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Anfang Oktober schickte er seine gewünschten Urlaubstage ein. Wie die meisten seiner Kollegen hoffte er, an Thanksgiving und die Tage um Weihnachten, vielleicht sogar am fünfundzwanzigsten Dezember, nach Hause zu können und bei seiner Familie zu sein, oder zumindest seiner kleinen Schwester Gesellschaft leisten zu können, wenn seine Eltern und Kody arbeiten mussten. Aber er hatte gelernt, sich in seinem Job keine zu großen Hoffnungen zu machen, was das anging. Seine Eltern waren an den Feiertagen fast nie zu Hause und er konnte sich an keinen Festtag erinnern, an dem sie alle zusammen zu Hause gewesen waren. Und dass sie alle vier, Mom, Dad, Kody und er am selben Tag frei bekamen, war sowieso so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto.

Seine Eltern waren während seiner Kindheit generell oft fort gewesen, aber einer von beiden war immer zu Hause geblieben, das hatte die Fluggesellschaft, bei der die beiden arbeiteten, zum Glück so eingerichtet. Erst, als Kody achtzehn geworden war, war es ab und zu passiert, dass weder seine Mom noch sein Dad zu Hause gewesen waren, und als auch er achtzehn geworden war, war immer jemand da gewesen, um auf Mia aufzupassen und die Flugpläne seiner Eltern hatten sich oft überschnitten, sodass beide manchmal fünf Tage nicht zu Hause gewesen waren.

Manchmal hatten er und Kody, wenn ihre Eltern bei der Arbeit und Mia bei einer Freundin gewesen war, das ganze Haus für sich alleine gehabt, auf der Play Station oder Xbox im Wohnzimmer bis spät in die Nacht hinein gespielt, Pizza bestellt und sich mit Bier betrunken. Sie waren zu außermenschlichen, fast alienartigen, Schnellaufräumern geworden, wenn Mom oder Dad eine SMS geschickt hatten, dass sie vom Flughafen auf dem Weg nach Hause waren. Die dreckige Wäsche von einer Woche war im Schrank versteckt, der Müll hinausgetragen, der Badezimmerspiegel gesäubert, das verschimmelte Obst entsorgt, die Betten frisch bezogen, die Popcornkrümel von der Couch gesaugt und Mia war mit fünfzig Dollar bestochen worden, damit sie kein Wort über das Chaos verlor.

Manchmal vermisste er die Zeit, in der Kody und er so unzertrennlich gewesen waren und so viel Blödsinn angestellt hatten, dass ihre Mom vermutlich ernsthaft ans Kinderheim gedacht hatte. Zum Beispiel, als seine Mom sie lediglich darum gebeten hatte, die Dusche zu säubern und Kody es geschafft hatte, das Glas der Duschwand einzuschlagen, sodass es in tausend Teile zersprungen war.

„Ein bisschen Kleber, dann merkt das keiner", hatte er gesagt und Kody hatte zu lachen begonnen.

Doch mittlerweile waren sie erwachsen und die Dinge hatten sich geändert.

Er erinnerte sich noch an die Mahnung seiner Mutter, als die beiden angefangen hatten, Mädchen mit nach Hause zu bringen, dass sie unter einer Brücke würden wohnen können, würden sie ein Mädchen schwängern, bevor sie die Schule und ihre Pilotenausbildung abgeschlossen hatten. Kody war weitaus lockerer mit seinen Beziehungen umgegangen und als eines Tages innerhalb von einer Woche das fünfte Mädchen auf der Matte gestanden hatte, hatte sein Dad gemeint: „Wenn das so weiter geht, brauchen wir eine Strichliste für dich, Kody."

Das Mädchen war nie wieder gekommen.

Er hingegen hatte sich immer mehr nach etwas Ernsterem gesehnt. Er hatte mit siebzehn seine erste Freundin gehabt. Durch Kody und seine Freunde hatte er die meisten Beziehungen scheitern sehen, was wohl daran lag, dass die meisten ihre Partner im Teenageralter als bloßes Statussymbol anerkannten, und das konnte nicht gut enden.

Er war als Single nicht unglücklicher gewesen, als in seinen Beziehungen. Nicht, dass er in seinen Beziehungen unglücklich gewesen wäre, er hatte nur immer das Gefühl gehabt, dass er alleine genauso gut existieren konnte und keine Partnerin brauchte, sondern sie viel mehr wollte. Das war vielleicht der Grund, warum seine Beziehungen alle länger gehalten hatten, als die seines Bruders.

Kodys Beziehungen basierten auf Sympathie auf den ersten Blick, das Aussehen der Frau und Sex. Kodys damalige, längste Beziehung hatte dreizehn Monate angehalten, bevor er ein anderes Mädchen kennengelernt hatte. Dabei wartete Kody vermutlich nie auf etwas Besseres, als das, was er hatte, er wollte schlicht ständig etwas Neues. Diese sechsmonatige Beziehung hatte er mit Holly geführt. Sie war zweiundzwanzig gewesen und hatte ihn lange jeden Tag aufs Neue überrascht. Hatte ihm Dinge erzählt und gezeigt, die er nicht gekannt hatte. Sie war experimentierfreudig gewesen und ständig offen für Abenteuer. Er war mit ihr ein paar Mal geflogen, sie waren zwei Mal verreist und hatten im Urlaub viel miteinander erlebt. Laut Kody war auch der Sex der Beste gewesen, den er je gehabt hatte.

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