// Kurze Info: Das hier ist das Kapitel, wie ich es bisher als Finale dieser Geschichte publiziert habe. Als ich es neulich noch einmal gelesen habe war ich damit allerdings selbst nicht mehr zufrieden. Der Vollständigkeit halber stelle ich es trotzdem mit ein. Allerdings werde ich in baldiger Zukunft nochmal ein Finale schreiben, wie es eigentlich im Plot vorgesehen war. Das dürfte dann auch schlüssiger sein und nicht ganz so verworren. Eventuell folgt danach auch noch ein Epilog, den es so in der bisherigen Veröffentlichung noch nicht gab. Stay tuned, meine Lieben <3 Und Grüße der Nacht gehen raus ;)
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Das Schloss war schon zu seinen besten Zeiten kein freundlicher und einladender Ort gewesen. Jetzt, da seine Mauern eingefallen und verkohlt waren stieß es mich geradezu ab. Es klagte aus jeder Ritze, heulte und pfiff schaurige Melodien. Die Gänsehaut auf meinen Armen wollte seit Stunden schon nicht mehr weichen.
Seitdem sich die Nacht über die Karpaten gesenkt hatte nahmen noch dazu die Temperaturen stetig ab. Ich rieb zum wiederholten Male ohne Ergebnis meine Arme. Das ununterbrochene Auf- und Abgehen in dem, was vom Kaminzimmer übrig geblieben war, brachte mich auch nicht weiter.
"Laura, beruhige dich", mahnte Thai nicht zum ersten Mal. "Wir werden es wissen, wenn sie da sind."
Ich schüttelte den Kopf. "Ich kann mich nicht beruhigen. Wenn auch nur irgendwas schief geht... dann sind wir alle geliefert! Wie kannst du da nur so gelassen sein?"
Sie stand auf und kam auf mich zu, fasste mich an beiden Schultern und zwang mich so zum Stillstand. "Mir geht es doch nicht anders!" Ihre Hände schüttelten mich leicht. "Ich bin gerade erst in diesen Wahnsinn über Vampire und ihre Intrigen hinein geworfen worden. Das ist alles andere als leicht auszuhalten. Aber wenn ich mich jetzt deswegen verrückt mache, verliere ich den Fokus auf das Wichtige", sagte sie und zog mich in eine Umarmung.
Ich ließ die Schultern hängen. "Es tut mir so leid, dich mit rein gezogen zu haben."
Sie schüttelte den Kopf. "Ist schon ok. Du brauchtest Hilfe." Damit lösten wir uns voneinander und sie sah mir in die Augen. "Ich würde dir in der gleichen Angelegenheit sofort noch einmal helfen."
Ich wagte den Versuch eines Lächelns, doch meine Nervosität verzog es zu einer Grimasse. "Du bist viel zu gut für diese Welt."
"Danke." Sie lächelte, ein hübscheres Lächeln als meines. "Das hat schon lange niemand mehr gesagt."
Eine neue Windböe brach durch die Ritzen der verkohlten Mauern und wirbelte unsere Haare auf. Irgendwo im nahen Wald, vielleicht auch in der Ruine selbst schrie ein Käuzchen.
Mir schauderte es.
Dann merkte ich es.
Die eintretende Stille war erdrückend, provokativ und herausfordernd zugleich. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich presste die Kiefer aufeinander. Mein Blick fand den von Thai. Ich nickte ihr zu.
Dicht hintereinander traten wir aus dem beengten Raum und hinein in die einstige Eingangshalle, die freien Blick auf den Wolkenverhangenen Himmel bot.
Wie vom Schlag getroffen blieb ich stehen.
Durch das Portal schlenderte fast lautlos auf ihren Stöckelschuhen Sarah. Neben ihr Feli, deren Ausstrahlung in all der feindseligen Art jedes Abkommen zwischen uns überdeckte. Natürlich waren wir längst bemerkt worden.
"So, so", erklang Sarahs glockenhelle Stimme. Langsam ging mir auf, warum Breda damals sie auserwählt hatte, um sich von meinem Verschwinden abzulenken. Ein unangebrachter Anflug von Eifersucht stieg in mir auf und ließ mich die Hände zu Fäusten ballen. "Das kleine Vöglein ist nachhause zurückgekehrt. Ein Jammer - hätte ich gewusst dich hier wiederzufinden, hätte ich es renovieren lassen. Du musst wissen: Ich war schon immer Feuer und Flamme für diesen Ort." Sie zog sich gelassen einen Lederhandschuh nach dem anderen aus, ehe sie beide achtlos gegen eine bröckelnde Säule warf.
Mit jedem seelenruhigen Schritt, den sie näher kam, wurde ihr Lächeln breiter. Hinter den Lippen offenbarten sich strahlende, weiße Zähne. "Andererseits hätte es sich nicht gelohnt, alles für diesen Moment aufzubauen. Ihr Menschen sterbt so unverschämt früh weg. Wie haltet ihr das aus, jeden Tag dem Tod entgegen zu gehen? Ist es nicht eine schockierende Gewissheit?"
Feli schlich hinter Sarah her, ihrem Schatten gleich, so sehr hatte sie ihre Bewegungen ihrer 'Herrin' angepasst. Ich wusste nicht, ob es ein solches Wort in Vampirgemeinschaften gab. Meiner Ansicht nach passte es perfekt in die Situation.
"Aber was rede ich da. Ihr habt ja nicht einmal genügend Zeit darüber zu sinnieren. Generell scheint euch die Zeit zum Nachdenken zu fehlen." Fast hatte Sarah mich erreicht, als sie einen Punkt hinter mir fixierte und stehen blieb. "Hach... Dieses Gemälde dort", seufzte sie. "Aus Herberts Feder entsprungen. Ein Geschenk an seinen Vater. Traurigerweise bildet es dich ab. Dabei hätte er dich vergessen sollen, nachdem du dich in Luft aufgelöst hattest. Zwei jungen Frauen hast du damit jede Perspektive auf Glück genommen, nicht wahr, Felicitas?"
Ein zustimmendes Knurren kroch aus Felis Kehle. Sarah ging gemütlich an Thai und mir vorüber, hin zu dem Gemälde. Ich folgte ihr mit meinen Blicken. Das Bild fiel mir erst jetzt richtig auf. Es war ein umwerfend exaktes Portrait. Im Gegensatz zum Rest des Schlosses war es erstaunlich gut erhalten. Vielleicht hatte Sarah es extra derart drapiert. Es wäre ihr zuzutrauen. Damit Breda in allen Verlusten mich stets als erstes erkennt, jedes Mal wenn er diese Ruine betrat.
Ruckartig drehte Sarah sich um, taxierte mich mit einem verachtenden Blick. "Was mir jedoch nach all den Jahrzehnten nicht einleuchten will - und das macht mich unglaublich wütend: Wie konntest du so exorbitant blöd sein und dich von ihm schwängern lassen?!" Ihre Stimme raste in den letzten Worten eine Oktave in die Höhe. Sie räusperte sich. "Nicht dass ich dich jemals für herausragend klug gehalten hätte..." Sie schüttelte den Kopf. "Wenigstens musst du die Konsequenzen dafür tragen. Wer sonst sollte sich dafür verantworten? Da kann dir auch die Bürgschaft von Marin nicht viel helfen. Wie auch immer du es geschafft hast, auch noch ihn zu täuschen."
Ich schluckte. Worte hatte ich längst keine mehr. Ich wollte ihr alles heimzahlen. Alles, was sie mir, Breda oder auch nur sonst irgendwem angetan hatte. Meine Fingerknöchel traten weiß hervor. Thai legte mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Die Geste beruhigte meinen Puls, gab mir Kraft und Rückhalt.
Sarah lachte auf, warf die Hände in die Luft und wischte sich symbolisch die Tränen aus den Augen. "Nein, Felicitas... Sie sie dir an, wie niedlich!" Ihr Lachen ebbte allmählich ab. "Es ist wirklich freundlich von dir, dass du daran gedacht hast, eine Begleitung mitzubringen." Sarah kam wieder auf uns zu, fixierte mich mit dem Blick einer Jägerin. "Halt sie fest", befahl sie Feli.
Sofort spürte ich einen kalten Griff um meine Handgelenke, die grob auf meinen Rücken gedreht wurden.
Thai trat einen Schritt auf Sarah zu, stellte sich ihr in den Weg. Ich hoffte sehr, dass Feli tatsächlich auf unserer Seite stand. Ihr Griff schmerzte sehr, aber es musste wohl so sein, um überzeugend zu wirken.
"Du rührst sie nicht an", blaffte Thai unserer Gegnerin entgegen.
Die legte den Kopf schief und schmunzelte. "Wer hat denn gesagt, dass ich mich um sie kümmern will, wo sie mir doch ohnehin nicht weglaufen kann." Damit ging Sarah auf Thai zu. Was so gar nicht im Plan bedacht war.
Ich wollte gerade etwas rufen, als sie Thais Nacken schon mit einer Hand umfasste.
Es war nicht meine Stimme, die die Situation niederschmetterte.
"Sarah! Lass sofort diese Frau los!" Breda stand im Portal, die Haare vom Wind verwüstet und stärkere Schatten als sonst um die Augen.
Sarah jedoch lächelte nur herzallerliebst. "Felicitas, meine Gute. Ich denke, es ist an der Zeit, dass du endlich Rache üben kannst."
Ich riss die Augen auf, starrte auf Breda, dessen gesamte Aufmerksamkeit sich plötzlich auf mich und meine befreundete Fessel richtete. Ich konnte seinen Zorn spüren.
Mutwillig suchte ich den Augenkontakt zu ihm, konnte ihn jedoch nicht festhalten. Meine Gedanken nahmen an Lautstärke zu. "Nein! Breda, hör mir zu! Hörst du mich? Feli ist auf unserer Seite! Sie gehört zu uns!" Sein Knurren zerriss die Stille. Gleich darauf stürzte er los.
Ich konnte nicht so schnell gucken, wie er bei Feli war, sie von mir weg zerrte und gegen etwas hartes schleuderte. Ich hörte nur ihren Schrei und einen dumpfen Aufprall. Die Kälte um meine Handgelenke war fort. Doch Breda hörte nicht auf, er ging sofort wieder auf Feli los.
Meine Augen brannten. "Nein! Nein, zum Teufel, hör auf! Breda!!!" Ich kreischte. "Hör auf, hör auf!!! Feli ist auf unserer Seite!" Meine Stimme überschlug sich in höchste Frequenzen. Meine Knie gaben nach, prallten hart auf den rauen Stein.
Im selben Moment gab Sarah einen markerschütternden Laut der Entrüstung von sich. Wie in Zeitlupe sah ich mich zu ihr um. Thai schrie auf, die Augen weit aufgerissen wehrte sie sich, schlug gänzlich sinnlos gegen die Vampirin, die das Maul aufriss und ihre Zähne tief in Thais Hals vergrub.
Ich war gelähmt.
Mein Magen krempelte sich um.
Ich schlug mir in einem weiteren Kreischen die Hände vor den Mund, ohnmächtig auch nur irgendwas zu tun.
Selbst als Sarah zu mir sah, konnte ich mich nicht rühren. Ihre Augen funkelten rot und todeswütig. Aus ihrer Kehle drang ein Grollen.
Sie verschwand.
Ein Windzug streifte mich.
Etwas riss mich an den Haaren auf die Beine, zog meinen Kopf schmerzhaft zurück.
Aus dem Augenwinkel sah ich Breda, der von einer unwirklich verbogen am Boden liegenden Feli aufsah.
Zähne schlugen in meinen Hals, rissen tiefe Wunden.
Sein Schrei war das letzte, das ich vernahm.
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Gegenwart ist Fluch
FanfictionDie Zeit ist ein Paradoxon. So vergehen für den einen über 200 Jahre, in denen er dem einzigen Opfer hinterherjagt, das ihm entkommen konnte, während für andere Personen nur wenige Wochen vergingen. Für Laura hätte gerne mehr Zeit vergehen können, b...