Kapitel 16

20 2 0
                                    

Mein ganzer Rücken schmerzt, als ich am nächsten Morgen aufwache und so beschließe ich, mir schnellstmöglich entweder ein Gästebett oder eine gemütlichere Couch zu besorgen.
Es ist schon kurz nach 6 Uhr, also höchste Zeit aufzustehen und nach meinen Tieren zu schauen.
Ich muss mich zusammenreißen, um nicht bei jedem Schritt vor Schmerz zusammenzuzucken.
Als ich die Stalltür öffne, kann ich meinen Augen kaum trauen. Sebastian sitzt neben den Kühen und hat schon mit dem Melken angefangen. Er dreht sich zu mir um, weil er mich zur Tür reinkommen gehört hat.
"Oh hey, guten Morgen Niko.", lacht er mir entgegen.
"Was... was machst du denn hier? Ich dachte du musst heute früh weg.", frage ich erstaunt.
Er hat mir gestern erst erzählt, dass er heute in die Stadt fährt, um ein paar Werkzeuge für sein Motorrad zu besorgen und dass er deswegen früh losfahren muss.
"Ich dachte mir 'Niko muss jetzt, da seine Eltern zu Besuch sind, sowieso so viel tun, deswegen überrasche ich ihn mal damit, dass ich ihm in der früh bei den Tieren helfe.' Und ja, hier bin ich."
"Danke. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich aufgeschmissen. Mein Sofa ist kein guter Schlafplatz und deswegen tut mir jetzt mein Rücken weh. Ich weiß nicht, wie ich die ganze Arbeit alleine geschafft hätte.", erkläre ich ihm meine Situation und beginne währenddessen, den Stall zu säubern.
"Kein Ding, sowas mache ich doch gerne, aber wäre es möglich, dass ich mit dir und deinen Eltern frühstücke? Ich hatte heute nur auf dem Weg hierher eine halbe Semmel und ich glaub, des wird nicht reichen."
"Ich denke, das sollte kein Problem sein.", lache ich, während sich in meinen Gedanken scherzhaft nur das Wort 'Vielfraß' befand.
"Das hab ich gehört.", kommt es lachend aus der anderen Ecke des Raumes.
"Hab ich das etwa laut gesagt?", rufe ich, nun auch lachend, zurück.
Wir lassen die Tiere raus auf die Weide und gehen mit den Erzeugnissen zurück zur Hütte, um ein Frühstück vorzubereiten.
"Ich hab mir gedacht, ich mach Spiegeleier. Klingt des nach einer guten Idee?", frage ich Sebby, als wir in der Küche stehen.
"Mhhhhh.... mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Ich mache schon mal den Herd an. Geh du deine Eltern aufwecken.", antwortet er mir rasch.
Und so mache ich mich auf den Weg in mein Schlafzimmer, welches für die paar Tage als Gästezimmer dient.
Ich klopfe vorsichtig an, um sie vorzuwarnen, und trete dann ein.
"Guten Morgen! Gleich gibts Frühstück. Richtet euch und kommt dann rüber.", rufe ich fröhlich in den Raum hinein.
Ich hab die Aussagen und Anmerkungen von gestern zwar noch nicht vergessen, aber ich versuche sie zu verdrängen, um den heutigen Tag nicht so schlimm werden zu lassen wie den letzten.
Zurück in der Küche bemerke ich, dass Sebastian schon mit dem Kaffeekochen fertig ist und sich daran macht, die Spiegeleier vorzubereiten.
Wir decken den Tisch, während die Eier schön vor sich hin brutzeln.
"Hast du den Sonnenaufgang heute gesehen?", frage ich, um ein Gespräch aufzubauen.
"Ja. Er war wunderschön."
Man hört richtig das Lächeln aus seiner Stimme raus und dadurch steigen auch meine Mundwinkel.
Sie sinken leider ein bisschen, als meine Eltern das Zimmer kommen.
"Das ist ja schön, dass ihr uns ein Frühstück herrichtet. Wenigstens hast du dir jetzt mal Hilfe geholt, mein Sohn. Ohne hättest du es ja wahrscheinlich kaum geschafft.", redet meine Mutter drauf los, als sie den Raum betritt.
Ich halte einfach den Mund, um nicht die selbe Situation wie gestern auszulösen, da ergreift Sebastian das Wort.
"Niko hätte es auch allein gekonnt. Das weiß ich, weil er mir schon öfter nach einem gemeinsamen Arbeitstag ein sehr leckeres Gericht gezaubert hat. Ich hab ihm heute nur geholfen, weil ich wusste, dass er nicht viel Zeit für die Stallarbeit hat, da ihr zu Besuch seid."
Ich bin überrascht, dass er sich so für mich einsetzt, und merke, dass es auch meinen Eltern die Sprache verschlagen hat.
Während ich die Spiegeleier verteile, werfe ich ihm einen dankenden Blick zu und beginne ein anderes Gesprächsthema, um das Frühstück nicht ganz schweigend über die Bühne zu bringen.
"Wollt ihr euch später vielleicht mal meine Tiere anschauen? Wir könnten auf die Weide gehen und ich stelle sie euch vor.", ich bereite mich, während ich des sage, innerlich schon auf einen negativen Kommentar vor. Ich bin anscheinend nicht gut darin, gute Gesprächsthemen zu finden.
Aber zu meiner Überraschung reagieren meine Eltern anders als erwartet.
"Wenn du das unbedingt willst, dann können wir das ruhig machen.", stimmt mein Vater meiner Idee zu.
Ich bemerke aber den Blick, den er meiner Mutter zuwirft, um ihr zu signalisieren, dass sie keinen Kommentar geben und einfach den Tag genießen soll.
Und so gehen wir zu viert nach dem Essen auf die Weide zu meinen Kühen und Hühnern, damit ich meinen Eltern meine Arbeit ein wenig zeigen kann.
Ich sehe sofort an dem Blick meiner Mutter, dass sie keine Lust darauf hat und deswegen bleibt sie auch am Zaun stehen, aber mein Vater geht mit Sebastian und mir rein und lässt sich bereitwillig alles erklären. Er kann zwar mit dem ganzen Landding nichts anfangen, weil er durch und durch ein Stadtmensch ist, aber er gibt sich die größte Mühe, es zu verstehen und er überwindet sich sogar kurz mal dafür, eine meiner Kühe zu streicheln.
Nach dieser kleinen "Erklärung", wie das mit der Tierhaltung so funktioniert, verabschiedet sich Sebby auch schon, um sich auf den Weg in die Stadt zu machen und somit gehen wir los zu einem kleinen Spaziergang, bei dem ich meinen Eltern den Strand und den Rest des Dorfes zeige, den wir gestern nicht mehr geschafft haben.
"Ihr könnt euch ja am Nachmittag ein bisschen am Meer in den Sand legen und die Sonne genießen", schlage ich meinen Eltern vor, "und ich kümmere mich währenddessen um meine Tiere."
Und bevor meine Mutter was sagen kann, antwortet mein Vater schnell mit einem "Gute Idee!" und so ist der Plan für heute Nachmittag beschlossen.
Wir führen unseren Spaziergang noch ein bisschen fort und ich mache sie noch mit ein paar der Dorfbewohner bekannt, bevor wir in die Kneipe vom Sternentautal gehen. Für das Mittagessen heute habe ich nämlich für uns bei Gus, dem Kneipenbesitzer, einen Tisch reserviert, weil ich nach dem Ereignis von gestern nichts kochen wollte.
"Hey Gus.", grüße ich ihn beim Eintreten.
"Hallo Niko. Ich hab zwar noch gar nicht mit dir gerechnet, aber das macht nichts. Und das müssen dann wohl deine Eltern sein. Willkommen in meiner wunderschönen Kneipe zum Sternenfall. Wenn sie mir bitte folgen würden."
Er führt uns an einen Tisch, der in der Nähe des Eingangs platziert ist, und bringt uns die Speisekarten.
Nach ein paar Minuten intensiven studierens der Essensvorschläge, nimmt Gus unsere Bestellung auf.
Während wir auf das Essen warten, unterhalten wir uns über alles mögliche.
"Und? Wie gefällt es euch bisher?", frage ich mit einer kleinen Resthoffnung, dass sie den Besuch nicht komplett bereuen.
"Jooaaahh... es ist jetzt nicht so das unsere. Wir bevorzugen das Leben in der Stadt, da dort viel mehr gut bezahlte Arbeitsplätze zu finden sind und es auch gute Freizeitbeschäftigungen gibt, nicht so wie hier. Auf dem Land ist es ein bisschen langweilig, findest du nicht, Schatz?", antwortet mein Vater nach kurzem Bedenken. Im letzten Satz richtet er sich an meine Mutter, die ihm sofort zustimmt.
"Ja! Genau das, was dein Vater sagt. Uns fehlt hier das geschäftliche Treiben der Stadt und deswegen haben wir beschlossen, heute auch schon wieder zurückzufahren. Am Abend geht der Bus zurück und bis dahin werden wir uns noch an den Strand legen."
Irgendwie hatte ich schon mit so einer Antwort gerechnet, weshalb ich nicht sonderlich überrascht bin, als sie ihren Plan äußern, heute wieder heimzufahren.
Ich will gerade einen Satz anfangen, als ich durch das Essen, was gerade kommt, unterbrochen werde.
"Heute warst du aber schnell.", sage ich zu ihm, während er mir meine Mahlzeit hinstellt.
"Ja klar! Extra für meinen Lieblingskunden.", antwortet er und deutet eine leichte Verbeugung an, die in Lachen endet.
Mit einem "Guten Appetit" verzieht er sich wieder hinter die Theke, um auf andere Gäste zu warten.
"Lieblingskunde also... aha...", stellt meine Mutter mit einem leicht spöttischem Unterton fest.
Ich versuche es zu ignorieren, aber irgendwie klappt es nicht so wie ich will und so werfe ich ihr einen ebenso spöttischen Satz zurück.
"Was sollte ich denn sonst tun, als meine Küche noch nicht da war. Außerdem seid ihr ja auch nicht besser! Ihr geht ja jeden 2. Tag irgendwo auswärts Essen!", meine Stimme schwingt von spöttisch auf leicht wütend, "Außerdem habt ihr mir nichts mehr zu sagen, da ich jetzt mein eigenes Leben lebe!"
"Ihr beruhigt euch jetzt beide mal und fangt an zu essen, sonst wird diese leckere Mahlzeit ja noch kalt. Außerdem sind wir hier in nicht Zuhause, also bitte bleibt ruhig.", versucht mein Vater die Situation zu entschärfen.
Ich fange also schweigend an zu essen, den Blick auf meinen Teller gerichtet, und versuche den Gesprächsversuchen meiner Eltern auszuweichen, weil ich vermute, dass es wieder nicht gut enden würde.
Nach dem Essen, welches mal wieder ausgezeichnet war, gehen wir nach draußen und ich nehme erstmal einen tiefen Atemzug, um, noch immer von dem 'Gespräch' aufgeheizt, ein bisschen runterzukommen.
"Ich muss noch was am Hof erledigen.", erwähne ich knapp, bevor ich mich von meinen Eltern trenne, die den Weg zum Strand eingeschlagen haben.
Ich habe aber keineswegs vor, sofort nach Hause zu gehen und so steuere ich den Berg an. Ich weiß nicht, was mich antreibt, aber irgendwie zieht mich diese Gegend vom Sternentautal magisch an.
Nach ca. 5 Minuten Laufweg komme ich bei der Schreinerei an oder auch der Ort, an dem Sebastian wohnt und so kommt es, dass ich auf die Klingel drücke, als ich vor der Haustür zum Stehen komme.
Nach ein paar Sekunden öffnet Demetrius die Tür.
Demetrius ist Robins zweiter Ehemann und Sebbys Stiefvater. Er hat dunkle Haut und dunkelbraune Haare.
Nachdem er mich für 5 Sekunden gemustert hat, begrüßt er mich freundlich und fragt, warum ich hier bin.
"Ich wollte zu Sebastian. Ist er schon wieder zurück?", sage ich nur und er hält mir die Tür auf, damit ich eintreten kann.
"Ja, er ist in seinem Zimmer. Im Keller. Du kennst ja den Weg."
Eigentlich kenne ich ihn nicht, aber ich lasse mir nichts anmerken und frage auch nicht nach, weil ich genau weiß, dass Demetrius seinen Stiefsohn nicht sonderlich gerne mag. Ich finde den Weg aber relativ schnell und klopfe an die schwarze Holztür, die anscheinend in das Reich von Sebastian führen soll.
"Ja!", ruft er von innen und so trete ich ein.
"Mum, du weißt doch genau, dass ich nicht gestört werden will, wenn ich am Arbeiten bin.", sagt er ohne von seinem Computer aufzusehen.
"Eigentlich bin ich nicht Robin, aber wenn du beschäftigt bist, gehe ich wieder.", sage ich schmunzelnd.
"Oh, hallo Niko.", lacht er, "Ich habe nicht mit dir gerechnet, sorry. Du kannst ruhig hierbleiben, ich bin sowieso in fünf Minuten fertig."
Ich höre eine Zeit lang nur die Tasten der Tastatur, bis er plötzlich bestimmt auf eine Taste drückt und aufsteht.
"So! Fertig. Was führt dich zu mir?", fragt er, als er vor mir steht.
"Eigentlich wollte ich fragen, ob du ne Runde spazieren gehen willst."
"Gerne. Bewegung wird mir nach der Arbeit am PC jetzt sicher guttun."
Wir gehen eine Weile umher und ich erzähle ihm, was passiert ist.
"Mach dir keinen Kopf. Wenn sie heimfahren wollen, dann sollen sie halt. Dann kannst du wenigstens wieder in deinem Bett schlafen, dein Rücken würds dir zumindest danken."
"Du hast ja Recht, aber es sind ja immer noch meine Eltern. Es zieht mich runter, wenn sie so abweisend reagieren."
Mittlerweile sind wir auf meinem Hof angekommen und beginnen, die Tiere für die Nacht fertig zu machen.
"Ich kann dich verstehen. So fühle ich mich mit Demetrius.", bei dem Namen seines Stiefvater verzieht er das Gesicht, "Es..."
Wir werden unterbrochen, als meine Eltern mit ihren Koffern aus der Hütte kommen und sich von  mir verabschieden wollen.
"Auf Wiedersehen mein Schatz und such dir einen guten J... ähhh, ich meine, versuche schön deinen Lebensunterhalt mit dem Hof zu verdienen.", verabschiedet sich meine Mutter.
Ich habe den Stoß mitbekommen, den mein Vater meiner Mutter gegeben hat, damit sie nicht wieder einen Streit anzettelt, aber ich sage nichts außer ein kurzes "Tschüss", bevor sie sich auf den Weg zur Bushaltestelle machen.
Nachdem die Tiere im Stall und versorgt sind, essen wir noch gemeinsam zu Abend, bevor Sebby nach Hause muss, um seiner Mutter zu helfen.
"Und wieder mal geht ein Tag zu Ende.", murmle ich vor mich hin, als ich mir die Zähne putze.
Ich stehe noch eine Weile am Fenster und schaue der untergehenden Sonne zu, bevor ich mich ins Bett lege und sofort einschlafe, als mein Kopf das Kissen berührt.

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Wordcount 2126

Es ist mal wieder Mittwoch wuhu😂
Ich wusste nicht, dass des Kapitel so lang ist😂genießt es😂
Des wars schon wieder von mir (diesmal ein relativ kurzer Text im Ausgleich zum langen Kapitel😂)
Viel Spaß noch bei der restlichen Woche👍🏼 Wir sehen uns nächsten Mittwoch wieder (oder eher lesen)✌🏽
Bis dann👋🏼
Euer Nonbinary-Disaster😜

Ein neuer Anfang • Eine boyxboy Stardew Valley FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt