Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete ich den in der Ferne strahlenden Leuchtturm, umrahmt von der untergehenden Sonne. Ich spürte in meinen Schuhen bereits eine Ansammlung von Sandkörner, die mich augenblicklich kratzten. ,,Dein Zimmer ist doch echt krass, Rose!", Ben, der neben mir im bereits kühlen Sand saß, blickte staunend auf mein Handy. ,,Ja, ist aber auch das Einzige!", stöhnte ich genervt und ließ mich rückwärts in den Sand plumpsen, sodass sich der Sand jetzt nicht nur in meinen Schuhen befand sondern sich an meinen ganzen Rücken klebte. Ben tat es mir gleich und reichte mir mein Handy. ,,Versuch es positiv zu sehen, wie können uns doch jeden Tag sehen..", er drehte seinen Kopf zu mir und seine kastanienbraunen Augen blickten mich an. ,,Mhm", grummelte ich. Ich konnte zwar Ben so oft sehen wie ich wollte, aber meine ganze restliche Familie nur jedes zweite Wochenende. Meine armen Hundebabys, ich vermisste sie so stark, sogar fast so sehr wie meine Brüder. Ich vermisste ihren Geruch nach Schweiss und Deo, ihre laute Lache und die jeden Tag aufkommenden Prügeleien. In meinem Kopf wiederholte ich tagtäglich die Worte ,noch 12 Tage, noch 12 Tage' immer und immer wieder. ,,Rose, Rose!", riss mich Ben aus meinen Gedanken. ,,Dein Handy klingelt, ich nehme an, es ist dein bescheuert verklemmter Onkel", nach seinen Worten, griff ich sofort nach dem Handy und erblickte den Namen meines Onkels auf dem Display. Schnell drückte ich auf den grünen Hörer um ihn nicht mehr warten zu lassen. Ich wollte mich gerade mit einem ,ja' melden, da konnte ich nicht einmal ansetzen, denn mein Onkel übernahm die Führung. ,,Rose, ich möchte jetzt, dass du nach Hause kommst, es ist bereits 8 Uhr. Wir wollen jetzt essen, sonst haben wir Probleme.", Probleme habe ich genug und nicht seinen blöden Terminkalender einzuhalten. Ich erwiderte nur ein stumpfes ,okay'und legte dann auf. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, raffte sich Ben auf und grinste: ,,Du musst nach Hause? Na komm?", er reichte mir seine Hand, nach der ich gleich griff und er zog mich hoch. Zusammen wanderten wir den kleinen Strand hinauf, bis wir an der Strasse ankamen, wo wir uns auch wieder trennen musste. Ich musste nach links zu meinem Onkel und er nach rechts zu seiner Familie. Wir verabschiedeten uns noch mit einer kurzen Umarmung und dann trennten sich unsere Wege. Den ganzen restlichen Weg musste ich immer wieder darüber nachdenken, dass ich noch einiges zu klären hatte. Da war das mit Milena und Lea, wobei ich sicher nicht diejenige war, die sich entschuldigte. Dann war da noch die ,Sache mit Kyle'. Seitdem ich ihm geantwortet hatte, bombardierte er mich quasi mit Nachrichten und so kam es auch dazu, dass er mir DIE eine Frage stellte, die Frage ob ich mit ihm auf ein Date gehen wollte. Die Nachricht hatte ich bisher unbeantwortet gelassen, denn es war mir sichtlich unangenehm mit dem besten Freund meiner Brüder auf ein Date zu gehen. Zumal mich Kyle zwar als einen Freund interessierte, aber ich sah in uns beiden in der Zukunft nicht mehr. Aber vielleicht war ich auch zu jung um dies erkennen zu können und ich sollte mich mal auf etwas einlassen, aber ich war durch und durch verklemmt. So zog sich der Nachhauseweg immer länger, da meine Gedanken und Probleme einfach nicht aufhören wollten. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass der Weg vom Strand nach Hause nur läppische 10 Minuten dauerte. In dem Haus meines Onkels, dass ich gewisslich nicht ,mein Zuhause' nannte, setzte ich mich gleich an den gedeckten Tisch. Meine Brüder hatten sich bereits eingefunden und sahen mehr als nur begeistert aus. Ironie lässt an dieser Stelle wieder einmal grüßen. Die Stimmung war schon genauso wie die letzten Wochen, angespannt. Keiner wollte und traute sich ein Wort zu sagen, um ja keinen Streit auszubrechen. Mein Onkel, der gerade an seinem Wein nippte, ergriff nun schlussendlich das Wort: ,,Du Rosalina, ich weiß, dass du mal geturnt hast, bist du noch in Form?", überrascht hob ich meine Brauen hoch und ließ von meinem Kotelett ab. ,,Ähm ich habe wieder angefangen, hatte aber wegen dem ganzen hier wieder eine äh...Pause.", versuchte ich es zu erklären. Interessiert schaute mein Onkel mich an. ,,Und turnen würdest du auf jeden Fall?", fragte er aufgeregt. ,,Ja klar, ist schließlich meine Leidenschaft", in Gedanken fügte ich noch ,und das einzige was ich wirklich kann' hinzu. ,,Das ist großartig!", schnaubte er. ,,Gleich morgen nach der Schule, wenn ich euch abhole, fahren wir in die Turnhalle und ich schaue mir dein Talent genauer an.", er klatschet begeistert in die Hände. Und da fiel mir wieder etwas bedeutsames ein. Mein Onkel war nicht nur Immobilienmakler, sondern auch Turn-Trainer. Daran konnte ich mich noch wage erinnern, da es Mum uns mal erzählte. Ich nickte daraufhin nur mit dem Kopf. ,,Apropos nach der Schule..", fing Aaron an. Nun lag die ganze Aufmerksamkeit auf ihm. ,,Ich wollte noch mit ein paar Kumpels etwas in der Stadt unternehmen, wäre das okay?". Unser Onkel schenkte ihm nur einen aufmunternden Blick. ,,Natürlich kannst du das, ihr seid ja keine Gefangenen!", er lachte lauthals und wir drei schenkten uns nur den Allwissenden Blick. Und ob wir die sind!
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Big Brothers
Storie d'amoreP A U S I E R T Rose ist 14 Jahre alt und lebt mit ihren älteren Brüdern unter einem Dach, als die Eltern vor 2 Jahren umkamen, lief alles nur noch Berg ab. Sie beschließen einen Neuanfang zu beginnen. Doch, was ist wenn der neue Freund ihres Brude...