Kapitel 23

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Haily P.O.V.
"Mama? Papa? Ich bin da!", rief ich durchs Haus, nachdem ich die Tür hinter mir zu geknallt hatte.
"Komme!", rief meine Mutter von oben. Kurz drauf kam sie die Treppe herunter und begrüßte mich.
"Hallo, mein Schatz. Alles gut?", erkundigte sie sich.
"Wenn dein Ex vor der Tür zu deinem Elternhaus steht, dann doch immer", sagte ich mit einem ironischen Grinsen.
"Hast du deswegen die Haustür so zu geknallt? Du weißt, Türen haben Türklinken, um sie leise zu schließen", lachte sie.
"Haha, ja weiß ich. Wo ist Papa?"
"Im Garten."

Ich ging durch das Wohnzimmer auf die Terrasse und überblickte das restliche Grundstück meiner Eltern. Ich fand meinen Papa bei dem kleinen Gartenhaus, welches meine Eltern mal vor ein paar Jahren gebaut hatten.

"Herr Lucas Monrose? Ihre Tochter ist eingetroffen!", sagte ich mit einer gespielt tieferen Stimmt und lief grinsend auf ihn zu.
"Haily!", sagte er freudig, als er sich zu mir um drehte und mir ebenfalls entgegen kam. "Na, meine kleine Prinzessin, wie geht's dir?", wollte er wissen.
"Passt schon", sagte ich schulterzuckend.
"Wieso nur 'passt schon'?"
"Arbeit."
"Verstehe. Na komm, wir gehen rein. Der Himmel sieht aus, als würde es gleich regnen."

Drin angekommen, fand ich meinen Bruder auf der Couch wieder.
"Ist er weg?", fragte ich und ließ mich neben ihm fallen.
"Na klar, oder hätte ich ihn mit rein bitten sollen?", scherzte er.
"Oh Gott, nein, bloß nicht!"
"Da hätte er direkt eine gefangen", klinkte mein Vater sich in das Gespräch ein.
"Als könntest du richtig zu schlagen", witzelte Nick.
"Ja klar, du unterschätzt mich Sohnemann."
Ich lachte und Nick verdrehte die Augen. Er hasste es, wenn er ihn Sohnemann nennt.

"Kommt ihr rüber? Ich hab Kaffee gemacht", unterbrach uns meine Mutter.
"Liebend gern", sagte Nick und sprang vom Sofa auf.

"Wow, der Kuchen sieht super aus, Elena. Wann hast du den gebacken?", staunte mein Papa als er das Esszimmer betrat.
"Vorhin, als du noch unterwegs warst."
"Sieht richtig lecker aus Mama", bestätigte ich.
"Hoffentlich schmeckt er auch so. Wir kennen ja Mamas Kochkünste", lachte Nick.
"Charmant wie immer", konterte meine Mama mit einem Augenrollen.

"Und Kinder? Gibt es was neues bei euch?", fragte meine Mama, nachdem sie jedem ein Stück Kuchen auf den Teller gab.
"Also bei mir nicht", sagte Nick und stopfte seinen Mund mit Kuchen. Meine Mum nickte und schaute erwartungsvoll zu mir.
"Ähm..eigentlich nicht", meinte ich.
"Klar, Haily hängt jetzt wieder mit Kai rum", erzählte Nick.
"Kai? Der Kai von früher?", fragte mein Vater verblüfft.
"Ja, wir haben uns vor einigen Wochen zufällig wieder gesehen. Also Sophia kam bei uns in den Laden und dadurch hab ich dann auch Kai wieder gesehen...weil sie zusammen sind", erklärte ich. Den letzten Teil nuschelte ich eher vor mich hin, weil ich es nicht mochte, darüber zu reden, wie ihr wisst.

"Vor einigen Wochen? Und Sophia ist auch wieder da? Und die beiden sind ein Paar?", wiederholte meine Mutter.
"Ja", gab ich kleinlaut von mir.
"Wieso erzählst du uns das erst jetzt? Da können wir uns ja mal zusammen mit der Familie Havertz verabreden, wenn ihr jetzt wieder Freunde seid. Kai hat ja wirklich eine super Karriere eingeschlagen", meinte mein Vater begeistert.
"Das ist eine tolle Idee, Lucas. Wenn ich Anne mal wieder treffe, werde ich das vorschlagen", sagte meine Mum genauso begeistert. "Aber er und Sophia? Da finde ich allerdings, dass du und Kai besser zusammen passen würdet. Ihr wart früher als Kinder schon so süß zusammen", wandte meine Mutter sich an mich.
"Ja", sagte ich erneut mit einem aufgesetzten Lächeln und stocherte an meinem Kuchenstück herum.

"Der Kuchen schmeckt übrigens sehr gut", wechselte Nick das Thema.
"Ach wirklich? Vielen Dank", erwiderte meine Mum sarkastisch.

Während meine Familie miteinander über alles mögliche redete, versank ich wieder in meinen Gedanken.

Ja, ich dachte an Kai. Mittlerweile gestand ich mir ein, dass ich mich eventuell etwas in ihn verliebt habe. Ich wusste aber auch, dass Kai und ich niemals ein Paar sein könnten, mal ganz davon abgesehen, dass er bereits eine Freundin hat. Wir sind zwar schon wieder ganz gute Freunde geworden, dennoch ist er einfach unerreichbar. Meine Gefühle für ihn waren nicht all zu stark, jedoch musste ich trotzdem so gut wie jede Sekunde an ihn denken. Ich unterdrückte diese Gefühle, so gut es ging, vor allem wenn wir etwas zusammen unternahmen. Ich denke, das ist mir bis jetzt ganz gut gelungen, auch wenn es weh tut.

"Haily?", riss Nick mich aus meinen Gedanken.
"Hm?", schaute ich auf und sah, dass nur noch mein Bruder und ich am Tisch saßen. "Wo sind Mama und Papa?"
"Mama kocht nochmal Kaffee und Papa ist auf Toilette. Alles gut bei dir?"
"Ja, was soll denn sein?"
"Ich kenne deinen Blick, wenn dich etwas beschäftigt und ich merke auch, wenn du lügst. Also versuche es gar nicht erst, Schwesterchen."
Ich verdrehte die Augen und gestand: "Es ist wegen Kai."
"Aha, ich wusste doch, dass da was im Busch ist", sagte er, als hätte er mich bei etwas erwischt.
"So ein Quatsch. Da ist überhaupt nix im Busch", meinte ich und rührte nachdenklich mit einem Löffel in meiner Tasse herum.
"Ist klar. Wir reden später weiter, okay?", streichelte er mir liebevoll über den Arm, als unsere Eltern wieder kamen.

Es war mittlerweile kurz vor 20 Uhr und Nick und ich beschlossen, uns auf den Weg zu machen. Wir verabschiedeten uns von unseren Eltern und gingen zu unseren Autos.

"Also Schwesterherz, bevor du fährst, sagst du mir noch, was dich bedrückt", lehnte sich mein Bruder an die Fahrertür meines Autos.
"Keine Ahnung. Ich glaub, ich hab mich in Kai verliebt, aber wie du ja weißt, ist er mit Sophia zusammen, also hab ich wieder mal die Arschkarte gezogen, was die Liebe angeht", erklärte ich genervt.
"Ach Haily", zog Nick mich in eine Umarmung, "dann bekommst du jetzt mal einen gut gemeinten Rat von deinem großen Bruder, dem Liebesexperten", versuchte er mich aufzumuntern.
"Liebesexperte? Du hast schon seit längerem keine Freundin mehr gehabt", lachte ich.
"Trainer spielen nicht, das weißt du doch", konterte er, "Also wenn du dich nicht weiter mit deinen Gefühlen verrennen willst, dann solltest du mal eine Kai-Pause einlegen. Heißt ja nicht, dass es ewig sein muss, sondern nur so lange bis du mit deinen Gefühlen ihm gegenüber wieder klar kommst. Weißt du was ich meine? Einfach bisschen Abstand, sodass du deine Gefühlswelt sortieren und überarbeiten kannst", erklärte er.

"Wow, das klang ja tatsächlich mal irgendwie logisch. Selten, dass sowas aus deinem Mund kommt", witzelte ich. Nick verdrehte mit einem Lächeln die Augen uns sagte dann: "Ich meine es Ernst. Versuch es einfach. Ich will nicht, dass es wieder so schlimm wird, wie damals, als er den Kontakt abgebrochen hat. So will ich dich nicht noch einmal sehen."
"Aber wenn ich deinen Rat befolge, breche ich doch den Kontakt ab."
"Nein, du sollst nur etwas Abstand halten. Heißt nicht, dass du ihn nie wieder sehen oder mit ihm schreiben wirst."
"Okay, ich verstehe schon. Bin froh, dich als großen Bruder zu haben. Manchmal kommt auch etwas niveauvolles von dir, bin stolz auf dich", tätschelte ich ihm den Kopf.
"Danke, danke, ich weiß. Also wenn was ist, kannst du mir auch schreiben, okay?"
"Mach ich."
"Gut, dann fahr vorsichtig."
"Du auch."

Wir umarmten uns noch kurz und stiegen dann in unsere Autos. Ich klemmte mein Handy in meine Handyhalterung, verband es mit der Anlage und sobald die Musik ertönte, fuhr ich auch schon los.

Ich fuhr durch die Wohnsiedlung auf das Haus der Havertz' zu. Witzig. Kai und Sophia standen ebenfalls gerade an seinem Auto und wollten sich auf den Weg machen. Kai sah mich, als ich an ihnen vorbei düste. Ich gab nur ein kurzes Lächeln von mir, machte aber auch keine Anstalten, anzuhalten.

Eine Weile später standen sie hinter mir an der Ampel. Er bringt wohl Sophia nach Hause. Sie wohnt ja auch in Köln. Wenn sie bei ihm schlafen würde, wären sie längst abgebogen.

Ca. eine Stunde später kam ich bei meiner Wohnung an. Oben schloss ich die Tür auf, legte meine Sachen in die Küche und ging ins Bad. Dort schminkte ich mich ab und machte mich frisch. Anschließend machte ich es mir auf meinem Sofa bequem und schaute Netflix. Ich merkte, wie meine Augen mit der Zeit immer schwerer wurden und ich sie für einen kurzen Moment schloss. Meine Türklingel riss mich aber schnell wieder aus meinem Halbschlaf und ich schaute erschrocken auf die Uhr. 22.36 Uhr.

Ich ging zur Tür und öffnete sie.
"Kai?"

Neuanfang - FF Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt