21

7.1K 204 51
                                    


Und plötzlich wurden meine gerade noch warmen Wangen glühend heiß, sodass ich das Gefühl hatte, mir käme Dampf aus den Ohren.

Hatte er mir ein Kompliment gemacht und gesagt, dass ich in diesem alten, hässlichen Fummel, den ich nur im Haus anzog, gut aussah? Und in etwas Vorzeigbarerem „umwerfend"?

Oh man! Was machte er nur mit mir?

Das musste wirklich aufhören!

„Ähm... danke", hatte ich herausgestottert und war dann mit den Worten: „Ich muss dann auch mal nach Charly sehen", hektisch aus dem Wohnzimmer verschwunden. Natürlich nur ein Vorwand um möglichst schnell aus der Situation zu fliehen.

Meine Katze hatte in meinem Schlafzimmer gesessen und in ihrem Körbchen gefaulenzt, und nein, es sah nicht so aus, als ob sie irgendeine Art von Pflege gebraucht hätte. Sie wollte einfach in Ruhe gelassen werden.

Charly war generell ein sehr genügsames Tier. Sie liebte zwar ihre Streicheleinheiten und gelegentlich etwas Spielbeschäftigung, doch außer von mir hatte sie sich bisher von niemandem anfassen oder bespaßen lassen. Nichtmal Opa hatte sie je streicheln dürfen.

Erschöpft vom Tag schmiss ich mich auf mein Bett und grübelte bestimmt eine halbe Stunde, bis mein Handy klingelte. Opa hatte mir ein „gute Besserungs Foto" geschickt.

Da ich im Schlafzimmer schlechten Empfang hatte, ging ich ins Wohnzimmer zurück um es unverpixelt sehen zu können.

Mein Opa war einfach der Süßeste. Ich lächelte mein Handy an und spürte den Blick meines Gastes auf mir.

„Schau mal", forderte ich ihn auf, und drehte das Display zu ihm.

Er beäugte es kurz und sah dann mitleidig zu mir auf.

„Es tut mir echt leid, dass ihr euch wegen mir nicht sehen könnt.
Mir wird erst jetzt immer bewusster, was ich dir eigentlich zumute und von dir abverlange. Ich hoffe in zwei oder drei Tagen kann ich dich endlich in Ruhe lassen."

Kopfschüttelnd wendete er den Blick von mir ab.

Langsam machte ich einen weiteren Schritt auf ihn zu und setzte mich auf die Kante meiner Schlafcouch. Sofort schaute er mir wieder in die Augen.

„Ich denke es wird wohl eher zwei bis drei Wochen dauern. Aber bitte, hab kein schlechtes Gewissen. Ich habe mich dafür entschieden dich hier unterzubringen und ziehe es jetzt auch durch. Mit allen Konsequenzen.
Lass uns ... doch einfach so tun als wären wir ... wieder im Krankenhaus. Ich helfe dir hier so wie ich es auch dort getan hätte und versorge dich bis du vollständig gesund bist.
Im Gegenzug musst du mir versprechen, dich nicht unter Druck zu setzen oder dich wegen irgendetwas schlecht zu fühlen, sondern es einfach geschehen zu lassen, wie in der Klinik auch.
Und bitte, mach dir keine Gedanken um mich."

Er hielt einen Moment lang inne.

„Puh, das ist schwerer gesagt als getan."

Eine Weile schauten wir uns stumm an und ich begann mich zu fragen, was genau er damit gemeint hatte.

„Aber ich versuche es", stimmte er dann zu.

Das erleichterte mich und ich nickte.

„Gut. Ich würde dann mal was zu Essen machen. Was darf es denn sein?"

„Gäbe es die Möglichkeit Pommes Majo zu bestellen?", fragte er schelmisch.

„Jap, die gibts", versicherte ich ihm.
„Und nicht nur aus dem Ofen. Hab sogar eine Friteuse", flüsterte ich stolz, als wäre es ein Geheimnis.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt