Kapitel 25

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Haily P.O.V.
Kaum klingelte mein Wecker, stand ich auch schon auf. Ungefähr ab 3 Uhr war ich sowieso nur noch im Halbschlaf und hab mich hin und her gedreht, weshalb ich eigentlich auch nur auf den schrillen Ton gewartet habe.

Ich ging in die Küche und machte mir einen Kaffee. Währenddessen die Kaffeemaschine vor sich hin blubbert, ging ich ins Bad und machte mich frisch. Ich versuchte meine Augenringe und leicht rot geschwollenen Augen zu überschminken, doch wirklich was gebracht hat es nicht. War mir dann aber auch egal.

Zurück in der Küche nahm ich mir eine Tasse aus dem Schrank und füllte diese mit Kaffee. Während ich die schwarze Brühe schlürfte, starrte ich vor mich hin und dachte einfach an nichts. Irgendwann leuchtete mein Handy auf und die Uhrzeit fiel mir ins Auge.
"Scheiße", sagte ich und sprang auf. In meinem morgendlichen Trott hab ich die Zeit vergessen und kam demnach natürlich auch zu spät.

Im Laden angekommen, durfte ich mir logischer Weise erst einmal Anschiss abholen, doch auch das war mir relativ egal. Ich verschwand in meinem Arbeitszimmer, wo bereits eine Kundin wartete. Das war mir dann allerdings nicht so egal.

"Oh Gott, es tut mir so leid, dass Sie warten mussten. Ich bin sofort für Sie da", entschuldigte ich mich bei der Frau.
"Kein Problem, für uns alle ist doch heute Montag", lachte sie. Von ihr könnte sich meine Chefin mal eine Scheibe abschneiden.

Eine Stunde und 30 Minuten später entließ ich die Kundin wieder und ging vor an den Tresen, um zu schauen, wann der nächste Termin ist. In 5 Minuten.
"Hallo", lächelte mich eine Frau an.
Oder der Termin ist auch schon jetzt.

"Guten Morgen, Sie können gleich ins Behandlungszimmer gehen, Frau Stadler. Ich bin sofort bei Ihnen", meinte ich, als ich den Blick meiner Chefin sah. Mal sehen, was sie jetzt wieder will.

"Haily, deine Arbeitseinstellung gefällt mir in letzter Zeit gar nicht, voraus gesetzt du bist überhaupt mal da. In deiner Pause möchte ich dich im Büro sehen." Ich sah wie meine anderen Arbeitskolleginnen lachten und tuschelten, während meine Chefin mit mir sprach, außer Lina. Sie schaute mich mitleidig an. Haben die denn nichts zu tun?

Ich sah meine Chefin wieder an, nickte, machte kehrt und verdrehte die Augen auf dem Weg ins Behandlungszimmer.

Ich mochte meinen Job, allerdings wäre ich gern in einem anderen Salon, in dem ein besseres Arbeitsklima herrscht.

Nachdem ich auch meine zweite Kundin verabschiedete, begab ich mich ins Büro.
"Da bist du ja", sagte meine Chefin genervt als ich die Tür öffnete. Ohne ein Wort zu sagen, setzte ich mich hin.

"Nun, wie vorhin schon erwähnt, ist mir deine Einstellung in letzter Zeit wirklich negativ aufgefallen. Von allen Mitarbeiterinnen bist du diejenige, die am meisten Krankenscheine hat. Du bist sehr unzuverlässig geworden. Ich wollte nur erwähnt haben, dass ich nicht auf dich angewiesen bin. Es können genauso gut auch andere in deiner Position aus diesem Salon arbeiten, also solltest du aufpassen, was du dir in nächster Zeit hier noch erlaubst."
Ich nickte.

"Wenn du weiterhin hier arbeiten willst, dann solltest du dich langsam mal zusammen reißen. Ich habe keine Lust drauf, dass du die anderen mit deiner Einstellung auch runter ziehst, denn die sind wesentlich brauchbarer als du", sprach sie weiter.
"War's das?"
Sie nickte und meinte, ich soll ihr Büro jetzt wieder verlassen, worauf ich ein "Liebend gern" nuschelte.

18.30 Uhr hatte ich endlich Feierabend und konnte es gar nicht erwarten, hier raus zu kommen.
"Morgen pünktlich, verstanden?!", schrie meine Chefin mir hinterher als ich durch die Tür ging.
'Die kann mich mal', dachte ich mir nur und knallte die Tür hinter mir zu.

Als ich zu Hause ankam, schaute ich seit langem mal wieder auf mein Handy.

2 verpasste Anrufe von Kai.
1 verpasster Anruf von Aliah.
5 Nachrichten von Kai.
3 Nachrichten von Aliah.
1 Nachricht von Lina.

Ich stöhnte genervt und legte mein Handy wieder weg. Ich ging duschen, schminkte mich ab, zog mir eine Jogginghose und ein Shirt an und machte es mir in meinem Bett bequem. Ich nahm mein momentanes Lieblingsbuch "Waiting for you" von meinem Nachttisch und laß ein paar Kapitel, bis ich dann auch ziemlich früh einschlief.

Irgendwann vernahm ich das Klingeln meiner Wohnungstür. Ich schielte auf die Uhr an meiner Wand. Es war gerade mal 21.50 Uhr. Es klingelte wieder. Ich zog mir mein Kissen über den Kopf und schloss erneut meine Augen.

Am nächsten Morgen stand ich wie gehabt auf und war sogar pünktlich bei der Arbeit. Ich arbeitete meine Termine ab und wollte dann an meinem Tresen noch etwas Bürokram machen.

"Hallo, ich hätte gerne einen Termin zum Nägel machen. Wenn möglich, bitte jetzt", stand Aliah plötzlich vor mir auf der anderen Seite des Tresen.
"Echt jetzt?"
"Ja echt jetzt." Ich merkte, dass sie aus irgendeinem Grund sauer auf mich war. Ich führte sie also zu einem der Tische, die für die Maniküre vorgesehen waren.

"Ich schätze mal so wie immer?", fragte ich. Sie nickte und ich begann, ihre ausgewachsenen Gelnägel zu schleifen.
"Kannst du mir mal verraten, was mit dir los ist? Du antwortest weder auf Anrufe noch auf Nachrichten und dann machst du nicht mal die Tür auf", zickte sie mich an.
"Tut mir leid, ich hatte gestern keinen guten Tag und bin dann auch ziemlich früh eingeschlafen."
"Haily, ich hab mir Sorgen gemacht."
"Ja aber es ist doch alles gut, ist doch nichts passiert. Ich wollte einfach mal meine Ruhe haben."
"Von was?"
"Na einfach von allem." Sie nickte und es war still zwischen uns.

"Kai macht sich übrigens auch Sorgen. Er hat mir gestern über Instagram geschrieben", sagte Aliah nach wenigen Minuten.
"Mhm", gab ich nur von mir.
"Tu nicht so. Ich weiß, dass es dir nicht egal ist...Ich soll dir ausrichten, dass sie morgen Abend ein Spiel haben und er sich freuen würde, wenn du auch kommst."

Ich antwortete nicht darauf, sondern konzentrierte mich auf meine Arbeit.
"Haily..."
"Ja, ich hab's gehört."
"Was ist denn nur mit dir los?"
"Ich kann ihn einfach grade nicht sehen.."
"Habt ihr euch gestritten oder was?"
"Nein, es tut nur einfach weh..", meine Stimme versagte und die Tränen schossen mir in die Augen.
"Was meinst du?" Aliahs Stimme wurde nun ruhiger und einfühlsam.

"Es tut weh, ihn zu sehen und zu wissen, dass er nicht so für mich empfindet wie ich für ihn. Es tut weh, ihn mit Sophia zu sehen. Ich will das einfach nicht. Ich brauche Abstand..", gab ich zu.

"Sag das doch gleich. Du musst mich doch nicht ausschließen und den Schmerz in dich hinein fressen. Ich bin deine beste Freundin, wir sind wie Schwestern und ich möchte, dass du immer zu mir kommst, wenn es dir mal nicht so gut geht. Dafür sind Freunde doch da. Aber Süße, ich weiß, du willst das nicht hören, jedoch solltest du es Kai sagen. Er hat eine Erklärung verdient. Er macht sich wirklich Sorgen um dich und er denkt, er hat etwas falsch gemacht, also rede mit ihm.."
"Ich kann es ihm nicht sagen..und du sagst es ihm erst recht nicht, okay?", schluchzte ich.
"Versprochen. Dann schreib ihm wenigstens eine kurze Nachricht, damit er beruhigt ist", schlug sie vor.
Ich zuckte mit den Schultern.

"Kopf hoch. Ich weiß, es ist leicht gesagt, aber das wird schon wieder. Nimm dir die Zeit, die du brauchst", lächelte sie sanft, "aber lass mich nicht mehr vor der Tür stehen, klar?"
"Klar", lachte ich unter Tränen.

Ich machte ihre Nägel fertig und wir verließen gemeinsam Punkt 19 Uhr den Laden.
"Hast du jetzt noch was vor?", fragte ich.
"Julian und ich wollten uns eigentlich treffen, aber das können wir auch verschieben. Ich schreib ihm kurz eine Nachricht. Was willst du denn machen?"
"Lass was essen gehen. Ich habe den ganzen Tag noch nichts zu mir genommen."
"Ernsthaft? Dann wird es aber Zeit. Gott, ich wäre wahrscheinlich schon umgekippt an deiner Stelle", lachte sie und zog mich zum nächstgelegenen Döner.

Zu Hause angekommen, begann ich mein abendliches Ritual. Abschminken, duschen, Bett. Mein Handy ließ ich wieder in der Küche zurück und widmete mich meinem Buch bis ich dann gezwungenermaßen auch einschlief.

Neuanfang - FF Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt