Kapitel 37

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Haily P.O.V.
Es ist mittlerweile Freitag. Vor 2 Tagen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und stolpere nun mit Krücken durch meine Wohnung. Mein Bruder kam hin und wieder vorbei, um mich mit Essen und sonstigem zu versorgen, genauso wie meine Eltern. Aliah war so gut wie jeden Tag hier und leistete mir Gesellschaft. Bei der Arbeit hab ich einen Krankenschein für die nächsten 5 Wochen abgegeben, worüber meine Chefin natürlich nicht erfreut war, ich jedoch umso mehr.

Der einzige, der sich noch nicht blicken lassen hat, war Kai. Er hatte mir nicht einmal eine Nachricht geschrieben, was wirklich enttäuschend ist. Soweit ich weiß, hatten sie gestern ein Spiel, welches sie auch gewonnen haben. Julian hat zu Aliah gemeint, Kai hat diese Woche bisschen viel zu tun. Interviews, Shootings und so weiter. Trotzdem könnte er doch wenigstens eine Nachricht schreiben, oder?

Wie auch die letzten Tage, bewegte ich mich heute nicht wirklich vom Fleck. Das Wetter ist eher regnerisch, was mich nicht störte, da ich sowieso nicht großartig raus kann. Deshalb war die Couch mein neuer Stammplatz.

Ich schaute gerade Prison Break als es plötzlich an der Tür klingelt.
"Kleinen Moment!", brüllte ich durch die Wohnung während ich mich vom Sofa erhob und mir meine Krücken schnappte.

Ich machte die Tür auf und drei mal dürft ihr raten, wer vor mir stand. Nein, es ist nicht Kai. Ganz im Gegenteil. Jason.

"Was willst du?", fragte ich genervt.
"Ich wollte wissen, wie es dir geht. Deine Bodyguards haben mich ja nicht ins Zimmer gelassen", antwortete er.
Ich sah ihn fragend an.
"Na Aliah und deine neuen Freunde."
"Kai und Julian?"
"Ja."
"Tja, sie hatten sicher ihre Gründe", sagte ich schnippisch. Er sah an mir herunter und sein Gesichtsausdruck änderte sich von emotionslos und genervt in mitleidig und traurig.

"Du weißt gar nicht, wie sehr es mir leid tut", meinte er und schaute immer noch auf den Gips an meinem Bein.
"Ja, kann man nicht mehr ändern", erwiderte ich.
Er kam näher und wollte nach meiner Hand greifen. Aus irgendeinem Grund ließ ich es zu und wartete, was er als nächstes tat.

"Haily bitte..lass es uns nochmal versuchen."
"Was? Ist das dein Ernst? Jason, es ist vorbei und da gibt es auch nichts mehr zu versuchen oder zu entschuldigen oder zu klären oder sonst was. Wann checkst du das endlich", meinte ich hysterisch.
Auf einmal sah er mich mit einem finsteren Blick an, bei dem ich schon fast Angst bekam, da ich ihn so nicht kannte. Er ließ meine Hand fallen und ging einen Schritt zurück.

"Wie du willst", sagte er und ging. Ich sah ihm hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann wartete ich bis die Eingangstür des Wohnhauses ins Schloss fiel. Fassungslos stand ich im Türrahmen und realisierte, was gerade passiert war. Jason und ich hatten das Thema nun schon oft genug, doch zum ersten Mal fühlte es sich endgültig an. Als hätte ich nun wirklich den Schlussstrich gezogen.

Ich drehte mich um, schloss die Tür hinter mir und humpelte zurück auf die Couch.

Es vergingen ein paar Stunden und es klingelte wieder an der Tür. Erneut rief ich: "Kleinen Moment!" und humpelte aus dem Wohnzimmer.
"Kai", strahlte ich.
"Hey", strahlte er ebenfalls und zog mich in eine Umarmung. "Können wir reden?"
"Klar", lächelte ich und bat ihn herein.

"Also, wie geht's dir?", fragte er, als wir es uns auf der Couch bequem gemacht haben.
"Geht schon. Bin ziemlich unbeholfen mit nur einem Bein klar zu kommen", lachte ich. "Wie war deine Woche? Hab gehört, bei dir war viel los."
"Ja, ich hatte ein paar Termine", fing er an, zu erzählen.

Wir redeten ewig über alles mögliche, doch nicht über das, weshalb wir eigentlich reden wollten. Ich glaube, wir beide hatten Angst, das Thema anzusprechen.

Irgendwann beschlossen wir, uns Snacks aus der Küche zu holen und einen Film zu schauen.

Nachdem wir einen Actionfilm geschaut haben, bestand ich nun auf eine Romanze, in der Hoffnung, dass wir so langsam von selbst auf das Thema kamen. 'Endless Love' heißt der Film. Einer meiner Lieblingsfilme.

"Komm her", flüsterte Kai und deutete an, mich in seinen Arm zu legen, als wir schon fast am Ende des Films waren. Bei dem Film muss ich schon immer weinen, egal wie oft ich ihn ansah.

Ich legte mich also in Kais Arm und plötzlich war der Film uninteressant.
Er beugte sich zu mir und küsste mich. Ich war überrascht, da ich nicht dachte, dass es nochmal dazu kommen würde aber möglicherweise möchte er ja das selbe wie ich. Es fühlte sich an, als wären wir schon ewig ein Paar. Wir küssten uns wieder, als könnte uns nichts trennen.

Der Nachrichtenton meines Handys ertönte ein paar Mal, doch das hielt uns nicht auf. Als der Film zu Ende war und nur noch der Abspann lief, schaute er mir in die Augen. Ich lächelte und er sagte: "Du weißt, dass wir das nicht mehr dürfen", woraufhin mein Lächeln sofort verschwand.
'Was?!', dachte ich mir nur. Das war ja jetzt wie in einem schlechten Film.

"Wie meinst du das?", fragte ich mit einem sarkastischen Lächeln.
"Haily, du weißt genau, was ich meine.."
Ich setzte mich aufrecht hin.
"Wieso hast du es dann überhaupt gemacht?", fragte ich leicht wütend.

"Ich weiß, dass ich Gefühle für dich habe und im Krankenhaus hat es sich auch richtig angefühlt, dich zu küssen."
"Und was sollte das jetzt?"
"Es fällt mir schwer, dich nicht berühren zu dürfen.."
"Ich checks nicht."
"Hör zu. Ich weiß nicht, ob ich mich richtig entschieden habe, aber mit Sophia und mir geht es langsam wieder bergauf und das will ich nicht verlieren."
"Also hast du nicht vor, ihr zu sagen, was zwischen uns passiert ist?"
"Ich denke nicht..."
"Wow. Im Krankenhaus hieß es noch, du kannst nicht ohne mich."
"Das ist ja auch so! Ich will dich auch nicht verlieren. Ich brauch dich als Freundin."
"Eine Freundin...", machte ich deutlich.
"Beste Freundin, wie damals."
"Willst du das jetzt beschönigen?"
"Nein, ich will, dass es so ist, als wäre das nie passiert, so schmerzhaft es auch für mich ist."
"Nein, tut mir leid. Ich kann das nicht. Hättest du mich jetzt nicht nochmal geküsst, dann hätte ich es mir überlegt aber so geht das einfach nicht. Du hast dich für Sophia entschieden und das akzeptiere ich. Ich bin aber dafür, dass wir uns erstmal nicht mehr sehen, bis sich die Lage beruhigt hat", versuchte ich so selbstsicher zu sagen, wie es nur ging.

Er nickte.
"Gut, dann kannst du jetzt gehen. Wäre schön gewesen, wenn du mich nicht so hin gehalten hättest mit deiner Entscheidung."

"Du sagst doch Sophia auch nichts, oder?", wollte er sicher stellen als er schon vor meiner Tür stand.
Ich verdrehte die Augen und knallte die Tür zu.

Es war schon wieder passiert. Ich hatte ihn schon wieder verloren. Und ich merkte wie ich schon wieder in ein Loch rutschte, genau wie damals.
Ich setzte mich an den Küchentisch und atmete tief ein und wieder aus. Danach weinte ich im Stillen vor mich hin.

Neuanfang - FF Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt