Kapitel 46

274 13 1
                                    

Haily P.O.V.
Heute ist Donnerstag, der Tag an dem ich endlich meinen Gips abbekomme! Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich mich freue. Das ist auch der Grund, wieso ich gestern Abend schlecht einschlafen konnte und heute bereits kurz vor 8 Uhr wach gewesen bin.

Jetzt wartete ich eigentlich nur noch auf meinen Bruder, der versprochen hatte, mich zum Arzt zu fahren. Es war bereits 13:20 Uhr und ich wurde immer ungeduldiger, da ich in 20 Minuten meinen Termin hatte. Kurz drauf klingelte es auch schon an der Tür und ich hatte meine Wohnung verlassen.

„Na, aufgeregt?", grinste mein Bruder auf dem Weg zum Auto, in dem auch Leon bereits auf dem Beifahrersitz saß.
„Ja, ich freu mich so!", quietschte ich und stieg in sein Auto. „Wart ihr bei Subway?", fragte ich empört, als ich das grüne Papier auf dem Boden sah.
„Nein, wie kommst du denn darauf?", mampfte mein Cousin.
Ich verdrehte schmunzelnd die Augen und meinte: „Kein Wunder, dass ihr so spät seid. Habt ihr mir wenigstens was mitgebracht?"

„Hast du schon mal erlebt, dass ich dir nichts von Subway mitgebracht habe?", fragte Nick lachend.
„Ja, habe ich", meinte ich ernst.
„Okay, aber diesmal hab ich an dich gedacht. Hab dir sogar die Kekse mitgenommen, die du so magst."
„Aber auch nur, weil ich dich daran erinnert hab", mischte sich Leon ein.
„Alter, da will ich mich einmal bei meiner Schwester einschleimen und du verkackst es", regte sich Nick auf und boxte Leon gegen den Arm.
„Okay Jungs, Hauptsache ihr habt an mich gedacht", sagte ich zufrieden und biss in mein Baguette, was ich während der Diskussion der beiden ausgepackt hatte.

„Sollen wir im Auto warten oder willst du das wir mitkommen?", fragte Leon, als wir auf dem Parkplatz der Arztpraxis angekommen sind.
„Nein, passt schon. Ich schaff's auch allein, solange ihr dann noch hier seid, wenn ich wieder raus komme", meinte ich zwinkernd.
„Na klar", bestätigte Nick.
„Gut, dann geh ich mal."

Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in die 2. Etage, ging dann den Flur entlang und betrat schließlich die Arztpraxis.
„Hallo, ich hab einen Termin um 13:40 Uhr", sagte ich zu der Frau an der Rezeption und warf vorsichtshalber einen Blick an die große Uhr an der Wand.
„Name?"
„Monrose."
„Ahja, sie bekommen den Gips ab, richtig?"
„Ja, genau."
„Sie dürfen noch einen kleinen Moment im Wartezimmer Platz nehmen. Ich rufe sie dann gleich auf."
„Danke", nickte ich und ging in das besagte Zimmer.

Ich schaute ein paar Minuten aus dem Fenster, bis mich die Frau von der Rezeption holte. Ich folgte ihr in ein Behandlungszimmer, wo bereits mein Hausarzt auf mich wartete.
„Hallo, Frau Monrose", begrüßte er mich.
„Hallo", lächelte ich und nahm auf der Liege Platz.
„Dann wollen wir doch mal schauen. Ich werde den Gips jetzt entfernen und anschließend das Bein nochmal röntgen. Gibt es sonst irgendwelche Beschwerden?", wollte er wissen.
„Nein, alles bestens", sagte ich, während er den Gips aufschnitt.
„Wunderbar", bestätigte er und ich schaute gespannt auf mein Bein, wie es immer weiter enthüllt wurde. „Das sieht doch schon mal nicht schlecht aus. Dann gehen wir jetzt in das Röntgenzimmer."

Nach ein paar Minuten verließ ich es wieder und ich durfte mein Bein auf dem Röntgenbild betrachten.
„Wie Sie sehen können, ist Ihr Knochen wieder vollständig zusammen gewachsen", erklärte der Arzt und zeigte damit auf den geheilten Knochen. „Da kann ich Sie jetzt mit gutem Gewissen ohne Gips nach Hause gehen lassen", lachte er und ich lachte aus Nettigkeit mit, obwohl es gar nicht lustig war. Ihr kennt solche Momente bestimmt auch, oder?

Ich bedankte und verabschiedete mich und verließ kurz drauf die Praxis. Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch ohne das Ding an meinem Bein und stolzierte wieder zurück zum Auto meines Bruders.

„Wow, dein Bein ist ja eigentlich gar nicht so fett wie es in dem Gips aussah", witzelte mein Bruder, als ich die Tür hinter mir schloss, woraufhin ich ihm einen liebevoll gemeinten Klaps auf den Hinterkopf gab. Geschwisterliebe.
„War Spaß, Schwesterlein", grinste er mich durch den Rückspiegel an.
„Jaja", meinte ich und widmete mich schon voller Genuss meinen Keksen von Subway.
„Und jetzt?", fragte mein Cousin.
„Keine Ahnung, Mittagessen hatten wir ja jetzt schon", zuckte mein Bruder mit den Schultern.
Sie drehten sich zu mir um und sahen mich erwartungsvoll an, woraufhin ich ebenfalls hilflos mit den Schultern zuckte.

„Ehrlich gesagt, hätte ich gern ein Eis", sagte ich kurz drauf. „Nein, einen Eiskaffee", ergänzte ich.
„Na dann gehen wir Kaffeetrinken wie es langweilige Leute in unserem Alter tun", sagte mein Bruder sarkastisch, weshalb er sich noch einen Klaps verdient hatte.

Also saßen wir, wie von mir gewünscht, in einem Café und genossen jeweils unsere Bestellungen. Währenddessen überlegten wir trotzdem weiter, was wir noch zusammen machen könnten und beschlossen dann, mal bei unseren Eltern vorbei zu schauen. Dort angekommen, war mein Dad leider auf Arbeit, aber meine Mama war zu Hause.

„Und mein Schatz? Hast du soweit schon alles gepackt?", fragte meine Mutter, als wir zusammen im Wohnzimmer saßen.
„Ja, Leon und Nick haben mir ganz wunderbar geholfen."
„Super, dein Vater hat auch schon einen Umzugswagen gemietet, damit wir deine Möbel auch alle weg bekommen...Freust du dich denn?"
„Ja natürlich, es fühlt sich nur komisch an, hier alles zurück zu lassen. Naja, was heißt alles...ich meine euch und meine Freunde, mehr hab ich ja gar nicht mehr."
„Süße, wir sind doch aber nicht aus der Welt. Du weißt, dass du jederzeit zurück kommen kannst. Und wir werden sicher auch mal bei dir vorbei schauen", lächelte sie mich liebevoll an.
„Ich weiß", lächelte ich zurück.

Als mein Bruder und mein Cousin mich abends wieder vor meiner Wohnung abgeladen haben, standen Aliah und Julian gerade vor der Tür und klingelten vergeblich bei meiner Wohnung.

„Na, lässt euch keiner rein?", fragte ich und sie drehten sich erschrocken zu mir um.
„Ey, sag doch mal Bescheid, dass du nicht zu Hause bist. Wir stehen hier bestimmt schon 10 Minuten", meinte Aliah.
„Oh sorry, ich wusste ja nicht, dass ihr vor meiner Tür steht", sagte ich sarkastisch.
„Dein Gips ist ja ab", bemerkte Julian.
„Hab ich dir doch vorhin erzählt", meinte Aliah.
„Stimmt."
Ich musste lachen, da die zwei sich schon wie ein altes Ehepaar benahmen. Ich schloss die Tür auf und wir traten ein.

„Also, was führt euch in mein bescheidenes Heim?"
„Wow, du hast ja schon ganz schön leer geräumt", staunte Julian.
„Ist alles in den Kisten verstaut", erklärte ich und zeigte auf den Stapel im Wohnzimmer.
„Ich wollte dir doch helfen", schmollte Aliah.
„Das kannst du auch immer noch. Nick und Leon haben mir nur bisschen unter die Arme gegriffen."
„Wer ist Leon?", fragte Julian.
„Mein Cousin", antwortete ich und er nickte.

„Okay, mal zu deiner Frage zurück, wieso wir hier sind", begann Aliah und nahm in der Küche am Tisch Platz. „Jetzt wo du deinen Gips los hast und nicht mehr wie ein Volltrottel rum läufst.."
„Ey..."
„Sorry, aber sah schon echt bescheuert aus, wie du rum gehumpelt bist."
Ist die Ehrlichkeit von besten Freunden nicht wundervoll?
„Jaja, red weiter..."
„Wir zwei sollten mal wieder durch die Clubs ziehen. Am besten morgen", grinste sie mich an.
„Ich weiß nicht...ich müsste eigentlich noch ein bisschen sauber machen", zögerte ich, woraufhin Aliah die Augen verdrehte und genervt aufstöhnte. Julian musste sich das Lachen verkneifen.

„Ja so ein Umzug hat es eben in sich", verteidigte ich mich.
„Ja aber morgen Abend musst du doch nichts mehr putzen. Gönn dir doch mal eine Auszeit. Ich kann auch morgen vorbei kommen und dir mit helfen", versuchte sie mich weiter zu überreden.
„Hast du morgen etwa frei?"
„Ja, das ist unser letzter Tag zusammen, wenn du Samstag schon fährst. Ist doch logisch, dass ich mir da frei genommen hab."

Das Argument saß. „Nagut okay", grinste ich und freute mich schlussendlich doch, nochmal mit meiner besten Freundin um die Häuser zu ziehen.
„Kommst du morgen auch mit?", wandte ich mich an Julian, der ganz erschrocken zwischen mir und Aliah hin und her sah.
„Äh..nein...ich hab da noch...wir haben morgen Abend noch Training", stammelte er.
„Okay, dann nur wir beide", zuckte ich mit den Schultern.

Spät abends saß ich dann auf meiner Couch vor dem Fernseher und schaute Netflix. Übermorgen war es tatsächlich so weit. Ich würde all das Drama hier hinter mir lassen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen, auch wenn dieser noch nicht vollends durch geplant ist, da mir immer noch ein Job fehlte, aber das werde ich auch noch hin bekommen. Bewerbungen hatte ich ja bereits weg geschickt und jetzt wartete ich eigentlich nur noch auf Absagen oder hoffentlich eher auf Vorstellungsgespräche.
In mir stieg die Aufregung mit jeder Sekunde. Ich wusste, dass es das richtige war, aber ich wusste nicht, ob es sich dann schlussendlich auch so anfühlen würde.

Neuanfang - FF Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt