Kapitel 23

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Sobald ich aufwache, fliegen meine Gedanken zu der Lichtung von gestern. Ich muss sie unbedingt wieder finden und mir am besten noch den Pfad markieren, solange mir die kaputten Zweige noch den Weg weisen können.
Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. 'Wer klopft denn so früh am Morgen?'
Ich überlege hin und her, während ich zur Tür gehe, bis es mich plötzlich wie ein Schlag trifft. Natürlich! Alex wollte mir doch in der Früh helfen. Bestimmt steht er vor der Tür.
Doch zu meiner Verwunderung steht dort nicht Alex sondern Sebastian.
"Sebby? Was machst du denn hier? Ich hatte eigentlich mit Alex gerechnet."
"Dir auch einen guten Morgen.", begrüßt er mich, "Alex hat mich gestern noch gefragt, ob ich dir nicht heute helfen könnte, da ihm doch noch was dazwischengekommen ist. Morgen früh kommt er aber wie ausgemacht."
"Achso ok. Willst du noch was Frühstücken oder gleich loslegen?"
"Gefrühstückt hab ich schon, also los gehts!", sagt er mit einem Enthusiasmus, den ich so noch nicht von ihm kenne.
Wir beginnen schweigend nebeneinander zu arbeiten. Er sammelt die Eier, während ich schon die erste Kuh melke.
"Komm mal hier rüber zu den Kühen. Ich zeig dir jetzt, wie man sie melkt.", rufe ich ihm zu, nachdem er die Eier eingesammelt und in einen Karton gelegt hat.
"So. Du umschließt die Zitzen, immer zwei gleichzeitig, oben am Ansatz mit Daumen und Zeigefinger, ungefähr so, und schließt dann nacheinander die anderen Finger von oben nach unten, während du leicht nach unten ziehst. Dadurch kommt dann die Milch und die musst du halt dann in den Eimer treffen. Und du machst es immer abwechselnd, erst die eine Hand und somit die eine Zitze und dann die andere. Und nach einer bestimmten Zeit nimmst du dann die anderen Zitzen und melkst da weiter. Probiers einfach mal aus. Man lernt es meistens am besten, wenn man es macht."
Und so überlasse ich ihm den Schemel, damit er zum ersten Mal eine Kuh melken kann.
Leicht unsicher versucht er, unter meiner Anleitung, meine Schritte zu befolgen und somit die erste Milch in den Eimer zu befördern. Und tatsächlich schafft er es nach ein paar Versuchen.
Er öffnet schon den Mund, um erfreut "Ich habs geschafft!" oder sowas zu rufen, als ich ihn noch gerade davon abhalten kann, indem ich meine Hand auf seinen Mund lege. Verwirrt schaut er mich an.
"Nicht! Du könntest die Tiere erschrecken und dann einen Tritt kassieren. Kühe sind sehr schreckhaft.", mahne ich ihn, immer noch die Hand auf seinem Mund. So nah war ich noch nie an Sebastian. Und so berührt hab ich erst recht noch nie jemanden, den ich erst seit nem halben Jahr kenne.
Ich starre noch ein paar Sekunden auf meine Hand, bis mich Sebby mit einem verwunderten Blick ansieht.
Ok, vielleicht hab ich die Hand zu lange auf seinem Mund gelassen. Schnell ziehe ich meine Hand weg.
"Ähhmm... hast du alles verstanden?", versuche ich die Situation zu entschärfen.
Und es klappt. Sein Gesichtsausdruck normalisiert sich und er antwortet mir erfreut mit einem "Ja, ich denke schon.", als er sich wieder zu der Kuh dreht und es gleich nochmal versucht.
Wir arbeiten jetzt still nebeneinander her und immer wieder werfe ich einen Blick über Sebbys Schultern, um zu schauen, ob er seine Aufgabe meistert.
Nach einiger Zeit ist es geschafft. Alle Kühe wurden gemolken, wobei Sebastian seine Aufgabe wirklich gut gemacht hat, die Tiere gefüttert und die Eier gesammelt. Die einzige Aufgabe, die noch zu erledigen ist, besteht darin, das Tor zu öffnen und meine Tiere auf die Weide zu lassen.
"Du bist echt ein Naturtalent. Du hast des richtig gut hinbekommen mit dem Melken.", lobe ich Sebby, als wir gemeinsam zurück Richtung Hütte gehen.
"Danke. Du bist aber auch ein guter Lehrer. Allerdings muss ich jetzt los, um meiner Mutter daheim zu helfen. Sehen wir uns morgen? Da wäre wieder Probe für den Wettbewerb und ich fände cool, wenn du uns wieder zuhörst. Außerdem gehen wir anschließend zum Strand zum Baden."
"Hmm... wann wäre die Probe? Und könntest du mich vielleicht abholen? Ich bin ziemlich verpeilt in letzter Zeit und vergesse es deswegen bestimmt.", lache ich, als ich so darüber nachdenke.
"Ja klar. Also dann, bis morgen."
"Bis dann."
Er winkt mir noch kurz zu, bevor er sich umdreht und Richtung Berg verschwindet.
Jetzt kann ich endlich meinen Plan umsetzen. Ich laufe zum Schuppen, um meine Sachen zu durchwühlen. "Irgendwo muss es ja sein.", murmel ich in den Karton hinein, während ich einen Regenschirm und mehrere Werkzeuge aus dem Weg schiebe.
"Ahh, da ist es ja.", triumphierend strecke ich den gesuchten Gegenstand in den Himmel. Es ist eine Spraydose. Ich hab bei Opa immer gesehen, dass er Bäume, die gefällt werden sollen, markiert und hab mir deswegen von der Stadt gleich eine mit hierher genommen.
"Perfekt um einen Weg quer durch den Wald zu markieren."
Und so mache ich mich auf den Weg.
"Hmmm... wo ist jetzt diese Stelle, an der ich gestern rausgekommen bin. Eigentlich müsste ich sie ja erkennen können."
Ich suche die Zweige und Büsche nach abgebrochenen Stellen ab. Allerdings ist das gar nicht so einfach, wenn der Wald recht groß und die Zweige so klein sind.
Eine weitere Viertelstunde vergeht und endlich finde ich die gesuchte Stelle. Ich wusste gar nicht, dass es so weit weg von meinem Haus war, aber ich hab gestern sowieso nicht mehr so gut aufpassen können.
Und mit dem ersten Schritt in den Wald setze ich die erste Markierung an den Baum direkt neben mir. Ich fühle mich wie ein Pfadfinder, als ich mir so den Weg durch den Wald bahne und meinen gestrigen Spuren folge. Hin und wieder bekommt ein Baum eine neongrüne Markierung ab, damit ich den Weg auch noch lange später wiederfinde.
Nach einer gefühlten halben Stunde bin ich endlich wieder an der Lichtung mit dem See angekommen und wieder einmal erschlägt mich ihre Schönheit beinahe. Eine Welle der Entspannung durchflutet mich, als ich ans Ufer sinke. Ich lasse mich nach hinten umfallen und betrachte das Blätterdach über mir. Wie gestern breitet es sich wie eine schützende Decke über mir aus, die alles Böse von mir abhält.
Wie des morgen bei der Probe wohl werden wird? Hoffentlich nicht so awkward wie letztes Mal.
"Aber was war das heute? Warum hat sich meine Hand so komisch auf Sebastians Mund angefühlt? Aber nicht negativ komisch, sondern anders. Und ich hab keinen Plan, was das bedeuten mag."
Ich liege noch eine längere Zeit entspannt im Gras, bis es langsam an der Zeit ist, wieder zurück zu gehen. Immerhin hab ich noch ein paar Sachen zu erledigen. Der Zaun wurde vom Sturm vor ein paar Tagen etwas mitgenommen, weshalb ich ihn am besten heute noch reparieren will.
Da der Weg ja jetzt markiert ist, finde ich den Eingang zur Lichtung schneller als gestern und so lasse ich wieder einmal den Ort der Entspannung hinter mir und mache mich auf den Weg zurück zu meiner Farm.
Die Wärme der Sonnenstrahlen empfängt mich freundlich, sobald ich wieder aus dem Wald trete. Genießerisch lege ich den Kopf in den Nacken und lasse die Sonne auf mein Gesicht strahlen. Ein paar Mal atme ich noch tief ein, bevor ich mich dann schlussendlich auf den Weg zum Schuppen mache.
Ich hole mir ein paar Holzbretter, Hammer und Nägel und noch etwas von dem Gitter, dass ich immer unten am Zaun anbringe, damit die Hühner nicht weglaufen können.
Eine Weile hört man draußen nur noch das Klopfen des Hammers auf die Nägel und die Geräusche der Tiere bis ich endlich fertig bin.
"Puh! Endlich hab ich das hinter mir. War ganz schön anstrengend, vor allem im Sommer."
Die kaputten Holzstücke lege ich nachher zum Brennholz dazu, schließlich will ich sie ja nicht verschwenden. Und so haben sie dann wenigstens einen guten Nutzen.
"So meine Kleinen!", wende ich mich jetzt zu meinen Tieren, "Es wird Zeit, dass ihr zurück in den Stall marschiert. Es wird schon spät."
Langsam neigt sich der Tag zu Ende. Die Tiere sind versorgt und im sicheren Stall, der Zaun repariert und die Pflanzen gewässert. Ich lasse den Abend mal wieder mit dem Sonnenuntergang ausklingen, der den Himmel mit seinen wunderschönen Orangetönen bemalt. Diese Farm ist wie immer eine Oase des Friedens.
Langsam aber sicher wird es dunkel und der Mond kriecht aus seinem Versteck.
Ich beschließe schließlich, den Tag zu beenden und so schlafe ich zufrieden unter der Aufsicht des Mondes ein.

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Hello again👋🏼
Ich hoffe, es geht euch gut und die Schule oder Arbeit stresst euch nicht zu sehr✌🏽
Anyways, have fun beim Lesen und noch nen schönen Tag, ne schöne Woche etc😂
Man liest sich👋🏼bis dann
Euer Nonbinary-Disaster😜

Ein neuer Anfang • Eine boyxboy Stardew Valley FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt