"Alice, du gehst doch bestimmt mit mir auf diesen Ball," Blaise lächelte ihr über den Tisch zu.
War das sein Ernst?
Sie wusste, was jetzt kam.
"Komm schon Blaise, du weißt doch, dass sie zu mir ja sagen wird, nicht wahr Al?"
Die Bank neben ihr senkte sich deutlich ab, als Draco dort Platz nahm.
Seit Tagen gab es für diese zwei Idioten kein anderes Thema mehr als den Weihnachtsball.
Beide versuchten sie in jeder freien Minute zu überzeugen mit einem von ihnen auf diesen Ball zu gehen und seit Tagen gab sie ihnen die gleiche Antwort: "Ich darf mich noch nicht entscheiden. Mein Vater, ihr wisst schon."
Noch bevor der Ball verkündet worden war, hatte sie von ihrem Vater einen Brief bekommen.
Keine Entscheidung für einen Ballpartner ohne sein Einverständnis und eine Liste mit potenziellen Anwärtern hatte er ihr auch gleich angeheftet.
Sie hatte die Liste zerrissen, doch natürlich hatten sich genau diese Namen fest in ihr Gehirn gebrannt.
"Al, was denkt, wann er sich entscheiden wird?" die dunklen Augen des Jungen gegenüber trafen sie.
Ihre Stimme war lauter als beabsichtigt: "Das ist doch egal. Gibt es für euch denn keine Thema mehr als diesen beknackten Ball?"
Sie warf ihr Besteck hin: "Ich hab keinen Hunger mehr."
Mit diesen Worten griff sie nach ihrer Schultasche und machte sich auf den Weg raus aus der Halle.
Ihre Schritten waren schnell und erst im dritten Stock kam sie schnaufend zum Stehen.
Warum taten sie ihr das an?
Alle beide wussten, wie schwer ihr dieses Thema gerade fiel und doch konnte sie nichts anderes mehr, als um sie konkurrieren, als wäre sie irgendeine Trophäe, die es zu gewinnen gab.
Eine Hand legte sich von hinten auf ihre Schulter.
Sie drehte sich in einem Ruck um: "Was?"
Diese Worte verliesen Alice Mund erneut deutlich lauter, als sie es beabsichtigt hatte.
Tracey wich ein paar Schritte zurück: "Ich wollte mit dir reden, aber wenn du das nicht willst, dann verschwinde ich wieder."
"Nein, bitte bleib," nicht mehr als ein Flüstern.
Die beiden Mädchen setzten sich in eine Nische der Wand.
Für einen Moment war es still, dann begann Tracey zu sprechen: "Ich verstehe dich nicht, Al. Du hast zwei wundervollen Jungen, die beide mit dir zu diesem Ball gehen wollen und das einzigste, was du machst, ist sie abweisen und anzuschreien. Glaub mir, viele andere wären glücklich in deiner Position zu sein."
Die Worte sollten aufmunternd sein, sie nach oben ziehen, aber mehr als ein verächtliches Schnauben konnte sie sich nicht abgewinnen.
"Ich kann keine Entscheidung treffen, ohne mindestens einen der beiden zu kränken. Du verstehst das nicht Trac. Du hast einen Freund, für dich stand nie in Frage wer dich begleitet. Mein Problem ist, wenn ich einen der beiden nehme, ist der andere enttäuscht. Wenn mir mein Vater jemand vollkommen anderen aufs Auge drückt, dann sind beide enttäuscht. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll."
"Entweder du sagst das ihnen genau so oder du hörst nicht auf deinen Vater, sondern auf dein Herz. Meine Eltern waren anfangs auch nicht begeistert, dass mein Freund ein Ravenclaw ist, aber sie haben sich mit Stephen arragiert. Das werden deine Eltern auch tun. Egal, wie du dich entscheidest," die Worte fühlten sich gut an.
"Wenn das mal so einfach wäre."
Tracey nahm ihre Hand: "Dann sprich mit deiner Schwester. Sie war am Anfang auch nicht glücklich. Sie macht das gleiche durch, wie du. Es gab mehr als nur einen Jungen, der um sie geworben hat. Sie versteht dich bestimmt und es wäre eine gute Möglichkeit für euch beide euch wieder zu versöhnen. Das kann schließlich nicht auf ewig so weitergehen, oder?"
Ihre Freundin hatte recht, wie eigentlich immer.
Armenia würde sie nur zu gut verstehen.Aber an ihre Schwester heran zu kommen, stellte für Alice die größte Herausforderung dar.
Leider war der Sturkopf ihres Vaters an niemanden in der Familie vorbei gegangen und die Überwindung, die es sie kostete in das Zimmer ihrer Schwester hinaufzusteigen, war unbeschreiblich.
Jede einzelne Stufe fühlte sich schwerer an.
Mit jedem einzelnen Schritt verwandelte sich ihr Bein mehr zu Blei und aus den wenigen Stufen, wurde für sie eine endlose Treppe, die niemals ein Ende zu haben schien.
Endlich an der entsprechenden Tür angekommen, hob sie ihre schwere Hand und lies sie mehrfach gegen das Holz fallen.
Sie wurde hereingebeten.
Ihre Schwester war allein und saß auf ihrem Bett.
Als Alice hereintrat, drehte sie sich um und erstarrte, als sie erkannte, wer dort eingetreten war.
"Du bist hier unerwünscht. Das weißt du," die Worte taten weh, wie kleine Nadeln bohrten sie sich in ihre Brust.
Sie schluckte den aufkeimenden Schmerz herunter: "Menia, ich bin nicht hier, um dir zu erklären, wie ich zu dir stehe. Mach mir Vorwürfe, so viele wie du willst, aber jetzt brauche ich einfach den Rat und die Erfahrungen meiner großen Schwester."
Die Schwarzhaarige setzte gerade zur Gegenrede an, aber etwas in den Augen ihrer Schwester schien sie zu unterbrechen und sie bat die Rothaarige auf das Bett neben sich.
"Was ist los Lice?"
Die folgenden Worte sprudelten nur so aus ihrem Mund: "Vater will bestimmen mit wem ich zum Weihnachtsball gehen soll. Ich denke, du kannst dir denken, was das bedeuten wird und ich weiß einfach nicht, was ich tun soll."
"Weißt du Lice, ich bewundere dich. Aus dir wird mal etwas, denn du hast den Mut und das Herz dazu. Du warst schon immer eine Kämpferin," Armenia holte einmal tief Luft, bevor sie weitersprach, "Mutter hat mir von den Tagen und Monaten nach deiner Geburt erzählt. Du kamst zu früh, warst zu klein und zu gebrechlich. Monatelang hat dich niemand zu Gesicht bekommen. Tagtäglich wurde auf die Nachricht deines Todes gehofft, aber sie kam nicht und dann Weihnachten. Es war das erste Mal, dass andere Menschen dich sehen durften. Ein gesundes kleines Mädchen. Siehst du? Du warst schon immer eine kleine Kämpferin und das hier schaffst du auch und vielleicht sogar besser als ich es jemals können werde."
Alice starrte sie an.
Damit hatte sie nicht gerechnet.
In den letzten Monaten hatten sie kaum ein Wort miteinander gesprochen und jetzt hielt sie ihr eine solche Rede.
Was sollte sie darauf antworten?
"Danke," mit diesen Worten legte sie die Arme um ihre Schwester.
Diese lies es zu und sie saßen einfach nur nebeneinander und lagen sich in den Armen, das tat einfach nur gut.
"Wen hat denn Vater für dich ausgesucht?" Sie rief sich die Liste in Erinnerung.
Wer hatte alles drauf gestanden?
"Am Liebsten wäre ihm Zayn Avery."
"Bitte was? Diesen Empörkömmling, nimm alle, aber nicht den," Menias Stimme hallte durch das Zimmer.
Alice konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Sie wusste, wie sehr ihre Schwester diesen Jungen hasste und sie hatte damit durchaus recht.
Zayn Avery war ein Junge, der die Privatsphären anderer Mädchen niemals respektierte und ihnen daher gerne zu nahe kam.
"Und gibt es noch jemanden, den unser Vater als 'geeignet' betrachtet," ein kleines Kichern folgte auf diese Bemerkung.
"Wirklich witzig finde ich das nicht," sie verschränkte ihre Hände vor der Brust, "Draco wäre für Vater auch noch in Ordnung, aber ich will keinen Freund, der mir von meinem Vater geschlagen wird, ich möchte doch einfach nur frei entscheiden, was ich mit meinem Leben anfange."
Sie fühlte eine Hand auf ihrer Schulter, bevor Armenia zu sprechen begann: "Dann tue es. In deinem Freundeskreis gibt es nur Reinblüter. Mir fällt keiner deiner Freunde ein, der es nicht ist. Was sollte er denn dann dagegen haben."
Sie hatte recht.
Was war denn zum Beispiel gegen Blaise einzuwenden.
Er war sympathisch, sie mochte ihn und er war reinblütig, was sprach also dagegen?
Vermutlich nur wieder eine Laune ihres Vaters, aber Henri hatte sich damals seine Freundin aussuchen dürfen.
Warum sollte sie das nicht auch einfach tun?
Sie würde sich für ihren besten Freund entscheiden, das wusste sie jetzt.
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Die Kinder der Rumtreiber - the danger
FanfictionEin Jahr voll Angst war umsonst gewesen. Ein Jahr war verschwendet worden, für nichts als eine Lüge. Ein Jahr hatte gereicht um hinter ein gut gehütetes Geheimnis zu kommen. Ein Jahr war genug gewesen, um neue Freundschaften zu schließen, die Tradit...