange wirkten abwertend.
„Die Hoffnung mich wieder zu erwecken oder was ist dein Wunsch, Wurmschwanz?"
Er zitterte bevor er die Worte artikulieren konnte:
„Es war die Hoffnung auf eine Familie."----------------------
Hey lieber Leser,
Wir haben es zu heute geschafft und daher gibt es hier jetzt den Prolog zu Teil 2 der Reihe. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir diese Sicht echt schwer gefallen ist und ich hoffe, dass ich Peter gut getroffen habe und seine Absichten gut herüber gekommen sind.
Dann wünsche ich euch noch einen schönen Restsonntag und einen guten Start in die neue Woche.
LG von Clara aka Norisaki
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Die Kinder der Rumtreiber - the danger
FanfictionEin Jahr voll Angst war umsonst gewesen. Ein Jahr war verschwendet worden, für nichts als eine Lüge. Ein Jahr hatte gereicht um hinter ein gut gehütetes Geheimnis zu kommen. Ein Jahr war genug gewesen, um neue Freundschaften zu schließen, die Tradit...