Kapitel 33

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Julian P.O.V.
Das Spiel gegen Dortmund verloren wir leider, aber man kann ja auch nicht immer gewinnen. Meiner Meinung nach haben sie wirklich gut gespielt und sich den Sieg deshalb auch verdient. Nichtsdestotrotz musste ich zu der bedrückten Stimmung, die sowieso schon wegen dem verlorenen Turnier herrschte, noch etwas beitragen.

Kai und ich gingen zu meinem Auto und stiegen ein.
"Hast du jetzt noch was vor? Mit Sophia oder so?", fragte ich.
"Nö, du?"
"Ja und du kommst mit."
"Wohin denn?"
"Wirst du schon sehen."
Die Fahrt über war es still zwischen uns. Nach einiger Zeit bog ich auf den Parkplatz des Krankenhauses ein.

"Was wollen wir denn beim Krankenhaus?"
"Haily besuchen", antwortete ich.
"Haily? Wieso? Was ist passiert?"
"Sie hatte einen Autounfall", begann ich und erzählte ihm, wie ihr aktueller Zustand laut ihres Bruders ist. Er starrte aus dem Fenster.
"Na komm, wir gehen rein", forderte ich ihn auf und wir stiegen aus.

"Hallo, wir würden gerne zu Haily...wie heißt sie nochmal mit Nachname?", wandte ich mich an Kai.
"Haily-Grace Monrose", sagte er zu der Frau an der Rezeption.
"Im 3. Stock, Zimmer 132", lächelte sie.
"Danke."

Nachdem wir den Fahrstuhl verlassen haben, gingen wir den Flur entlang bis wir vor dem Zimmer standen. Durch die kleine Glasscheibe konnte ich schon Aliah sehen. Ich machte die Tür auf und wir gingen rein. Haily sah wirklich schlimm aus, so wie sie da lag. Das waren wohl auch Kais Gedanken, denn er flüsterte ein leises 'Nein' und stürmte zum Bett, nahm ihre Hand und sagte: "Haily? Kannst du mich hören? Bist du wach?"

"Sie hat schon geschlafen als ich ins Zimmer gekommen bin", sagte Aliah mit einer leisen Stimme. Kai nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Haily ans Bett. Ich ging auf die andere Seite des Bettes und lehnte mich ans Fensterbrett neben meine Freundin.
"Wie ist das Spiel gelaufen?", schaute sie zu mir hoch.
"Frag lieber nicht", meinte ich nur.

"Wieso war sie eigentlich mit ihrem Ex unterwegs?", wollte Kai wissen.
"Ich hab keine Ahnung, aber das würde ich auch gerne wissen wollen", sagte Aliah verzweifelt.
Auf einmal ging die Tür auf und Jason kam rein. Als er uns sah blieb er im Türrahmen stehen.
"Wenn man vom Teufel spricht..", sagte ich nur.
"Oh Gott, ich regel das", meinte Aliah und stand auf.

"Was machst du hier?"
"Wahrscheinlich das selbe wie ihr", sagte er genervt und warf einen bösen Blick zu mir und Kai.
"Und was sollen bitte die Blumen?"
"Ich wollte nicht mit leeren Händen hier aufkreuzen und ich wollte mich entschuldigen."
"Entschuldigen? Ist das dein Ernst?", fragte Aliah empört. Er zuckte mit den Schultern. Sie schaute zu mir und Kai und dann wieder zu Jason.
"Naja, hier kannst du auf jeden Fall nicht bleiben. Ich denke, das würde nicht gut ausgehen", sagte sie. Aliah hatte recht damit. Es würde definitiv nicht gut für ihn ausgehen. Ich bekomme schon Aggressionen, wenn ich den Typ nur anschaue und Kai geht es wahrscheinlich genauso, denn er saß angespannt mit geballten Fäusten auf dem Stuhl.

"Jaja, ich geh ja schon. Würdest du ihr wenigstens die Blumen geben und sagen, dass es mir leid tut?"
"Das wird die Situation zwar nicht besser machen aber ja, mach ich", gab Aliah nach und nahm ihm den Strauß ab.
"Danke", sagte er und verschwand.

"Der Typ ist so lächerlich", meinte ich kopfschüttelnd.
"Und Geschmack hat er auch nicht", sagte Kai und sah angewidert auf den Blumenstrauß.
"Ach Jungs", lachte Aliah und suchte in einem Schrank nach einer Vase.

"Will jemand einen Kaffee?", wechselte ich das Thema.
"Klar, wer würde sich denn einen leckeren Krankenhaus-Kaffee entgehen lassen?", fragte Aliah sarkastisch.
"Ja, ich nehm einen", sagte Kai.
"Und du, Babe?"
"Ich auch."
"Dann muss mir aber einer mit tragen helfen."
"Ich komm schon mit", sagte meine Freundin und stellte die Blumen in eine Vase, nachdem sie diese mit Wasser gefüllt hat.

Kai P.O.V.
"Mit oder ohne Milch?", fragte Julian.
"Mit", antwortete ich kurz.
Er nickte und sie gingen Hand in Hand aus dem Zimmer. Ich drehte mich wieder zu Haily um, die immer noch seelenruhig im Bett lag. Ich musterte ihre Verletzungen. Am linken Arm konnte ich einige blaue Flecken entdecken. Ich sah in ihr wunderschönes Gesicht und auch da waren kleine Verletzungen, ganz abgesehen von der Platzwunde.

Der Nachrichtenton meines Handys riss mich aus meinen Gedanken.
'Wo bist du?', schrieb Sophia.
Ich wollte gerade antworten als Haily einen Ton von sich gab.
"Hey", sagte ich mit einer sanften Stimme, legte mein Handy weg und nahm stattdessen ihre Hand.

"Bin ich im Himmel oder was?", lächelte sie leicht, als sie mich sah.
"Nein, zum Glück nicht", erwiderte ich. "Wie geht's dir?"
"Mir ging es schon mal besser würde ich sagen", lachte sie. Kurz drauf änderte sich ihr Lächeln zu einem schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck.
"Was ist los?", fragte ich besorgt und aufgeregt.
"Alles gut, das lachen tut nur ein wenig weh. Mein Brustkorb ist geprellt", erklärte sie.

"Wie konnte es überhaupt dazu kommen? Also dass Jason bei dir im Auto saß.."
"Als wir das letzte Mal im Club waren, war Jason auch da. Zuerst hat er mich blöd angemacht, als er mich gesehen hat, doch später war ich dann ehrlich gesagt froh drüber, dass er auch da war. Er hat mich sozusagen gerettet."
"Gerettet?"
"Ja, ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast, aber ich...naja ich hatte an dem Abend was mit einem Typ.."
"Ja, hab ich gesehen", unterbrach ich sie, woraufhin sie etwas beschämt auf ihre Hände sah.
"Jedenfalls ist er irgendwann zu weit gegangen. Er hat mich an die Wand gedrückt und gegen meinen Willen angefasst und geküsst und ich war zu betrunken, um mich richtig wehren zu können und Jason hat ihn dann von mir weg gezogen. Ich bin ihm wirklich dankbar dafür", fuhr sie fort.

Ich merkte wie sich ein Gefühl von Wut in mir breit machte. Ich sagte aber nichts dazu, sondern ließ sie weiter erzählen.

"Ich hab mich dann am Tag danach mit Jason getroffen, um ihm zu danken und dann hab ich ihn eben noch nach Hause gefahren. Bis dahin war auch alles gut, bis er dann gesagt hat, dass er mich noch liebt und zurück haben will und dann haben wir angefangen zu streiten und das letzte was ich weiß, ist, dass er ins Lenkrad gegriffen hat und wir in den Gegenverkehr gekommen sind. Was danach passiert ist und wie ich ins Krankenhaus gekommen bin, weiß ich nicht mehr.."
Ich schaute sie fassungslos an. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll.."

Es war kurz ruhig bis sie meinte: "Tut mir leid, dass ich dir in letzter Zeit so aus dem Weg gegangen bin." Ich schaute sie an und sah, dass sie Tränen in den Augen hat. Ich stand von meinem Stuhl auf und setzte mich, ohne ihre Hand los zu lassen, auf die Bettkante. Ich wischte ihr eine Träne weg und flüsterte: "Haily, ich...", doch in dem Moment ging die Tür auf und Julian und Aliah kamen rein, weshalb ich schnell wieder auf meinen Stuhl zurück ging.

"Hey, da ist ja jemand aufgewacht", sagte Aliah.
"Ihr seid ja auch da", freute sich Haily und wischte sich die Augen trocken.
"Weinst du?"
"Äh ja...aber vor Freude, dass ihr da seid", sagte sie zögerlich und sah mich an.
"Du siehst ganz schön kacke aus", meinte Julian grinsend.
"Ich weiß, danke", verdrehte ich lachend die Augen.
"Jetzt erzähl doch mal, wieso du mit Jason in einem Auto warst. Ich versteh das gar nicht. Ich dachte, ihr habt keinen Kontakt mehr", regte sich Aliah auf.
Daraufhin erzählte Haily dasselbe, was sie mir erzählt hat.

"Ist nicht wahr. Der Typ hat dich vergewaltigt?!"
"Aliah, bleib ruhig. Hat er nicht und so würde ich es auch nicht bezeichnen..", sagte Haily.
"Ja, aber fast..den musst du anzeigen!"
"Jetzt übertreib nicht, es ist ja zum Glück nichts weiter passiert..", versuchte Haily ihre Freundin zu beruhigen.
"Kai, sag doch auch mal was..", meinte Aliah nun zu mir.
"Wieso ich?"
Sie zuckte mit den Schultern, woraufhin ich nur sagte: "Dachte ich mir."

"Wann wirst du denn entlassen?", fragte Julian.
"Nächste Woche denk ich...von wem sind die Blumen?"
Julian und ich sahen Aliah an, woraufhin sie mit den Augen rollte und genervt sagte: "Von Jason."
"Er war auch hier?"
"Ja. Ich soll dir sagen, dass es ihm leid tut." Sie nickte und sah wieder auf den Blumenstrauß.
"Er wusste noch nie, welche Blumen ich gern habe", lachte sie.
"Sag ich doch, er hat keinen Geschmack", wiederholte ich.

"Entschuldigung?", machte sich eine Frau im Türrahmen bemerkbar. "Ich müsste Sie bitten, in den nächsten Minuten zu gehen. Die Besuchszeit ist zu Ende. Sie können aber gerne morgen wieder kommen."
Wir nickten und sie verschwand wieder.

Jule und Aliah verabschiedeten sich von Haily und gingen schon mal zur Tür. Ich beugte mich zu Haily runter, um sie zu umarmen und sagte leise: "Ich komme morgen wieder." Sie lächelte und ich verließ ebenfalls das Zimmer.

Neuanfang - FF Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt