Kapitel 24

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Kai P.O.V.
Ich brachte meine Freundin nach Hause und verabschiedete mich von ihr. Anschließend wollte ich ebenfalls zu meiner Wohnung fahren, aber ich konnte nicht, da mir irgendwas das Gefühl gab, dass ich noch einmal bei Haily vorbei schauen müsste. Irgendwie kam sie mir heute komisch vor, denn normalerweise hätte sie doch wenigstens ein Mal angehalten, als sie an uns vorbei gerast ist, oder?

Ich betrat das Treppenhaus und ging hoch bis zu der Etage, in der sich ihre Wohnung befand. Nun stand ich vor ihrer Tür wie angewurzelt. Eigentlich war es schon spät, vielleicht schläft sie schon. Ich klingelte trotzdem und wartete gespannt, ob sich die Tür öffnet.

"Kai?" Ich blickte in ihr fragendes Gesicht.
"Haily..darf ich rein kommen?"
"Ja klar."
Sie trat zur Seite, sodass ich in ihre Wohnung gehen konnte. Wir setzten uns ins Wohnzimmer auf ihre Couch. Sie hat wohl gerade Netflix geschaut und die Decke verriet mir, dass sie vielleicht auch schlafen wollte.

"Komme ich unpassend?"
"Nein, nur unerwartet." Ich nickte.
"Also? Wieso bist du hier?"
"Ähm, ich weiß nicht...wie geht's dir?"
"Du bist her gekommen, um mich zu fragen, wie es mir geht? Da hättest du doch auch schreiben können.."
Da hatte sie wohl recht.

"Ich...wollte dich sehen", stotterte ich.
"Okay. Kai, was ist los?"
"Du bist mir heute komisch vorgekommen. Ist alles okay bei dir? Wieso hast du nicht angehalten, als du uns gesehen hast?"
"Keine Ahnung, ich wollte nicht stören. Außerdem hatte ich auch was vor."
"Aber bestimmt nicht als du nach Hause gefahren bist."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Und du störst nie. Ich bin froh, wenn du in meiner Nähe bist", ergänzte ich.
"Ach ja?"
"Ja, natürlich." Sie nickte und schaute wieder runter auf ihre Hände.
"Haily, ich merke doch, dass was ist", sagte ich und nahm dabei ihre Hand und legte sie zwischen meine. "Du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst."
"Kai, nimm es mir nicht übel, aber eigentlich bin ich nur müde und will schlafen."
"Okay, verstehe...dann geh ich mal wieder", ließ ich ihre Hand los und stand vom Sofa auf. "Gute Nacht", sagte ich noch hinterher und ging zur Tür.

"Warte..", kam es aus dem Wohnzimmer als ich die Tür schon hinter mir schließen wollte. Sie stand nun vor mir und schaute mich mit Tränen in den Augen an.
"Es tut mir leid, sei nicht böse auf mich, aber ich kann das grade einfach nicht", sagte sie und schloss die Tür.
"Warte. Was kannst du nicht? Haily, mach die Tür auf..", forderte ich sie auf, doch es kam kein Zeichen mehr von ihr.

Was war nur mit ihr los? Wieso weinte sie auf einmal? Wieso ist sie auf einmal so abweisend zu mir?

Nachdem ich weitere 5 Minuten vor der verschlossenen Tür stand und darauf wartete, dass sie sich doch noch öffnete, beschloss ich wieder zu meinem Auto zu gehen und nach Hause zu fahren.

Es ließ mir keine Ruhe, weshalb ich weder einschlafen noch an etwas anderes denken konnte. Mein Gehirn bestand nur noch aus Haily. Es verletzte mich, sie so zu sehen und es verletzte mich noch mehr, dass sie mich sozusagen aus ihrer Wohnung geworfen hat und mich los haben wollte. Aber warum? Ich hatte ihr doch nichts getan...

Haily P.O.V.
Ich stand noch eine Weile hinter der Tür und lauschte, bis er die Treppen runter ging. Dann brach ich erneut in Tränen aus.

Versteht mich nicht falsch, ich hab mich gefreut, dass er hier war und ich wünschte, er wäre länger geblieben, doch als er meine Hand nahm, wollte ich ihm am liebsten um den Hals fallen und nie wieder los lassen, doch wir wissen alle, dass das nicht geht. Mein Verlangen nach ihm war dann doch stärker als gedacht. In dem Moment wurde mir auch klar, dass mein Bruder recht hat und ich seinen Rat befolgen sollte, sonst werde ich wieder genauso ein Wrack wie damals...wenn ich es nicht schon bin.

Ich kann es einfach nicht ertragen, in seiner Nähe und nur seine beste Freundin zu sein. Ich kann es nicht ertragen, ihn mit Sophia zu sehen. Und ich kann den Gedanken nicht ertragen, nie mehr für ihn zu sein. Deshalb sollte ich wahrscheinlich wirklich erst einmal Abstand halten, auch wenn es mir nicht einfach fallen wird.

Ich ging ins Wohnzimmer, machte den Fernseher aus, ging in mein Schlafzimmer und wollte mich gerade ins Bett legen als ich mein Handy in der Küche klingeln hörte. Also stand ich wieder auf und folgte dem Klingelton.

"Ja", gab ich nur von mir.
"Haily, du wirst es nicht glauben", quietschte Aliah am anderen Ende der Leitung. "Julian hat mich geküsst! Ist das nicht der Wahnsinn? Ich glaub, ich hab mich zum ersten Mal richtig verliebt! Und er hat mich sogar direkt gefragt, ob ich seine Freundin sein möchte! Er ist einfach so süß!"
"Wow, das freut mich für dich.."
"Ach komm, ein bisschen mehr Begeisterung bitte." Ich konnte ihr Augenrollen förmlich durchs Handy hören.
"Sorry, ich freu mich wirklich für dich. Ihr passt perfekt zusammen", sagte ich mit einem Lächeln.
"Sag mal...alles okay? Du klingst so verweint..oder hast du Schnupfen?"
"Kai war hier und ich hab ihn praktisch aus meiner Wohnung verjagt, weil ich mich in ihn verliebt habe und einfach nicht damit klar komme." Erneut kamen mir die Tränen.
"Ach Süße, Liebeskummer ist echt scheiße. Soll ich zu dir kommen?"
"Nein, ich will eigentlich nur noch schlafen gehen."
"Okay, wenn was ist, ruf mich einfach an. Schlaf gut."
"Danke, du auch."

Ich legte auf und verkroch mich in mein Bett. Kennt ihr das, wenn die Augen vom Weinen weh tun und ihr davon auch müde werdet? Deshalb konnte ich wahrscheinlich so gut einschlafen, ansonsten hätte das bestimmt nicht so funktioniert.

Neuanfang - FF Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt