Die vergangenen zwei Wochen hatten sich unendlich lange hingezogen.
Jeder einzelne Tag war eine Ewigkeit gewesen.
Es fiel Phil endlos schwer sich in den Alltag seiner neuen Familie zu finden.
Sein altes Leben lag um Welten zurück und der neue Tagesablauf war überhaupt nicht nach seinem Geschmack.
Wie an jedem anderen Tag wurde er auch an diesem Morgen pünktlich um sieben Uhr von einem kleinen Hauselfen geweckt.
Es blieben nun genau 30 Minuten bis es Frühstück geben würde.
In dieser Zeit mussten Phil und seine Adoptivgeschwister im gemeinsamen Badezimmer fertig werden, was sich nach einigen Tagen als fast unmöglich herausgestellt hatte.
Hestia und Flora Carrow waren über den Familienzuwachs alles andere als glücklich.
Wann immer sie mit ihm allein waren, versuchten sie ihm das Leben schwer zu machen.
Er konnte keine Dinge im gemeinsamen Badezimmer deponieren, ohne das sie verschwanden, außerdem versuchten die Zwillinge seinen Tagesablauf zu manipulieren, wo es ihnen nur möglich war.
Phil versuchte diese Dinge von sich wegzuschieben.
Dennoch waren sie einer der Gründe, weswegen er sich jede Nacht in den Schlaf weinte.
Die Situation machte ihn fertig.
Er hatte keine Kraft mehr.
Das einzige was er wollte, war ein normales Leben.
War das zu viel verlangt?Ein starkes Zittern durchzog seinen Arm, als Phil ihn anhob und sich seine Hand um die Klinke zum Esszimmer legte.
Mit seinem gesamten Gewicht stützte er sich gegen die schwere Tür, um diese aufzustoßen und den großen Raum zu betreten.
Die Dielen des Bodens waren für ihn ein vertrautes Bild, dass er jeden Morgen erblickte.
Jede Maserung des Holzes kam ihm bekannt vor.
Die Schritte bis zu seinem Platz zählte er leise.
Es waren genau 20, 20 Schritte, die er in völliger Stille zurücklegte.
An seinem Stuhl angekommen, zog er den Stuhl zurück und ließ sich darauf sinken, bevor er das erste Mal an diesem Morgen den Kopf hob.
Von der Stirnseite blickte ihm, mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn, der Hausherr entgegen.
Er hatte seine Hände ineinander verschränkt, sein Kinn darauf gestützt und blickte Phil mit einem ernsten Blick an.
Dieser sackte unter dem Blick zusammen.
Er hasste es.
Die Augen schienen sich in seinen Kopf zu bohren und zu versuchen seine Gedanken zu lesen.
Jeder Augenblick schien nicht enden zu wollen, obwohl er sich sicher war, dass nur wenige Sekunden vergangen waren, bevor Marius Carrow das Wort ergriff.
„Guten Morgen Phillipe," die Kälte sprach aus seiner Stimme und mehr als ein Nicken brachte Phil nicht zustande.
Sein Herz klopfte.
Normalerweise wurde ihm nach dieser obligatorischen Begrüßung keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt, doch heute blieb es weiterhin still.
Verwirrt zwinkerte er einige Male.
Was war hier los?
Die Person, die die Stille brach, war seine Adoptivmutter.
„Nun, da wir alle vollständig sind, wird es Zeit euch mitzuteilen, was wir heute vorhaben."
In ihrer Stimme lag ein Hauch von Triumph und Vorfreude, die in Phil kein gutes Gefühl auslösten.
War dieser Tag in irgendeiner Form besonders?
Er wusste es nicht.
Die Pause, die Stille über den Raum legte, war unangenehm.
Zum ersten Mal seit er dieses Haus betreten hatte, sah er Ratlosigkeit auf den Gesichtern seiner Adoptivschwestern aufflammen.
Sein Herz begann stärker an zu klopfen.
Diese Stille und die Ratlosigkeit in den Gesichtern machten ihm Angst.
Es dauerte eine gefühlte weitere Ewigkeit bis wieder eine Stimme zu vernehmen war.
Auch Yvonna Carrows Stimme war mit einer unendlichen Kälte behaftet, die ihm in den letzten Wochen jeden Tag einen Schauer über den Rücken gejagt hatte.
An diesem Tag war es nicht anders.
„Aufgrund der jüngsten Ereignisse ist es uns gelungen eine Einladung in das Haus der Shafiqs zu erhalten," sie legte eine kunstvolle Pause ein und ließ ihre Worte im Raum verklingen, bevor sie weitersprach.
„Wir wurden von den Shafiqs auf ein besonderes Fest eingeladen. Einerseits wird heute die jüngste Tochter der Familie ihren 14. Geburtstag feiern, andererseits wird auch die Verlobung ihrer älteren Tochter gefeiert. Wir erwarten von euch dreien, dass ihr euch von eurer besten Seite zeigen werdet und wir werden keinen Ungehorsam dulden. Nachdem Essen werdet ihr in euren Zimmern passende Sachen für diesen Tag finden. Seid bitte pünktlich um zehn Uhr am Kamin im Salon."
Als sie geendet hatte, gingen die üblichen Gespräche los.
Sie und ihr Mann flüsterten leise miteinander, während die Zwillinge ihre Köpfe zusammen gesteckt hatten und miteinander tuschelten.
Das Frühstück wurde hereingebracht, aber ihm war der Appetit gründlich vergangen.
Er würde den gesamten Tag mit Menschen verbringen müssen, um die er in der Schule bewusst einen Bogen machte.
Eigentlich hatte er nicht daran geglaubt, dass sein Leben noch schlimmer werden könnte, aber nach diesem Gespräch war er sich da nicht mehr so sicher.
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Die Kinder der Rumtreiber - the danger
FanfictionEin Jahr voll Angst war umsonst gewesen. Ein Jahr war verschwendet worden, für nichts als eine Lüge. Ein Jahr hatte gereicht um hinter ein gut gehütetes Geheimnis zu kommen. Ein Jahr war genug gewesen, um neue Freundschaften zu schließen, die Tradit...